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Sachsen, Bl. 1, Fig. 6, unter den Funden vom Sandberge abbildet. Es ist etwa 3,4 cm hoch, etwa 6,2 cm breit und stand damals im Heimatmuseum Oschatz. Grab 1 und dieses Gefäß stammen nach Deichmüller von der Südostecke des Sandschachtes auf dem Gipfel der Lindenhöhe, also nicht aus der Sandgrube Kießling. Wie dürftig dieses Material auch sein mag, es besteht kein Zweifel, daß auf dem Sandberge, und zwar an wenigstens zwei verschiedenen Stellen auch Latne- gräber gefunden worden sind. Grab 1 wird von A. Mirtschin 49 ) mit Recht der Latenestufe B zugewiesen. Grab 2 entzieht sich einer zuverlässigen Datierung. Grab 3 hält auch Mirtschin 50 ) für jünger als Grab 1, und Grab 4 wird etwa so alt sein wie 3. Denn bei der gekröpften Nadel (Abb. 64) handelt es sich um eine sehr entwickelte Spatennadel. Der Typus der Spatennadel begegnet schon in der jüngsten Stufe der Hallstattkultur 51 ). In Norddeutschland ist er charakteristisch für die frühe Jastorf-Zivilisation 52 ), welche den Stufen LA und B nach Reinecke entspricht 53 ). Unserem Stücke recht ähnlich ist eine eiserne Nadel von Wittenau, Kreis Niederbarnim, die auf der Unterseite des Kopfes ein eingehauenes Zickzackornament zeigt 54 ). Sie wurde mit zwei zungenförmigen Gürtelhaken, zwei dazugehörigen Ringen und einem zweiten Nadelschafte in einem Urnengrabe gefunden. K. H. Marschalleck 55 ) hat fest gestellt, daß Nadeln aller Art seit dem Auftreten von Mittellatenefibeln in Friedhöfen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit verschwinden, besser gesagt durch Fibeln vom Mittellateneschema abgelöst werden. Die obere Grenze für unser Grab 4 wäre also mit dem Erscheinen dieser Fibeln gegeben. Das wäre nach G. Schwantes 53 ) mit der Ripdorfstufe am Ende von LC. Stimmt dies, so dürfen wir für Grab 4 wie für 3 noch den Abschnitt von LC in Anspruch nehmen, welcher der Stufe Jastorf c entspricht. Damit würde unsere kleine Gräbergruppe etwa dem 4. und 3. Jahrhundert v. u. Z. angehören. Sie ist ohne Zweifel germanisch 56 ). 4%) Germanen in Sachsen, Riesa 1933, S. 112, 139 f., 141, 176. 60) Vgl. a. a. 0., S. 117, 176. 51) Vgl. z. B. C. Rademacher, Chronologie der niederrheinischen Hallstattzeit in dem Gebiete zwischen Sieg- und Wuppermündung, Mannus Bd. IV, Würzburg 1912, S. 208, Tafel XXIX, 4; XXXI, 2. 52) Vgl. G. Schwantes, Die Gräber der ältesten Eisenzeit im östlichen Hannover, P. Z. Bd. I, Berlin 1909, S. 144, Abb. 11 a, b; ders., Die ältesten Urnenfriedhöfe bei Uelzen und Lüneburg, Hanno ver 1911, S. 6, Tafel 7, 15; 8, 2. 53) Vgl. G. Schwantes, Die Jastorf-Zivilisation, Reinecke-Festschrift, Mainz 1950, S. 119 ff., Abb. 1 bis 20. 54) Vgl. H. Busse, Das Latencgräberfeld von Schmetzdorf, Kreis Jerichow II, Provinz Sachsen, Mannus Bd. IV, Würzburg 1912, S. 268 f., Abb. 6. 65) Das Latencgräberfeld bei Cammer, Kreis Zauch-Belzig, P. Z. Bd. XVIII, Berlin 1927, S. 246. 56) Vgl. K. Tackenberg, Die Germanen in Sachsen, Sachsens Vorzeit Jg. 1 (1937), Leipzig 1937/38, S. 93.