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gemeinen nicht den bisherigen Annahmen, daß die Heimatländer der Siedler in der Hauptsache Franken und Thüringen, aber auch Niedersachsen und Hessen waren. Das paßt aber sehr gut zu den Ergebnissen der Untersuchung der Scherben vom Schloßberg in Döbeln, die überdies eine Ergänzung über Zu wanderungen aus dem Gebiet des Mittelrheins und aus Schwaben anzeigen. Als letztes Kriterium sollen noch Münzfunde aus dem 12. und 13. Jahrhundert, welche in Döbeln und Umgebung gemacht worden sind, erörtert werden. Ein glücklicher Umstand hat es gefügt, daß drei beim Abbruch der Schloß bergruinen geborgene Brakteaten, im Stadtmuseum wieder sichergestellt wer den konnten. Kl. Günther bestimmte sie als zwei Brakteaten des Mark grafen Otto des Reichen von Meißen (1157—1190) und einen Halbbrakteaten der Reichsmünzstätte Nürnberg aus der Zeit um 1185. Der Halbbrakteat weist uns also wiederum nach Süddeutschland und erhärtet die Schlüsse, die aus der Keramik der Schloßbergfunde gezogen worden sind. Einer literarischen Bemer kung zufolge ist die Abbildung eines weiteren Brakteaten, der „unter den Trümmern des Schlosses Döbeln gefunden“ wurde, in das Leisniger Museum gelangt 38 ). In diesem Zusammenhänge soll auch der großen Brakteatenfunde von Döbeln und Mahlitzsch gedacht werden, welche zu den ältesten Zeugnissen der Ge schichte des Mittelalters des Muldenlandes in Mittelsachsen gehören. Der Brakteatenfund von Döbeln 39 ) wurde im Jahre 1902 auf dem Grundstücke des städtischen Gaswerkes am Westrande der einstigen Stadtbefestigungen, welche unter den Kurfürsten Friedrich dem Streitbaren und Friedrich dem Sanftmütigen in den Jahren 1420 und 1457 erbaut worden waren, unweit des Marstalles und des Marterturmes geborgen. Er bestand aus 848 Brakteaten und einer Anzahl von Bruchstücken im Gesamtgewichte von 530 g. Die Namen der Münzherren, welche einige Stücke tragen, weisen sie der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu. Die Hauptmasse des Münzenschatzes bilden aber stumme Brakteaten aus der Zeit und dem Gebiete Ottos des Reichen. Wie aus der Reihe der königlichen (bzw. kaiserlichen) Gepräge (Friedrich I.) gefolgert werden muß, liegt der Abschluß des Döbelner Brakteatenschatzes, der numis matisch besonders wertvoll ist, um das Jahr 1185. Bezüglich der Münzstätten kann die Barbarossaserie nicht anders ausgegangen sein als von der Haupt stadt des Reichsdominiums im Saale- und Pleißegebiete Altenburg, wo die staufischen Kaiser zahlreiche Reichstage hielten und sich nach Ausweis der Urkunden eine lebhaft tätige Münzstätte befand. Die Hauptmasse des Fundes (Heimatgruppe) stammt wahrscheinlich von der ältesten Münzstätte des Hauses Wettin: Meißen und der wegen Eröffnung des Silberbergbaues mög- 38) Mittheilungen des Geschichts- und Altertumsvereins zu Leisnig 2, 1871, S. 135 unter Nr. 82. 39) W. Schwinkowski und H. Buchenau, Der Brakteatenfund von Döbeln i. Sa., Blätter für Münz- freunde, 1912, Sp. 4911 ff. und Taf. 197—199.