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Mit welchen Störungen muß man nun rechnen? Als erstes wären die mannig faltigsten Veränderungen durch nachfolgende Kulturen zu nennen, auch wenn sie nur in aufliegenden Schichten abgelagert sind. Wühlmäuse, Ratten, Maul würfe, Hamster, Kaninchen, Füchse und Dachse bringen manchmal die Kul turzeugen unglaublich durcheinander. Je nach Gegend und Bodenbeschaffen heit sind die Störungen verschieden. Auf den fruchtbaren Feldern in Weide roda-Zauschwitz sind fast ausschließlich Hamsterbaue bis 1,50 m tief zu be obachten. Um eine Vorstellung von der Häufigkeit dieser Baue zu bekommen, haben wir einen Raum von 5 m 2 in etwa 0,70 m Tiefe untersucht und 112 Fallröhren festgestellt. Dazu kommen die vielen kleinen Löcher als Zeugen der Regenwurmtätigkeit. Anhand dieser Feststellung soll gezeigt werden, mit welcher Aufmerksamkeit und Vorsicht Fundtatsachen aufgenommen werden müssen. Hierzu wäre noch eine andere, ebenso interessante Beobachtung zu erwähnen. Sehr oft werden in den Gruben in Tiefen bis 1,50 m Mäuse-, auch Rattenskeletteile neben solchen von Hamstern gefunden, trotzdem Mäuse oder Ratten kaum so tief in die Erde dringen. Da aber in der Grube unter den Hockern neben Knochenresten von Rind, Schwein und Schaf in der ungestörten Grubenerde noch in 2,60 m Tiefe mehrere Teilskelette von Hamster, Feldmaus, Haus- oder Brandmaus, sogar Teile von Ratten, meist Skelette ohne Kopf, dann wieder ohne Hinterbeine usw. vorkommen, sind besondere Zusammenhänge anzunehmen. Es ist auch nicht verwunderlich, wenn Fingerglieder weitab vom Skelett liegen, wenn mittelalterliche Scherben mit in der bandkeramischen Grube in Metertiefen anzutreffen sind, ja, es kann sogar sein, daß ein Hamster beim Bau seines Wohnkessels den Schädel unserer Mittelbestattung beiseite geschoben und um 180° gedreht hat. Viele Ver änderungen finden nach dem Einstürzen und Verfüllen der leeren Baue statt. Nun beginnen wir, unsere Hocker für den Transport fertigzumachen. Die Mittelbestattung wird in verschiedenen Einzelteilen eingegipst und ab getragen. Wir wollen unsere Arbeitsweise am Süd-, bisweilen auch am Nordhocker er läutern. Der Südhocker liegt auf einem höheren Sockel als der Nordhocker. Dieser Umstand verändert schon zum Teil die Arbeitsmethode. Fangen wir beim Südhocker an (Abb. 4). Wir weichen Zeitungspapier ein, drücken es aus und zerpflücken es. Damit füllen wir, so fest es geht, alle Hohlräume und Unterschneidungen aus (Abb. 5). Nun werden die freiliegenden, ungereinigten, also noch mit Erde behafteten Knochen mit eingeweichtem Seidenpapier stückweise belegt und sauber an gedrückt. Damit ein festes Anliegen überall garantiert wird, müssen wir oft kleine Papierstücke nehmen, die sich besser ansaugen können (Abb. 6).