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zu können, noch dazu, da die Oberlausitz rings von Landschaften umgeben wird, in denen die Bandkeramik einen beachtlichen Siedlungsniederschlag hinterlassen hat. Betrachten wir nun kurz das Verbreitungsgebiet der schnurverzierten Tonware (Abb. 74, S. 96), so stellen wir eine Häufung der Funde in der engeren Umgebung Bautzens und in den Tälern fest. Spreeaufwärts kommen wir bis an den Rand des Mittellausitzer Gebirges (z. B. die Funde der verschiedenen Ortsteile von Großpostwitz und von den Hängen des Mönchswalder Berges). Ein zusammenhängendes dichtes Besiedlungsgebiet ist von Bautzen bis zum Schwarz- und Klosterwasser erkennbar. Eine weitere Häufung zeigt das engere Hoyerswerdaer Gebiet. Das nördliche Seengebiet ist etwas dünner besiedelt; ebenfalls werden die Funde östlich des Löbauer Wassers selten; auch Zittau ist nur durch einen Fund vertreten. Die Westgrenze des zusammenhängenden schnurkerami schen Gebietes der Oberlausitz liegt ungefähr bei Königsbrück. Wir haben damit ein ziemlich geschlossenes Kulturgebiet vor uns, dessen Zentrum besonders dicht belegt ist. Auch die Einbeziehung der Steingeräte würde das gewonnene Bild kaum wesentlich beeinflussen; auf diese wurde aber absichtlich verzichtet, da dieses Gerät nicht immer als so stark kulturgebunden gelten kann wie die Keramik und außerdem auch außerhalb der Siedlungen und Gräberfelder gefunden wird. Betrachtet man nun die einzelnen Fundstellen nach ihrer Lage im Gelände, so muß man feststellen, daß sowohl die Gräberfelder als auch die wenigen Siedlungen oder deren Reste meist auf den Höhen (Burk, Niederkaina usw.) oder an Hängen von Bergen (Lehn), kaum unmittelbar in den Tälern liegen. Durch das Fehlen der meisten Fundbeobachtungen ist nur von einem Teil der Fund stellen über die Grabanlage etwas auszusagen, über Siedlungen eigentlich überhaupt nichts (Doberschau „mit 2 Herdgruben“ und Lehn „mit Mahlstein und Aunjetitz" sind problematisch) 4). Bei den Gräbern überwiegen die Flachgräber. Hügel sind nur von zwei Stellen bekannt So berichtet Frenzel 4 5 ) von einem Hügelgrab in Eutrich mit „achthenkliger Kruke und Wetzstein“, sagt aber über den weiteren Aufbau nichts aus 6 ). Der Gaußiger Hügel I, in dem sich die zerstörte schnurkeramische Anlage befand, kann unter Umständen erst von den Aunjetitzern bei der Anlage der zweiten Steinkiste über die Gesamtanlage gewölbt worden sein, vorausgesetzt, daß die beiden Anlagen nicht zeitgleich sind, und auch dann könnte der Aufbau des Hügels auf Aunjetitzische Einflüsse zurückgehen 7 ). Bei den anderen gut beobachteten schnurkeramischen Gräbern handelt es sich um Flachgräber, von denen einige ebenfalls Steinschutzhaben (Bautzen, Paul-Neck- Straße, früher Hausenstraße: in Nord und West durch Steine geschützt und abgegrenzt; Burk. Grab 14: Steinkiste; Niederkaina, Grab 11,4: regellose Steinabgrenzung der Grab grube), die meisten aber als reine Erdgräber anzusprechen sind (Burk, Grab C; 22 und 26; Brandhofen, Grab 2; Niederkaina, Märzgrabung, Grab 17 und 24; amtliche Gra bung, Grab I, 31; III, 7, 8 und 55; IV, 45). Dabei beobachten wir meist Gruben bis zu einer Ausdehnung von 3 X 1,50 m (Burk — Frenzel, Burk, S. 12 Niederkaina, Grab I, 31; 1,65 X 1,50 m; Grab II, 4: 2,50 X 1,20 m; Grab III, 7: 2,15 X 1,60 m; Grab III, 8: annähernd 1,50 X 1,50 m; Grab III, 55: 2,70 X 1,40 in) und einer Tiefe bis zu über 1,50 m. Die Grubenfüllung war in den Niederkainaer Gräbern lehmiger als die Umgebung, und es fanden sich auch meist Kalkbeimengungen. Die Orientierung ist in allen bekannten Fällen grob Nord—Süd. Nach der Größe der Anlagen, sowohl derjenigen mit Steinschutz, als auch der reinen Erdgräber dürfte es sich in allen Fällen 4) G. Bierbaum, Prähistorische Zeitschrift XXI, 1930, S. 336. 5) Bilderhdb., S. 26. «) A. a. O., S. 25, Abb. Mitte. W. Frenzel, Die unterirdische Lausitz, 1929, S. 73, Tafel XVI, 3 (dort als Caßlau bei Neschwitz, trotz des Hinweises auf das Bilderhandbuch). Hierzu vgl. G. Bierbaum, a. a. O., S. 336. 7) W. Coblenz, Arbeits- und Forschungsberichte zur Sachs. Bodendenkmalpflege, 1945—1950, 1951, S. 23ff., bes. 28.