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Daraus ergibt sich für Grab 1 von Wiederau eine Ansetzung in das 3. Jahr hundert. Dieser Datierung wird auch durch den Kamm nicht widersprochen, der zu der in Mitteldeutschland häufigen Form mit halbrundem Rücken gehört, die doch wohl nicht erst nach der Mitte des 3. Jahrhunderts er scheint 22 ), sondern bereits mit Beginn der spätrömischen Zeit 23 ). Sie hält sich bis ins 4. Jahrhundert, scheint aber in seinem Verlaufe auszusterben 24 ). Auch Knochennadeln werden mit Beginn des 4. Jahrhunderts sehr selten 25 ), das Bruchstück bestätigt also die erfolgte Ansetzung. Bei der Fibel aus Grab 2 (Abb. 5) handelt es sich offensichtlich um ein Ein fuhrstück aus provinzialrömischem Gebiet. Hier werden, vor allem in Nord frankreich, Belgien, dem Rheinland und England, seit der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts Bügel- und Scheibenfibeln mit Emaileinlagen versehen 26 ). Die Blütezeit dieser Technik liegt in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Während die Fläche der Scheibenfibeln im allgemeinen in mehrere Zonen eingeteilt ist, die mit einfarbigem oder zu verschiedenfarbigen Vierecken angeordnetem Email gefüllt sind, wird dann eine Form entwickelt, bei der die ganze Fläche einheitlich mit schachbrettartigem Millefiori-Email bedeckt ist 27 ). Die verwendeten Millefiori- Glasplättchen sind blau, mit weißem Stern- oder Schachbrettmuster versehen und werden durch eine gitterartige, dunkel rote Emaileinlage verbunden. Die gleiche Technik ist auch vereinzelt bei anderen Scheibenfibeln, häufiger bei der Emaillierung von Gefäßen und Schmuckscheiben angewendet worden 28 ). Scheibenfibeln mit Schachbrett email sind besonders im Rheinland sehr häufig 29 ). Die datierbaren Stücke gehören hier durchweg in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts (Trier, Tiefen thal). Dieser Ansatz wird durch den Schatzfund von Wiggensbach 30 ) be stätigt, der um 233 vergraben wurde und zwei entsprechende Fibeln ent hält. In das 2. Jahrhundert zu stellende Funde sind bisher nicht bekannt geworden. 22) W. Schulz, a. a. 0., S. 43. 23) Mildenberger, Brandgräber. Vgl. dazu auch H. Preidel, Die germanischen Kulturen in Böhmen und ihre Träger I, Kassel 1929, S. 284f„ und Uslar, S. 131. 24) Sie fehlt in den frühen Reihengräbern. Auch etwa die Gräber von Wiesbaden aus dem späten 4. Jahrhundert (Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit V, 1912, Tafel 72) enthalten nur andere Kammformen. 25) W. Matthes, Die Germanen in der Prignitz zur Zeit der Völkerwanderung, Leipzig 1931, S. 115. — Mildenberger, Brandgräber. 26) 29. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission, 1939, S. 40 und 70f. (K. Exner). 27) A. a. 0., S. 63f. (K. Exner). 28) Prehistoire 2, 1933, S. 131 ff. (F. Henry). — Marburger Studien, Darmstadt 1938, S. 47 ff. (K. Exner). 2%) Vgl. die Liste 29. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission, 1939, S. 107f. (K. Exner). Eine Auswahl entsprechender Fibeln aus England und Frankreich bildet z. B. F. Henry ab (Pre histoire 2, 1933, S. 127, Abb. 35). Daß sie im Donaugebiet nicht ganz fehlen, zeigen Stücke aus Carnuntum (E. v. Patek, Verbreitung und Herkunft der römischen Fibeltypen in Pannonien, Budapest 1942, Tafel 15, 20), Szeged-Alsötanya und Vacsi puszta (I. Sellye, Les bronzes emailles de la Pannonie romaine, Budapest 1939, S. 55 und Tafel 19,1). 30 ) Das Schwäbische Museum, 1927, S. 33 ff. (F. Drexel) und S. 43 ff. (M. Bernhart).