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wahrscheinlich mit dem Niederfriedhofe und war wie in Leisnig ein Teil der wichtigsten Handelsstraße 23 ). J. Kretzschmar erkennt ferner in dem ältesten bekannten Leipziger Stadt siegel von 1288 mit Mauern und Toren eine Beziehung zu Niedersachsen. Ähnliche Siegel haben die Städte Leisnig und Döbeln. Das Leisniger Stadt wappen ist im Jahre 1898 nach einem Siegelabdruck von 1371 geschaffen worden. Es wird seit 1365 bestehen, also seit dem Jahre, in welchem die Meiß ner Markgrafen Herren von Leisnig wurden 24 ). Als ältestes Döbelner Stadt siegel ist ein „Sigillum Civitatis Dobelensis" aus dem 16. Jahrhundert vor handen, das 3 Türme und 3 Tore zeigt. Die Stadtgerechtigkeit von 1271 wurde 1307 erneuert 25 ). Von 1328 wird ein Döbelner Stadtsiegel beschrieben, welches in goldenem Feld schwarze Mauern mit Zinnen und drei gotischen Toren, dahinter drei schwarze Türme, zwischen diesen je einen Wimpel an der Stange, zeigt. In Leipzig kommt, wie J. Kretzschmar ausführt 26 ), die niederdeutsche Namensform „Papendorf“ für „Pfaffendorf“ vor. Es liegt nahe, in diesem Zusammenhänge an das 5 km von Hainichen entfernte Pappendorf zu er innern, das schon in einer Urkunde von 1230 erwähnt wird und einen dem Kloster Zella gehörigen Hof besaß, welchen dieses durch einen Schösser (villicus) verwalten ließ. Die Kirche war dem heiligen Laurentius geweiht. 1230 und 1424 wird es Poppendorff, 1377 Popindorff, 1448 Poppindorf und Poppen dorff, seit 1566 Pappendorf geschrieben. Ob allerdings Pappendorf auf eine Gründung durch Niedersachsen zurückgeht, erscheint fraglich, denn das Dorf weist fränkische Flurnamen wie Reuth (gerodetes Land), Gewende (fränkisches Maß), Lenge (fränkische Hufe), Hardt (Wald) auf. Auch das demselben Kirch spiele angehörige Berbersdorf (1347, 1437 Berbirsdorff, 1384 Berwersdorf, 1457 Berbisdorf) ist, wenn das in einer Urkunde der Zeit des Markgrafen Otto genannte Euerberrindorf mit Berbersdorf gleichzusetzen ist, was von anderer Seite angezweifelt wird, von fränkischen Kolonisten gegründet worden 27 ). Ferner können wir mit J. Kretzschmar die ältesten Stadtpläne heranziehen, um in ihren regelmäßigen Markt- und Straßenanlagen Hinweise auf nieder sächsische Vorbilder zu ermitteln. R. Kötzschke 28 ) hat in Döbeln eine Stadt- 23) Mitteilung von E. Reinhold, Döbeln. 24) Mitteilung von M. Grimmer, Leisnig. 25) Mitteilung von E. Reinhold, Döbeln. 2%) J. Kretzschmar, a. a. 0. 27) Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephoric Leisnig, 1900, S. 609; Zwischen Chemnitz und Freiberg, II. Frankenberg, 1929, S. 69; C. Gurlitt, a. a. 0., S. 179. 28) R. Kötzschke, Markgraf Dietrich von Meißen als Förderer des Städtebaues. Neues Archiv für Sächsische Geschichte 45, 1924, S. 28 f.; Plan der Stadt Döbeln, a. a. O.; C. Gurlitt, a. a. O., S. 40; J. Kretzschmar, a. a. O., Untersuchungen zur Deutschen Staats-und Rechtsgeschichte 75, 1905; J. Leipoldt, Deutsches Städtebuch, Bd. 2: Mitteldeutschland, 1941, S. 45 f.