Scherbenmaterial dar. Selten sind aber ganze Gefäße gefunden worden. Vier derselben stammen von Leisnig, von denen sich zwei im Museum des Ge- schichts- und Altertumsvereins zu Leisnig, eins in Privathand und ein weiteres im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden befinden. Eine Beschreibung derselben ist für später vorgesehen. Über frühdeutsche Gefäße Mittelsachsens hat als erster für den Nachbarkreis Rochlitz CI. Pfau berichtet 11 ). Er gibt z. B. auf Tafel II eine Abbildung eines henkellosen blaugrauen Gefäßes aus Rochlitz mit einem schräg nach innen geneigten Kragen, welches nach Mainfranken hindeutet, und Bilder tief ge schlitzter Henkel (vgl. Abb. 2 1 S. 367 für Döbeln), für deren Verzierungsart der schwäbisch-alemannische Ursprung nach J. Kretzschmar als sicher betrachtet werden kann. Eingehender erörtert hat CI. Pfau die „Gefäße mit durchbohrten Wänden“ 12 ). Er lehnt wenigstens für die Rochlitzer Belegstücke die Deutung als Seige- (Seihe-) oder Räuchergeschirr ab, nimmt vielmehr an, daß sie „in festlicher Zeit als Blumentöpfe verwendet wurden“. Auch bildet er zwei Boden marken mit Radkreuz — das eine davon auch mit Ring — „vom Sörnziger nord östlichen Grenzacker an der Adscher“ und vom Drachenfels bei Penig ab, die dem Döbelner Belegstück ähneln 13 ). Ferner wird auf den Aufsatz von J. Kretzschmar über die mittelalterliche Keramik Freibergs verwiesen. Wie dürfen wir die Herkunftsländer der keramischen Typen für die deutsche Besiedlung deuten? Wird auch die Hauptmasse der deutschen Siedler im Döbelner Bereiche als Thüringer anzusprechen sein, so müssen wir doch an nehmen, daß außer den Töpfern aus den genannten mutterländischen Gebieten zugleich Siedler zuwanderten und teils in der Stadt selbst, teils in den Dörfern der Umgebung seßhaft wurden. Dafür sprechen noch andere Hinweise. J. Kretzschmar wies u. a. auf das häufigere Vorkommen der Nikolaikirchen in Westfalen und Niedersachsen hin 14 ). Insbesondere erörterte er diesen Zu sammenhang an Hand der ältesten Nachrichten und Baureste für die Leip ziger Nikolaikirche. Lassen sich ähnliche Beziehungen auch für den Döbelner Kreis ableiten? Nikolaikirchen sind im Döbelner Kreis verhältnismäßig zahlreich vertreten. Wir kennen sie von Döbeln, Leisnig, Waldheim, Grünlichtenberg und Reins dorf bei Waldheim. Die älteste Nachricht von einer Nikolaikirche im Kreise Döbeln liegt von Leisnig, „in oppido novo Liznik“, aus den Jahren 1214 und 1265 vor 15 ). 1306 wird Bockelwitz urkundlich als Tochter der Nikolaikirche 11) CI. Pfau, Geschichte der Töpferei in der Rochlitzer Gegend von den frühesten vorchristlichen Zeiten bis auf die Gegenwart. Mitteilungen des Vereins für Rochlitzer Geschichte 4, 1905. 12) CI. Pfau, a. a. 0., S. 70 ff. ”) CI. Pfau, a. a. 0., S. 62. 14) J. Kretzschmar, Sachsens Vorzeit 1, 1937, S. 166 f. 15) C. Gurlitt, a. a. O., S. 5, 109 f.