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stempeln gearbeitet zu haben, die, mit einem Dorn in einen Holzklotz ein gelassen, wie ein Amboß als Unterstempel verwendet wurden. Sie waren nach einem Holzmodell leicht herzustellen und zu vervielfältigen. Der ge naue Münzfuß läßt sich im 13. Jahrhundert für die Oberlausitzer Brakteaten nicht ermitteln, nur so viel ist sicher, daß sich die Münzen nicht nur in Stil und Machart, sondern auch im Gewicht vollkommen nach dem meiß nischen Vorbild richten, ein Grund mehr für die Schwierigkeit, aus der Menge gleichartiger Münzen die Oberlausitzer herauszufinden. Denn wenn wir schon im 12. Jahrhundert eine eigene Oberlausitzer Prägung als erwiesen ansehen dürfen, so ist es unbegründet, deren Auf hören nach 1200 anzunehmen, auch wenn der Nachweis einer Münzprägung in diesem Zeitabschnitt nicht so leicht ist wie vorher. Während in den Funden des 12. Jahrhunderts eine Gruppe von Münzen sich deutlich von bekannten Geprägen der Nach barländer abhebt, die man also für einheimisch halten kann, so fällt für die Funde des beginnenden 13. Jahrhunderts dieses Unterscheidungsmerkmal weg. Denn bis zum Jahre 1200 hatte sich in Meißen 4 ) und Böhmen 5 ) und offenbar auch in der Oberlausitz ein einheitliches Bildschema durchgesetzt, das den sitzenden Landesherrn von vorn zeigt, als König mit, als Markgraf ohne Krone, mit allerhand jährlich wechselnden Abzeichen in den Händen. Die Brakteaten aber, die die Könige von Böhmen als Markgrafen der Ober lausitz ausgehen ließen, unterscheiden sich von ihren übrigen Prägungen weder durch Bildwerk, noch Machart, noch Münzfuß, so daß man von den Königsbrakteaten in den Oberlausitzer Funden des frühen 13. Jahrhunderts nur annehmen, aber nicht bestimmt sagen kann, daß sie hier entstanden sein können. Nicht vereinfacht wird die Frage dadurch, daß solche Königs brakteaten auch noch aus manchen Münzstätten der deutschen Könige her rühren können. Ich habe vor allen Dingen in Prag, aber auch in Dresden, Berlin und Leipzig in den Beständen der dortigen Kabinette versucht, ob sich die Oberlausitzer Herkunft einer gewissen Gruppe der Königsbrakteaten von 1200 bis 1230 nachweisen lasse, muß aber die Erfolglosigkeit aller Be mühungen eingestehen. Es bleibt nichts anderes übrig als anzunehmen, daß die Königsbrakteaten der Funde von Unwürde 1794, Tafel 2, 16 bis 23 und Kamenz 1910 wahrscheinlich in der Oberlausitz entstanden sind, aber eben nur wahrscheinlich, und daß es uns nicht möglich ist, die Oberlausitzer Königsbrakteaten bis 1230 aus den übrigen auszusondern. Nicht ausgeschlossen scheint es, daß im gleichen Zeitraum 1200 1230 in der Oberlausitz auch einzelne Münzen mit einem ungekrönten Herrscher- 4 ) W. Schwinkowski, Münz- und Geldgeschichte der Mark Meißen und Münzen der weltlichen Herren nach meißnischer Art (Brakteaten) vor der Groschenprägung. Frankfurt a. M. 1931. 5 ) E. Fiala, esk denäry, 1895 — 1897.