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Boden selbst aus einer spiral gewickelten dünnen Walze geformt worden zu sein. Diese Technik ist offenbar der bei geflochtenen Behältnissen (Bienenstöcken, Körben und dgl.) angewendeten nachgebildet. Man erkennt sie deutlich an Ritzen zwischen den einzelnen Windungen der Spiralen, wenn diese manchmal nicht sorgfältig durch Verknetung ausgeglichen sind. Außer dieser Art wurde sicher auch eine andere Technik angewendet, nämlich das Modellieren des ganzen Topfes aus einem einzigen Tonklumpen. Dem Ton wurde absichtlich eine größere oder geringere Menge zerstoßenen Granits oder Quarzes beigemischt, um dem Platzen des Gefäßes beim Brennen vor zubeugen und es gegen die Wirkung des Feuers widerstandsfähiger zu machen. Die Wand des Gefäßes ist dick, uneben, nicht sorgsam geglättet, aschenfarben, braun oder gelb in verschiedener Abtönung. Manche so mit der Hand gefertigten Gefäße wurden zwecks besserer Formung des Oberteils nachträglich auf einer primitiven Töpferscheibe abgedreht. Diese bestand aus einem länglichen Brett oder Bänkchen, in dem eine Achse steckte, die die um das obere Ende der Achse drehbare hölzerne Scheibe trug. Diese Scheibe hatte entweder auf ihrer Unterseite eine kreisrunde Vertiefung, mit der sie auf der Achse aufsaß, oder die Achse steckte in einem durchgehenden Loche der Scheibe, wobei ihr Ende gleichhoch, höher oder niedriger als die Oberfläche der Scheibe lag. Es entstand also bei der Drehung auf dem Boden des Topfes eventuell eine Vertiefung oder ein kleiner Buckel. Diese mit der Hand betriebene Vorrichtung nennen wir Handtöpferscheibe. Bei der Abdrehung des Gefäßes, die sich in der Regel auf den Rand und den Oberteil beschränkte, bediente man sich der Hand, eines feuchten Lappens oder Leders oder auch eines Hölzchens bzw. Messerchens. Während der Drehung blieben an der Hand bzw. den erwähnten Hilfsmitteln kleine Körnchen des dem Tone beigemischten Steingruses haften, die auf der Gefäßwandung feine parallele Rillen hervorriefen, durch die man leicht die Abdrehung erkennen kann, wie ebenso an der oben erwähnten Ge staltung des Gefäßbodens. Die Formen der auf diese Weise hergestellten altpolnischen Gefäße sind nicht sehr mannigfaltig. Am typischsten sind die schwach profilierten, mit leicht über gebogenem Rande und unbedeutender Wölbung des Bauches, ähnlich die ei förmigen, die mit S-förmigem Profil und die doppelkonischen mit mehr oder weniger hervortretender Schulter, die in der Mitte oder in Zweidrittelhöhe des Gefäßes liegt. Von selteneren Formen seien zwei an die jüngere Periode der römischen Pro vinzialkultur anknüpfende genannt: Pokale mit glattem Fuß — Dziecin im Kreis Zielona Gora (Grünberg) und Orzeszkowo im Kreis Groda Sloska (Neumarkt) — und Schüsseln in der Form eines Kugelabschnitts oder auch mit flachem Boden und niedriger, zylindrischer oder leicht divergierender Wandung. Die letztere Vari ante entspricht vollkommen den heute noch in der Gegend von Wilno gebräuch lichen tönernen Pfannen. Wahrscheinlich sind als solche beide Typen benutzt worden. Noch seltener ist ein Gefäß mit zwei senkrechten Henkeln, von dem ein Bruch stück in der ältesten Schicht von Gniezno (Gnesen) gefunden wurde. Da Gefäße mit ähnlichen Henkeln schon von der Wende des 4. und 5. Jahrhunderts her aus Schlesien bekannt sind, ist es möglich, daß der Beleg von Gnesen, der einzige frühgeschichtliche Typ mit Henkeln, ein Erbe aus der Völkerwanderungs zeit darstellt.