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garien brachten zu derselben Zeit auch Gefäße hervor, die sich vom gewöhn- liehen Typus der slawischen Tonware unterscheiden. 4. Die Ornamentik umfaßt zwei Elemente: a) Reihen von ovalen, viereckigen oder länglichen Grübchen, die auch Halb mondform annehmen können, b) gerade oder gewellte Rillen. Manchmal sind diese beiden Elemente kombiniert. Diese Verzierungen sind auf dem oberen Teil der Gefäße angebracht. Der Unterteil ist nur zuweilen mit breiter Gurtung versehen, die sich fast bis an den Boden des Gefäßes erstreckt. Es gibt aber auch gänzlich unver zierte Gefäße. 5. Auf dem Boden einer ganzen Anzahl von Gefäßen finden sich markante Zeichen, wie Kreise, Hakenkreuze, fünfzackige Sterne usw. Diese Zeichen finden sich aber auch auf anderer Keramik, besonders in Pliska, Madara und Preslav. Die Einzelheiten der beschriebenen bulgarischen Keramik be weisen, daß diese sich in der Technik, den Formen und der Ornamentik sehr der Keramik anderer damals slawischer Gebiete (gemeint sind die Funde in Deutschland, Ungarn und Rumänien) näherte. Wenn doch ein gewisser Unterschied der bulgarischen Keramik vorliegt, so in gewissen Details der Technik und besonderen Arten der Produkte; z. B. haben die bulgarischen Töpfer vom 9. bis 11. Jahrhundert Dachziegel, Mauerziegel und Wasser leitungsröhren hergestellt und ebenfalls mit Verzierungen (Geraden oder Wellenlinien) versehen. Der Autor kann die slawische Keramik in Bulgarien nicht genau datieren, weil es dafür noch an den exakten Unterlagen fehlt. Einstweilen sollte man die Urnen der slawischen Nekropolen von Varbovca und Bukjovci in Anbetracht des Gesamtcharakters der dortigen Bestattungen ins 8. Jahrhundert datieren. Die Keramik von Pliska, Madar und Preslav muß man entsprechend der Blüte zeit dieser Städte ins 9. bis 11. Jahrhundert verweisen. Jedoch ist bei Pliska in zwei Grabhügeln slawische Keramik gefunden worden, von denen wenig wahr scheinlich ist, daß sie erst nach der Bekehrung der Bulgaren (864) errichtet worden sind. Die Entwicklung der slawischen Keramik in Bulgarien ist natürlich eng ver bunden mit der der übrigen Südslawen, also mit der slawischen Keramik in Pannonien, Kroatien, Serbien und Rumänien, die aber auch bisher wenig erforscht ist. Im Dunkeln liegt auch noch die Entstehung der slawischen Burgwallkeramik in Mitteleuropa, worüber eine ganze Menge Hypothesen existieren. Sie alle basieren nämlich auf dem mitteleuropäischen und zum Teil osteuropäischen Material, wogegen die Keramik der Südslawen gar nicht in Betracht gezogen ist. Sie ist aber wegen ihrer Gleichheit mit der Keramik der West- und Ost slawen auch genetisch von dieser nicht zu trennen. Die — übrigens sehr wahr scheinliche — Theorie, wonach die älteste mitteleuropäische slawische Keramik vom sog. „Prager Typus“ sich unter dem Einfluß der lokalen Keramik der Latenezcit, später auch unter römischen und germanischen Kultureinflüssen, herausgebildet haben soll, ist aber schwerlich auf die Entwicklung der Keramik in den andern slawischen Ländern und erst recht nicht auf die Keramik am Ende des 1. und zu Beginn des 2. Jahrtausends anzuwenden. Die slawische Keramik des Balkans, besonders Bulgariens, hat sich doch tatsächlich unter ganz