europas vorhanden gewesen, was annehmbar ist, so hätte eine aus jener Ferne kommende Kunde hierüber zur Suche nach dem Wundersteine reizen müssen. Das zur Hallstattzeit so deutliche Bestreben, drohenden Übeln mit magischen Anhängseln zu begegnen, durfte dann leicht die Gedanken auf künstlichen Ersatz der gesuchten Steine, d. h. auf Herstellung tönerner Klappern, eingegeben haben. Aus geschmacklichen Bedürfnissen, wie sie sich so lebhaft in der Keramik der ürnenfelder bekunden, ließe sich dann die größere Ebenmäßigkeit solcher Nachbildungen bis zur Ei-, Kugel- oder Vasenform begreifen. Und wo hierfür die auch dem pontischen Südosten entlehnte kul tische Gestalt des „Hallstattvogels“ als Klapper geformt wurde, machte man sich die magische Kraft dieses Vogels zusätzlich zunutze. Ist der hier vermutete Entwicklungsgang vom Klapperstein zur Tonklapper richtig, so kann man die oft ausgesprochene Deutung als Kinderspielzeug auf geben. Auch nicht im dämonenverscheuchenden Geräusch der Klappern kann einst deren Zauberwirkung gelegen haben. Ergeben doch diese kleinen Geräte wie auch unser slawisches Stück nur schwach vernehmbare Geräusche, nicht vergleichbar mit dem kräftigen Geräusch der gegen Dämonen gebrauchten Zauberrasseln heutiger Naturvölker. Was vielmehr Klappersteine wie Ton klappern wirksam machte, war ein Analogiezauber, nämlich die zauberhafte Bezogenheit des im Steine oder der Klapper festgehaltenen Kernes zu dem im Mutterleibe eingeschlossenen Embryo. Dioskurides spricht es in aller Deutlich keit aus, der Stein halte den Embryo in der Gebärmutter fest, d. h., analog seinem eigenen gebundenen Dasein verhindere er das Unheil einer Fehlgeburt, womit dann, heilbringend, die normale Geburt gewährleistet erscheint. Das ist der Endeffekt beim Gebrauch des Adlersteines, wie er in den erwähnten russischen Quellen verheißen wird. So versteht sich auch, daß der angeführte Fund einer Klapper bei Armavir im Pontusgebiet in einem Frauengrab zum Vorschein kam. Das Grab wird durch seine sonstigen Beigaben in die spät griechische bis römische Zeit datiert. Von der Römerzeit aber ist es bis zur Expansion des Slawentums nach dem pontischen Raum hin und über die Balkanhalbinsel hinweg zeitlich kein so großer Sprung, als daß die Slawen hier den Glauben an die Klappersteine oder Tonklappern oder diese Dinge selbst nicht mehr hätten antreffen und sich aneignen können. Dann wäre das Auftauchen unserer slawischen Klapper von Göltzschen letztlich doch im Sinne einer Entlehnung geklärt. Noch fehlen aber, wie gesagt, die dabei vor ausgesetzten verbindenden Fundstücke. Wir werden in dieser Frage wohl einmal klarer sehen, wenn uns aus den Volksrepubliken des Ostens und Süd ostens das neue Schrifttum zur Vorgeschichte dieser Gebiete voll zur Einsicht nahme vorliegen wird. Zur Frage der genaueren zeitlichen Einordnung unserer Klapper kann vorerst nur die Verzierung weiterhelfen, soweit wir sie in slawischer Keramik wieder-