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des nordböhmischen Fundes von Hermsdorf 6 ) und einzelne Stücke von Diehsa, Tafel 4, 39, 40, 42 und Wehrsdorf, Tafel 3, 34 seien, unter Voraussetzung einer schon damals bestehenden Görlitzer Münzstätte, der Bautzner Münze zu zuweisen, aber mir scheint jetzt doch die erwähnte Bestimmung der Teilungs urkunde von 1268 7 ) wahrscheinlicher zu machen, daß erst infolge der Teilung die Errichtung einer Görlitzer Münzstätte nötig wurde. Aus der Bestimmung der Teilungsurkunde, daß fortan jährlich abwechselnd in Bautzen und Görlitz geprägt werden solle, könnte man wohl folgern, daß bereits vorher in beiden Städten gemünzt worden sei; wahrscheinlicher ist aber doch wohl, daß erst nach der Teilung des Landes für den zweiten Landesteil eine eigene Münz stätte eingerichtet wurde; denn bestanden bereits zwei, so hätte man sicher nicht — wie es doch tatsächlich, offenbar im Interesse einer gerechten Teilung des Ertrages, geschah — alljährlich eine von beiden stillgelegt. Versuche, Buchstaben auf Oberlausitzer Brakteaten dieser Zeit (Tafel 12, 138 und 11, 121 bis 124 und 12, 130, 131, 136 und 13, 140) auf die Namen aska- nischer Markgrafen zu deuten und demnach die Münzen einer der beiden Münzstätten Bautzen oder Görlitz zuzuweisen, sind wohl als abwegig an zusehen. Zuverlässig ist nur die Angabe der Münzstätte GORLIZ auf zwei verschiedenen Brakteaten nach 1253 (Tafel 12, 232 und 14, 154). Gepräge der beiden Münzstätten können wir nicht unterscheiden. Münzfunde nach 1253 Die Oberlausitzer Prägung dieses Zeitabschnittes kennen wir hauptsächlich aus den Funden von Linda 1791 und Reutnitz 1793. Sowie mit dem Übergang an Brandenburg das kulturelle Übergewicht der westlichen und südlichen Nachbarstaaten vorübergehend ausschied, erlosch auch der Einfluß des höfischen Münzbildschemas. Es lebte die alte urwüchsige Freude an kraft- und lebensvollen Bildern wieder auf, und die bildfreudige Schaffenskraft der einheimischen Künstler schuf, wie schon einmal vor hundert Jahren, Bilder, die unter den übrigen bekannten deutschen Brakteaten dieser Zeit kaum ihresgleichen haben. Nichts schien ungeeignet, auf den Münzen wiedergegeben zu werden: von Mond und Sternen am Himmel, gekrönten Häuptern, Wappenhelmen und -flügeln, Türmen, Adlern und Löwen bis zum Hahn auf dem Hofe, dem Hirsch im Walde, dem Ochsen kopf, dem Kleeblatt auf der Wiese, ja bis zum politischen Spottbild des Schweins- und Hundekopfes mit Diadem und Kutte. Es wäre wohl grundsätzlich möglich, in diesen Bildern Andeutungen auf Stadt- und Adelswappen zu suchen, z. B. trägt der Brakteat Reichenberg 1 •) E. Fiala, esk denry, S. 415. 7 ) C. Fr. v. Posern-Klett, a. a. 0., S. 335.