Wichtig ist, daß zwei der besterhaltenen Gräber, Grab 17 und 19, keinen Leichenbrand enthalten, so daß auch für Hermsdorf die Existenz der be kannten „Lausitzer Scheingräber“ belegt ist. Am Ende scheint noch die Frage einer reihenmäßigen Belegung des Gräber feldes einer kurzen Erörterung wert. Ein Blick auf den Grabungsplan zeigt überraschend, wie zwischen Grab 5 und Grab 19 fünf Gräber nahezu in einer Reihe liegen. In der gleichen Richtung folgen zwischen Grab 9 und Grab 20 eine Anzahl Störungen, und auch Grab 6 und Grab 3 scheinen mit dieser Richtung zu korrespondieren. Wäre diese Reihung ein Ergebnis der Belegung, so müßte dies im Grabinventar seine Bestätigung finden, das heißt, die Reihe müßte dem Ablauf der Entwicklung der Keramik entsprechen. Nach einer Reihe reiner Buckelgräber (entsprechend der Dauer der Zeit dürfte die Anzahl nicht zu klein sein) folgte eine Reihe Fremdgruppenware, darauf Übergangsstufen und so fort. Das bedeutet, daß einmal reine Buckelware neben Fremdgruppenware, Riefe neben Ritzverzierung, Riefe neben Zonenbuckel, Zonenbuckel oder Riefe neben Rillung liegen darf. Das Nebeneinander von Rillung und Buckel aber schließt sich auf Grund der Chronologie aus. Gerade aber diese beiden Verzierungsarten wechseln in der beschriebenen Reihung der Gräber (Grab 7 zwischen Grab 5 und Grab 8, Grab 16 neben Grab 17). Wir können also nur annehmen, daß die Gräber mit scharf kantig gerillter Ware zufällig so genau zwischen die Gräber mit Buckelware geraten sind. Daß eine gewisse lokale Verankerung der Fundgruppen wahr scheinlich ist, legen die Funde der waagerecht gerieften Ware nahe. Der gegrabene Ausschnitt aber gibt dazu keine Anhaltspunkte. Voraussetzung für bindende Aussagen dieser Art wäre die Untersuchung einer größeren Fläche. Fassen wir das Gesagte zusammen: Das Gräberfeld Hermsdorf liegt auf einem Hügel der Sandterrasse östlich der Röder etwa 200 m bis 300 m von einer Fundstelle mit Siedlungsresten der Lausitzischen Kultur entfernt. Untersuchungen über den Zusammenhang von Siedlung und Gräberfeld erscheinen kaum mehr fruchtbringend, da das Gelände durch Sandgrubenbetrieb und Autobahnbau seine ursprüngliche Gestalt verloren hat. Die Belegung des Gräberfeldes beginnt mit Buckel ware und endet wahrscheinlich mit den jüngeren Erscheinungen der Stufe 5. (Für die Festlegung des Endes fehlt noch exaktes Material.) Eine Reihung der Gräber bei der Belegung des Gräberfeldes kann nicht bewiesen werden. Die Gräber gruppieren sich um die Kuppe des Hügels, dessen Nordhang frei bleibt. Als Besonderheit erscheint die Verzierung der Terrine aus Grab 11 (Grübchenreihen). Die Funde von Hermsdorf fügen sich zwanglos in das Bild der Lausitzischen Kultur der Gegend nördlich von Dresden ein.