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dorfer Brakteaten mit Monden und Sternen (Tafel 18, 199), die nicht in dem Niederlausitzer Fundgebiet entstanden sein können, späte Oberlausitzer Brakteaten vor uns haben. Dafür spräche das schon einige Jahrzehnte früher in der Oberlausitz mehrfach vorkommende gleiche Münzbild Halbmonde und Sterne (Tafel 11, 118 und 13, 144, 145). Eine zweite Möglichkeit wäre die, daß die Oberlausitz etwa von 1280 an ähnliche Münzen geprägt hat wie die Markgrafen von Meißen. Dann wäre es denkbar, daß unter den schrift losen Brakteaten von Straßgräbchen und Löbau Oberlausitzer Gepräge ent halten wären. Es wäre aber ein so gut wie hoffnungsloses Beginnen, diese mit Sicherheit ausfindig machen zu wollen. Die dritte Möglichkeit wäre die, daß man in der Oberlausitz nie aufgehört hat, die gegossenen Prägestempel vor dem Gebrauch zu glätten, daß also die Gruppe Reutnitz— Linda nicht um 1275 abschließt, sondern sich noch längere Zeit hält, sich vielleicht bis zu dem noch unbekannten Endpunkt der Oberlausitzer Brakteatenprägung er streckt. Die Zusammensetzung des Fundes von Straßgräbchen aus gleich gut erhaltenen späten Meißnern und Oberlausitzern der Gruppe Reutnitz—Linda läßt es möglich erscheinen. Wegen des Aussehens der Brakteaten, die zwischen 1253 und 1300 in Zittau geprägt wurden, sind wir nur auf Vermutungen angewiesen. Wir müssen annehmen, daß sie die Größe der übrigen Oberlausitzer haben, da das Land Zittau auch nach seinem Verbleib bei Böhmen mit den brandenburgisch gewordenen Ländern Budissin und Görlitz weiterhin eine wirtschaftliche Einheit bildete. In Böhmen dagegen wurden die kleinen Brakteaten der Funde Friedersdorf (Tafel 10, 109) und Grubschütz geprägt, die als eine Art Fremdkörper, unvermischt mit einheimischen Münzen, im Lande um liefen. Ich habe darum versucht, die großen Brakteaten mit königlichen Abzeichen (Tafel 13, 149; 11, 127; 12, 130 und 18, 205 bis 208) nach Zittau zu legen 8 ). Dagegen kann man geltend machen, daß das Bild des Königskopfes von Tafel 18, 208 verkleinert, aber sonst vollkommen gleich, auch in der Niederlausitz, die niemals königlich war, vorkommt 9 ). Der Versuch, auch die Brakteaten des Fundes von Celakovice nach Zittau zu legen, den ich unter Zustimmung der tschechischen Forschung unternommen habe 10 ), wird sich nur so lange aufrechterhalten lassen, bis es nachzuweisen gelingt, daß in den an das heutige Sachsen grenzenden böhmischen Münz stätten gegen Ende des 13. Jahrhunderts statt der im Inneren Böhmens geprägten kleinen Brakteaten (Fund Friedersdorf, Tafel 10, 109, und Grub schütz) ebenfalls späte große Brakteaten entstanden sind. 8 ) W. Haupt, Zur Münzkunde des Landes Zittau im Mittelalter. S. 41 ff. •) E. Bahrfeldt, Zur Münzkunde der Niederlausitz im 13. Jahrhundert, in: Niederlausitzer Mit teilungen XVII, Nr. 335. “) W. Haupt, Zur Münzkunde des Landes Zittau im Mittelalter, S. 44 ff.