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gründung Markgraf Dietrichs von Meißen (1198—1221) erkannt, wenn Döbeln als Stadt auch erst im Jahre 1292 erscheint: „Den ältesten Siedelungsteil bildet die Burg (auf dem Schloßberg), daneben die Kirche St. Nicolai, auch die Sattel- und Rittergasse, deren Name an einen Sattelhof erinnert; daran schließt sich die Bürgersiedlung als eine Doppelanlage an um den Ober- und Mittelmarkt lang hingestreckt bis zum quadratischen Niedermarkt, der erst später bebaut worden sein soll; das Rathaus ist in der Mitte der gesamten bürgerlichen Siedlung errichtet, außerhalb der Stadtmauern liegt ... die , Sauperei 4 (das alte Saupengut).“ Als deutsche Anlage mit einem regel mäßigen Aufbau verrät sich besonders klar Roßwein 29 ), das ebenso wie Leisnig nicht unbeträchtliche Überreste der Stadtmauern besitzt. Wann Roßwein seinen Mauerkranz und die Tore erhielt, ist nicht genau bekannt. Doch wird „Rossewin“ in einer Urkunde des Markgrafen Dietrich im Jahre 1220 erwähnt, so daß es wahrscheinlich ist, daß der „Städtebauer“ Dietrich von Meißen auch Roßwein seine Fürsorge zugewandt hat. Es bedarf jedoch noch eingehenderer Untersuchungen, bevor die Frage nach Anklängen an niedersächsische Vor bilder für die ältesten Stadtpläne des Kreises Döbeln beantwortet werden kann. Auf Niedersachsen werden unsere Blicke weiterhin gelenkt durch das münz datierte Kugelgefäß vom Kloster Geringswalde, das der niedersächsischen Kultur angehört 30 ). J. Kretzschmar rechnet zudem ein Kugelgefäß und einen Henkeltopf der Freiberger mittelalterlichen Keramik dem niederdeutschen Stammesgebiete zu, während die übrigen Gefäße Beziehungen zu Thüringen, Mainfranken und — möglicherweise — Süddeutschland erkennen lassen 31 ). Wir kehren zu den Döbelner keramischen Funden zurück und fragen: Stehen die Deutungen und Beziehungen im Einklang mit den Ergebnissen der Ur kundenforschung ? Dazu ist zunächst zu bemerken, daß für Döbeln selbst aus dem frühen Mittel- alter keine Urkunde von einer Zuwanderung süd-, west- oder norddeutscher Siedler berichtet. Nachrichten liegen aber aus der weiteren Umgebung vor. So ist z. B. unter Wiprecht von Groitzsch ein Zuzug mainfränkischer Bauern in das nordwestliche Sachsen erfolgt. J. G. Sieber deutet Cloveldechesdorf (Knobelsdorf bei Waldheim) als frühest, d. h. um die Mitte des 12. Jahr hunderts, genannte deutsche Bauernsiedlung in unserer Landschaft 32 ). Gleichzeitig seien Otzdorf, Reichenbach (mit Wüstung Eulitz) und Höcken dorf bei Waldheim entstanden. Die Ortsnamen auf -heim (Moosheim, Wald- 20) C. Gurlitt, a. a. 0., S. 201. 30 ) J. Kretzschmar, Sachsens Vorzeit 3, 1939, S. 96. 31) .1. Kretzschmar, Mitteilungen des Freiberger Altcrtumsvercins 70, 1941, S. 124—126. 32) J. G. Sieber, Beiträge zur Geschichte der Stadt Hartha. Hermann Gläsers Harthaer Heimat buch 1, 1928, S. 42 ff.; Monumenta Germaniae Historica, Fol. Ausgabe XVI, 1859, S. 245.