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wachsen der beiden Bevölkerungsteile andeuten, das zur völligen Eindeut schung der alten Einwohnerschaft führt. Kulturell ist diese wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts vollzogen. Ob sich in Sprache und Rechtsbestimmungen die beiden Bevölkerungsteile noch länger unterschieden haben, kann in diesem speziellen Falle nicht entschieden werden, ist aber durchaus möglich 31 ). Als deutsches Dorf besteht dann Geschwitz nach beträchtlichen Erweiterungen in den letzten Jahrzehnten bis zu seinem Abbruch 1953. Die Betrachtung zeigt, daß Untersuchungen in der Art der in Geschwitz durch geführten durchaus Möglichkeiten zur Klärung der Geschichte unserer Dörfer bieten. Zwar wird die jahrhundertelange ununterbrochene Siedlungstätigkeit im Ortsbereich nur in Ausnahmefällen alte Siedlungsreste ungestört hinter lassen haben, die zudem wegen der Schwierigkeit von Flächengrabungen kaum gefunden werden können. Andererseits hat jede Epoche der Besiedlung Spuren im Boden hinterlassen, besonders keramische Reste, die durchaus eine orts geschichtliche Auswertung ermöglichen. Es ist dazu nötig, eine genügend große Zahl von Schnitten zu legen, die sich möglichst über den ganzen Dorfbereich, zum mindesten die als alt zu erkennenden Teile, erstrecken sollten. Die Such schnitte selbst brauchen nicht groß zu sein, schon Schürfungen auf einer Fläche von 2 bis 3 m 2 erbringen im allgemeinep einen gültigen Querschnitt durch die an der betreffenden Stelle vorhandene Scherbenauswahl. Da die besten Fundaus sichten außerhalb der Gebäude und Höfe bestehen, können solche Unter suchungen auch ohne Schwierigkeiten in noch besiedelten Dörfern durch geführt werden. Es erscheint durchaus möglich, auf diese Weise den Ent stehungszeitraum unserer Dörfer zu ermitteln. Besonders wünschenswert sind solche Untersuchungen in den Orten, die auf Grund des Ortsnamens als alt angesprochen werden 32 ) und deren Entstehung vor der Zeit der mittel alterlichen Kolonisation angenommen wird. 31) Vgl. dazu H. Quirin, Herrschaftsbildung und Kolonisation im mitteldeutschen Osten, Nach richten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Kl., Jahrg. 1949, Nr. 4, S. 92. 3:) Zum Stand der Forschung über das Alter der Ortsnamen in Mitteldeutschland vgl. etwa Mit teilungen des Sächsisch-Thüringischen Vereins für Erdkunde zu Halle 59/60, 1935/36, S. 28 ff. (J. Wütschke); Mitteldeutscher Heimatatlas, Karten 9 und 10 (ders.); F. Lütge, Die Agrarver fassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, Jena 1937, S. 12f. und Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte, N. F. 33, 1939, S. 307 ff. (W. Emmerich).