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Sie haben ihre Herkunft dem wachsenden Handel zu verdanken, der durch den Metalltausch sicher wesentlich verstärkt wurde. Am interessantesten sind die Kupferschmuckstücke, die Spirale aus Grab III, 7 (Abb. 6,1) von Niederkaina und der kleine Ring aus Grab II, 4 (Abb. 5, 5), weil sie die niedrige Zeitansetzung der Schnurkeramik auch für unser Gebiet bestätigen. Wir haben damit neben Gaußig 21 ), Naundorf bei Zehren 22 ) und Burk 23 ) einen weiteren Beweis für das Nebeneinander von Schnurkeramik und Aunjetitz. Durch strati- graphische Befunde kommen die schnurkeramischen Gruppen immer fester in den Bereich der Stein-, Kupfer- und der ältesten Bronzezeit. Das Metall hat in unserem Steinzeitmilieu den Stein als Werkstoff noch nicht verdrängt, es dient zunächst nur für Schmuckzwecke, wie in der Jordansmühler, Marschwitzer und der Oderschnur keramik, wenn wir die östlichen Nachbarkulturen heranziehen wollen. Mit europä ischem Maßstab gerechnet ist dies die Zeit der Glockenbecher. Die Frage nach der Datierung der ältesten Metallfunde und der damit verknüpften Kulturen ist seit dem Fund von Bygholm immer wieder gestellt worden 24 ), damit aber überhaupt die Frage nach dem Alter der neolithischen Spätkulturen 25 ), speziell auch für unsere Schnur keramik 26 ). Die Vorlage des schnurkeramischen Materials der Oberlausitz hat gezeigt, daß ein weitaus reicherer Bestand vorhanden ist, als bisher vermutet wurde, und daß eine einfache Eingliederung in die mitteldeutsche Gruppe nicht möglich ist — so fehlen in den Gräbern bisher die sächsisch-thüringischen Streitäxte überhaupt —. Es werden vielmehr östliche Beziehungen wenigstens bis ins Odergebiet festgestellt werden können, sobald das gleichzeitige Kulturgut unserer Nachbargebiete einmal vorgelegt wird. Bis dahin ist eine isolierte Auswertung nicht angebracht. Auch für die Ober lausitz müssen erst noch mehr gut gegrabene Funde zur Verfügung stehen, ehe eine Feingliederung durchführbar wird. Bisher läßt sich nur soviel sagen: Vorformen der Schnurkeramik fehlen bei uns bisher, ebenso sind die oft noch als ältestschnurkera misch angesprochenen Typen, die Becher und Amphoren mit langem Hals, nur in wenigen schon verschliffenen Exemplaren vertreten 27 ). Eine zeitliche Gliederung des vorgelegten Materials ist zunächst nur rein typologisch möglich, somit also nicht von Fehlern frei. Die Herkunft der einzelnen Elemente und die Richtung und Stärke der Kulturbezichungen sind ebenfalls noch nicht absolut bestimmbar. Erwiesen ist die Skelettbestattung in Gruben und zeitlich der Anschluß an die Metallzeit. Als Kenn zeichen für junges Alter dürften neben der Ritzung die Kerbung und Stichverzierung gelten, daneben die an Marschwitz erinnernden Schlauchformen und ein großer Teil der unverzierten Ware. Der Anschluß an Aunjetitz kann als gesichert gelten. Weitere Einzelergebnisse werden erst die folgenden Untersuchungen bringen; der Sinn der hier vorgelegten Zusammenstellung war die Veröffentlichung der vorhandenen Bestände, damit deren Auswertung von einem größeren Kreis vorgenommen werden kann. 21) W. Coblenz, in Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 1945—-1950, S. 23ff. 22) Frenzel, Radig, Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, 1934, S. 133 u. 169. W. Coblenz, a. a. 0., S. 29, Anm. 11. 23) W. Grünberg, in Sachsens Vorzeit, 1939, S. 21—51. 24) P. Reinecke, in Mainzer Zeitschrift XXIV/XXV, 1929/30, S. 58ff. N. Aberg, Bronzezeitliche und früheisenzeitliche Chronologie III, 1932, S. 159ff. W. Petzsch, Mannus 25, 1933, S. 137ff. J. E. Forssander, Der ostskandinavische Norden der ältesten Mctallzeit Europas, 1936. E. Sprockhoff, Die nordische Megalithkultur, 1938, S. 143ff. 25) Besonders J. E. Forssander, a. a. 0. 0. Tschumi, Zur Frage einer alteuropäischen Kupferzeit, ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Fest schrift R. Bosch, Aarau, o. J., S. 75ff. 26) Zuletzt Fr. Behn, Ein Grabfund der Stein-Kupferzeit von Kelsterbach/Starkenburg, Germania 22, 1938, S. 77ff. 27) Bemerkungen zur Chronologie bei U. Fischer, Archaeologia Geographica 2, 1951, S. 65 ff.