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Während die Zittauer Prägung mit dem Jahre 1300 abschließt, ist uns das Aufhören der Prägung in Bautzen und Görlitz nicht überliefert. Wir wissen aber, daß sie die Zittauer Geldprägung noch um mindestens zwei Jahrzehnte überdauert hat 11 ). Das Görlitzer Stadtbuch berichtet etwa im Jahre 1315 über einen Streit mit dem landesherrlichen Münzmeister. Diese Auseinandersetzung hat die Prägung und den Umlauf von Brakteaten zur Voraussetzung und gestattet einen aufschlußreichen Einblick in gewisse Einzelheiten der Geldwirtschaft zur Zeit der Brakteatenprägung 12 ). Die Herstellung der Pfennige (Brakteaten) erforderte beträchtlich höhere Unkosten als die im Großhandel gebräuchlichen Silberbarren. Statt eines Gewinnes arbeitete der Münzmeister, der sein Silber zur Verfügung stellte und den Betrieb finanzierte, mit Verlust. Wenn er sich auch aus dem Zoll einkommen und dem Bankgeschäft, das mit dem Münzmeisteramt verbunden war, schadlos halten konnte, so blieb immerhin sein Betriebskapital, das er in der Münze angelegt hatte, unverzinst. Aus dem Verlangen, die Unkosten des Münzbetriebes unmittelbar zu decken, ist wohl die Anordnung zu ver stehen, die die Münzen alljährlich für ungültig erklärte und gebührenpflichtige Umwechslung gegen neue, am geänderten Münzbild erkennbare, forderte. Diese unbequeme Verordnung war leicht zu umgehen, da ja das alte Geld auch nach seiner Einziehung den vollen Edelmetallwert behielt. Man tauschte es einfach nicht um, wie es die Zusammensetzung fast jedes Brakteaten- fundes beweist. Um seine Anordnung durchzusetzen, schickte der Münz meister seine Knechte auf die Märkte, um die am Münzbilde leicht kennt lichen verfallenen Pfennige durch Zerschneiden oder Zerbrechen ungültig zu machen. Diese Störung des Marktbetriebes hatte der Rat zu Görlitz da durch verhindern wollen, daß er dem Münzmeister „hundert Mark (= 25 kg Silber) zu Wechsel gab“. Wir fassen diese schwer verständliche Bemerkung wohl richtig auf, wenn wir annehmen, daß der Stadtrat dem Münzmeister ein zinsloses Darlehn in Höhe seines Betriebskapitals überließ; diesen Be trag konnte er zinsbar anlegen und auf die Störung des Marktbetriebes durch Einziehung verfallenen Geldes verzichten. (Wenn diese Deutung richtig ist, dann wäre das Betriebskapital der Görlitzer Münze 25 kg Silber gewesen, und die jährliche Ausprägung hätte, den Pfennig zu 0,8 g gerechnet, reichlich 30000 Stück im Gesamtgewicht von 25 kg betragen.) Der Münzmeister nahm das Geld, ließ aber die Pfennige weiter an sieben Markttagen brechen. Es kam zu einer Verhandlung, deren Ergebnis im Görlitzer Stadtbuch niedergelegt wurde. Da diese Eintragung nach Jecht 11) W. Haupt, Umlaufzeiten der Zahlungsmittel in der Oberlausitz, in: Deutsche Münzblätter, 1936, Nr. 397, S. 3. 12) C. Fr. v. Posern-Klett, a. a. O., S. 336, Nr. 18.