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slawischen Burg Biskupin (Kreis nin in Polen) wichtig. Auf unserem Staats gebiete und besonders in Mähren wurden in letzter Zeit auch größere Friedhöfe mit Keramik der I. Stufe aufgedeckt. In diesen Brandgräbern waren auch metal lene Gegenstände, die zur Datierung der Tonware dieser Stufe wesentlich beitrugen. Wenn auch im Vergleich mit dem gesamten keramischen Inventar auf dem Begräbnisplatze von Velatice bei Brno (Brünn) wenig metallene Beigaben vorhanden sind, tragen diese doch dazu bei, wenigstens in groben Umrissen den Anfang dieser Begräbnisstätte und hier gefundene unverzierte Gefäße der I. Stufe zu datieren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser ausgedehnte Brand gräberfriedhof schon in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts entstand. Diese These wird bestätigt durch das Vorkommen von Gefäßen der I. Stufe mit konischem Band und bedeutender Breitenausdehnung, die an Gefäße des Prager Raums erinnern und deren Fundstätten ins 5. und an den Beginn des 6. Jahrhunderts gehören. Bedeutsam sind für die Datierung der Keramik der I. Stufe auch die Funde aus dem Skelett- und Brandgräberfeld von Devinska Nova Ves (Neudorf am Devin). Mit Rücksicht darauf, daß es am Rande des Gebietes der Skelettgräber mit Beigaben vom Keszthely-Typus und in der Nähe der vollendetsten Produktion slawischer Keramik liegt, ist es so gut wie sicher, daß die älteste Keramik der I. Stufe hier schon im 6. Jahrhundert von entwickelteren Formen abgelöst war. Darum fanden sich auch hier so wenige Gefäße der I. Stufe und die einzige un verzierte Urne weist reifere Formen auf als z. B. die Gefäße vom Brandgräber feld in Velatice (hei Brünn). Sie ähnelt den unverzierten Formen der Keramik der II. Stufe. Aus dem Vergleich der beiden Gräberfelder kommt Poulik zu dem Schluß, daß das von Devinska Nova Ves mit seinen ältesten Teilen dem Ende des 6. Jahr hunderts, mit dem größten Teil der Gräber dem 7. und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts und mit den jüngsten der zweiten Hälfte sowie dem Ende des 8. Jahrhunderts angehört. Im ganzen läßt sich sagen, daß die unverzierte Keramik der I. Stufe auf tschecho slowakischem Staatsgebiet und im Donaugebiet annähernd zur gleichen Zeit erscheint, d. h. am Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts. In Schlesien und im Donaugebiet wurde sie frühzeitig durch vollendete Formen ersetzt. Anders verhält es sich in Mähren und der Slowakei. Die bisherigen Funde genügen noch nicht zu einer genaueren Bestimmung der Zeit, in der die Herstellung unverzierter oder auch verzierter Keramik der I. Stufe aufhört und die Formen der Keramik der II. Stufe erscheinen. Es ist möglich, daß die unverzierten und verzierten Formen der I. Stufe sich auf dem Gebiete des Großmährischen Reiches nördlich der Donau bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts, stellenweise auch bis an dessen Ende erhalten haben. Die Entstehung der Keramik des Blucina-Typus gehört im Rahmen der Eis- nerschen Periodisierung in die zweite Hälfte der älteren Burgwallzeit, in der die allmählich aus dem Donaugebiet vordringenden Einflüsse die religiösen Vor stellungen und damit auch den Begräbnisritus der alten Mährer verändern. Die Totenverbrennung weicht der Erdbestattung. Nach dem heutigen Forschungs stand entsteht die Blucina-Keramik am Ende des 8. oder Anfang des 9. Jahr hunderts und wird charakteristisch für die altmährischen Skelettgräber in der südmährischen Niederung. Das ist annähernd die Zeit des Untergangs der awarischen Herrschaft im ungarischen Donaugebiet und des Beginns der