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Granulitgebirge bekannt. Es gehörte also ein außerordentliches fachmännisches Suchen und Verständnis dazu, wenn der Steinzeitmensch diesen seltenen Rohstoff aufgefunden und in seinem technischen Werte erkannt hat. Anderseits besteht die Möglichkeit, daß unsere feinkörnigen Eklogite aus den allerdings erheblich weiter entfernten Tälern der oberen Freiberger Mulde, Lößnitz und Flöha am Nordrande der Saydaer Kuppel gesammelt wurden, wo sie häufiger in kleinen Linsen, jedoch ohne Verknüpfung mit Serpentinen anstehen. Der frische, gleichsam gesunde Zustand des Gesteinsmaterials. spricht dagegen, daß die Flüsse der Eiszeit den Eklogit aus höheren Lagen des Gebirges in das mittelsächsische Hügelland transportiert und daselbst abgelagert haben, so daß es ganz unwahrscheinlich ist, daß der Jung steinzeitmensch dieses Material aus Eiszeitschottern herausgelesen hat. Im Unter suchungsgebiete stehen auch Biotitgneise und Quarzglimmerschiefer an, welche eben falls unter unseren Steingeräten anzutreffen sind. Aus einheimischem Rohstoff (Quarzglimmerschiefer) scheint auch die Spitzhaue vom vogtländischen Typ aus Niederschöna bei Freiberg hergestellt worden zu sein, die G. Neumann 11 ) erwähnt. Hornblendeschiefer sind zwar in der Döbeln-Nossener Phyllitzone ebenfalls ver treten, bilden aber nur so kleine Körper und stellen ein so mürbes, meist kalzitreiches Material dar, daß sie der Steinhandwerker weder gefunden, noch verwertet haben wird. Es lassen sich demnach eindeutig drei Rohstoffgebiete für die Steinwerkzeuge der Döbeln-Lommatzscher Pflege feststellen: 1. das Deckenschollengebirge von Frankenberg-Hainichen, 2. das Granulitgebirge der Gegend von Waldheim-Böhrigen, 3. der Erzgebirgsnordrand im Oberlaufe der Freiberger Mulde oder der Lößnitz und Flöha. Damit ist nachgewiesen, daß die steinzeitlichen Handwerker ihre Rohstoffe in ihrer Umgebung aufsuchten und auswählten. Die Orte, wo sie ihren Bedarf an Gesteins material deckten, lagen 20 bis 30 km, also etwa einen Tagesmarsch, vom Werk- und Verarbeitungsplatz entfernt, so daß ihnen eine breite und ergiebige Rohstoffbasis zur Verfügung stand, welche, wie namentlich die Wallrabesche ganz an die Orts fluren des Dorfes Birmenitz gebundene und dadurch besonders wertvolle Sammlung zeigt, nur in Einzelfällen und dann offenbar für bestimmte Zwecke durch Entnahme aus Schottern der eiszeitlichen Flüsse erweitert worden ist. III. Die Fundorte der Steingeräte Bevor wir die aus der Untersuchung für die Steinzeit in Mittelsachsen sich ergebenden Schlüsse und Folgerungen im einzelnen erörtern, müssen wir die Hauptfundorte im Döbelner, Mügelner und Lommatzscher Raume fixieren und die topographische Ge staltung desselben in großen Strichen kennzeichnen. Wir brauchen dazu die Meßtisch blätter Mutzschen 29, Oschatz 30, Stauchitz 31, Leisnig 45, Döbeln 46, Lommatzsch 47, Geringswalde 61, Waldheim 62, Roßwein 63, Frankenberg 78, Langenhenners dorf 79. Hauptachse der Landschaft ist das Tal der Freiberger Mulde von Gleisberg, das zwischen Nossen und Roßwein liegt, über Döbeln bis Leisnig. Die Talsohle fällt von 200 auf 150 m über dem Meeresspiegel. Während der Fluß auf seiner im allgemeinen von Südosten gegen Nordwesten gerichteten Laufstrecke von Süden her als Zuflüsse die Striegis und die Zschopau empfängt, zieht sich im Norden seines Tales in einer Entfernung von wenigen Kilometern die Wasserscheide zwischen der Freiberger Mulde einerseits und den nach der Elbe zu abfließenden Wasserläufen der Jahna und der Döllnitz andrerseits hin. Sie übersteigt in einem breitflächigen Höhenrücken die 300-m-Linie in der Wetterhöhe bei Roßwein-Seifersdorf, sinkt aber in westlicher Richtung ab (Zweinig bei Döbeln 285 m, Mückenbäume bei Mockritz 260 in, 11) G. Neumann, a. a. O. (10).