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mit Flügel und Schlüssel (Tafel 10, 105) das Wappen von Lauban. Doch fehlen urkundliche Nachweise, daß der einheimische Adel (und auch die Stadt Lauban) das Münzrecht innegehabt hätte. Gewisse Lieblingsbilder treten immer wieder auf. Ihre gegenseitige Abhängig keit und häufige Wiederkehr in den Funden erhärtet Oberlausitzer Her kunft. Es sind Bilder eines oder zweier Flügelhelme, in flächiger oder linearer Zeichnung, und deren Schmuck, das Flügelpaar allein, mit je vier oder fünf Federn, mit und ohne Kugeln auf dem Rande, wohl als Unter scheidungsmerkmal verschiedener Jahrgänge, außerdem Halbmonde und Sterne mit ähnlich geringfügigen Unterschieden. Dieser Bilderreichtum der Oberlausitzer Funde nach 1253 hat geradezu ver führt, unbestimmbare Brakteaten mit recht ausgeprägten, anschaulichen Bildern einfach als Oberlausitzer anzusprechen. Dabei ist es noch gar nicht erwiesen, daß alles, was die damaligen Funde enthalten, auch wirklich in der Oberlausitz entstanden ist. Wir wissen z. B. von der Brakteaten- prägung mitteldeutscher kleiner münzberechtigter Herren, vielleicht auch Städte, viel zu wenig, als daß wir die Herkunft mancher unserer Stücke aus deren Münzstätten ohne weiteres ausschließen und mit Sicherheit die Herkunft aller dieser Münzen aus der Oberlausitz herleiten dürften. So unterscheidet sich eine Gruppe aus dem Funde von Linda sehr deutlich von allen übrigen; es sind die Stücke, deren Münzbild in den Rand über geht: Hahn, Adler, Doppeladler, Adler und Löwe Rücken an Rücken (Tafel 11, 117, 120, 122, 123). Sie sind eine stilistische Einheit von der gleichen künstlerischen Handschrift, viel geschickter gearbeitet als die übrigen. Es fällt immerhin auf, daß der weniger gewandte, aber viel volkstümlich handfester gearbeitete Hahnenbrakteat von Reibersdorf (Ta fel 10, 115) und Reutnitz (Tafel 13, 152) in der gleichen Fundgruppe vor kommt, ebenso ein kleiner Adler von Reutnitz (Tafel 13, 151), Reichenberg (Tafel 10, 107) und Straßgräbchen (Tafel 17, 196). Es ist in diesem Falle viel wahrscheinlicher anzunehmen, daß ein weniger einfallsreicher Stempel schneider seinen Bilderschatz durch ein auswärtiges Münzbild erweitert, als daß er ein bereits von der eigenen Münzstätte verwendetes Bild wiederholt hätte. Vielleicht ist es zulässig, die Verschiedenheit des Stiles zur Unter scheidung von Bautzner und Görlitzer Geprägen zu verwenden. Denn wenn man auch für den jährlich wechselnden Betrieb beider Münzstätten die gleichen technisch geschulten Arbeitskräfte verwendet haben mag, so kann der Münzmeister doch als Stempelschneider sehr wohl jeweils einen Bautzner und Görlitzer Kunsthandwerker, vielleicht Goldschmied, beauftragt haben. Eine weitere Schwierigkeit für die unbedingte Zuweisung aller Fundstücke an Oberlausitzer Münzstätten bedeutet es, daß alle diese Münzbilder nichts als besonders gelungene Ausprägungen des allgemeinen mittelalterlichen