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das im gesellschaftlichen, militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Sinne wirkliche Staatsgebilde des Großmährischen Reiches. Es ist das Produkt der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung der nördlich der Donau sitzenden Slawen, die in der materiellen Kultur — wenn auch nicht immer ganz deutlich — schon vom Ende des 4. Jahrhunderts, nach dem Fall des Imperium Romanum, zu verfolgen ist. Demgegenüber kann man den Staat Samos nicht einen Staat im eigentlichen Wortsinne nennen. Es fehlten noch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen zu einer wirklichen Staatenbildung. Noch gab es keine Stämme, die Grundlage der damaligen slawischen Gesellschaftsordnung bildeten noch immer die Sippen. Samo stellte sich nach den schriftlichen Quellen an die Spitze der von den Awaren unterdrückten Slawen und schuf eine Art Militärbund, der sich von allein wieder auflöste, sobald die größte Gefahr gebannt war, besonders nach dem Tode Samos. Aus Kapitel IV. Der Beitrag der südmährischen Ausgrabungen zur Kenntnis der Kultur der alten Mährer. Sehr interessante Keramikfunde ergab das Gräberfeld bei Dolni Vestonice (Unter-Wisternitz a. d. Thaya). Sie haben sich in feinem Sande gut erhalten. Die Mehrzahl der Gefäße ist auf der Töpferscheibe gefertigt. In der Verzierung herrschen die waagerechten Rillen und mehrfache oder auch einzelne Wellen linien vor. Ganz ausnahmsweise bilden mehrfache Einstiche den Zierat. Die Gefäße sind gut durchgebrannt, meist ohne Bodenzeichen, nur einige weisen runde Grübchen oder gegliederte Zeichen, darunter auch das Hakenkreuz, auf. Die Ränder der Gefäße sind in der Mehrzahl bedeutend übergebogen und scharf abgeschnitten oder auch simsartig abgeschlossen. Es herrschen also Formen der III. Stufe vor, die, nach dem Grabinventar zu urteilen, zum Teil ins 9. Jahr hundert gehören. Ins 10. Jahrhundert kann man die Gefäße mit gegliederten Bodenzeichen ansetzen. Sie erscheinen im mährischen Keramikinventar am Anfänge dieses Jahrhunderts. Die jüngsten Gräber enthalten Keramik der IV. Stufe mit stark übergebogenem, scharf abgeschnittenem Rande, an dessen Oberfläche sich eine kleine Rinne für die Stürze befindet. Im Keramikinventar befinden sich Gefäße, die mit ihrer Verzierung — der hohen steilen Wellenlinie — und der vollendeten Ausführung an die Form von Blucina erinnern, aber auch Gefäße ähnlich der Keramik im Marchgebiet, also faß förmige, mit waagerechten Rillen und einer oder mehreren Wellenlinien da zwischen verzierte. Das Vorkommen solcher Gefäße auf dem Gräberfeld von Wisternitz ist nicht zufällig und sehr begreiflich, berührt sich doch die Gegend an den Pollauer Bergen (Pavlovske vrehy) einerseits mit dem Gebiet des Typus von Blucina, andererseits mit dem Bereich der Marchkeramik im Gebiete der unteren March. Betrachtet man das keramische Inventar von Unter-Wister nitz als Ganzheit, so kann man feststellen, daß sich die Mehrzahl der Gefäße in Form, Verzierung und Material in keiner Weise von der slawischen Keramik der Skelettgräber zwischen Donau und Thaja und im Karpatenkessel unterscheidet. Analogien zu diesen Funden weisen z. B. die alten Burgwälle zwischen Oder und Bober bei Gostyn (Gustau, Kreis Glogau) und Dziecin (Kleinitz, Kreis Grünberg) auf. Dort sind dieselben Formen mit dem Bruch und der Profilierung im oberen Drittel wie in Wisternitz vertreten, und zwar bilden sie die jüngste Gruppe der dortigen Keramik, deren Entstehung in die Zeit anzusetzen ist, als die dortige slawische Keramikproduktion in Berührung mit der Töpferei Mittel-