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Formenschatzes sind. So sind die Brakteaten mit dem kleinen Adler von Beutnitz (Tafel 13, 151) und dem doppelten Turm von Linda (Tafel 12, 131) in der Sammlung Bamberg in Berlin-Wannsee bis auf die Umschrift völlig bildgleich geprägt, aber von sandigem Stempel. Denn anfänglich hatte man die vom Formsand der Gießform rauhe Oberfläche des gegossenen Stempels durch Ziselieren geglättet, ersparte sich aber nach 1265 in den Hauptgebieten der Brakteatenprägung diesen Arbeitsgang, wodurch die Münzen eine rauhe, sandige Oberfläche behielten. In der Oberlausitz, wo das Geld nicht zur Massenware wurde wie im Meißnischen und Böhmischen, scheint man die Stempel länger, vielleicht bis zum Ende der Brakteatenprägung, geglättet zu haben. Wir sehen, die so schönen Münzen dieser Gruppe geben uns eine Menge Rätsel auf. Wenn man ganz exakt formulieren wollte, so wäre die Bezeich nung „nach Art von Reutnitz und Linda“ einer apodiktischen Zuteilung an die Oberlausitz vorzuziehen, mit Ausnahme der durch Vorkommen in mehreren Funden als einheimisch gesicherten Stücke. Für die Richtigkeit der gebräuchlichen Altersansetzung nach den späteren Königsbrakteaten spricht es, daß die „Oberlausitzer Brakteaten der Bran denburger Zeit“ sich mit früheren und späteren Funden überschneiden. Im Funde von Reichenbach 1800, der sonst nur aus Königsbrakteaten be steht, lag wenigstens ein Oberlausitzer Hirschbrakteat (Tafel 7, 82), und für unsere Schlußfolgerung ist es sogar gleichgültig, ob man ihn lieber als ein Gepräge der Burggrafen von Dohna ansehen will. In dem späten Fund von Straßgräbchen, der schon der Zeit um 1280 angehört, kommen noch ein paar gut erhaltene Brakteaten der Brandenburger Zeit vor (Tafel 17, 194 bis 197), die also von der Hauptmenge des Fundes zeitlich nicht weit entfernt liegen. Späteste Brakteatenfunde Den Geldumlauf um 1280 kennen wir aus den Funden von Straßgräbchen und bei Löbau, von denen der letzte nicht sehr gut beglaubigt ist, aber, da er keinen abweichenden Inhalt bietet, als Beleg gelten bleiben mag. Dazu kommt, wenn man die Landesgrenze nicht zu streng zieht, der Fund von Niederullersdorf bei Sorau. Diese Funde enthalten in der Überzahl spätmeißnische Brakteaten von sandigem Stempel, dabei ein paar Ober lausitzer der Brandenburger Zeit, die man versucht ist, wegen ihrer guten Erhaltung für gleichaltrig zu halten, und je einem alten meißnischen und böhmischen Brakteaten. Stellen wir nun die Frage nach der Oberlausitzer Geldprägung zu dieser Zeit, so sehen wir drei Möglichkeiten. Erstens ist es möglich, daß wir in den von sandigem Stempel geprägten Niederullers-