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gibt ein „Plan der Stadt Döbeln“ im Maßstabe 1: 3650, eine Zeichnung des 18. Jahrhunderts 2 ). Er ist besonders beachtenswert, weil er neben den Wohn vierteln, Straßen und Plätzen sowie den Angaben ihrer Namen den Verlauf des Mauerringes, die Tore und Pforten derselben darstellt. Am Schloßberge zeigt er den Verlauf der Ummauerung mit einer nach dem Schloßhof offenen Bastion an der heutigen Turnhalle und einen starken Rundturm an der Süd ostecke, wo die Mauer in einer abgestumpften Spitze nach Süden zu vorsprang. Am Westrande des Felsplateaus ist etwa dort, wo sich jetzt die Schloßberg schule erhebt, der einfache Grundriß einer „Schule“ eingetragen. Damals bestand nämlich der Plan, eine neue lateinische Stadtschule zu erbauen. Wie traurig es am Ende des 18. Jahrhunderts um das alte Schulgebäude bestellt war, das erzählt sehr anschaulich Magister Gottlieb Siegmund Donner in seiner „Nachricht von der Erbauung einer neuen lateinischen Stadtschule zu Döbeln“ vom Jahre 1781. Das alte Schulgebäude war bis zum Jahre 1527 das „Termineyhaus“ der Augustinermönche zu Waldheim, das vom Döbelner Rate angekauft und bis zum Jahre 1779 als Schulhaus benutzt worden war 3 ). Der Verfall der Burg hat dann rasche Fortschritte gemacht. August Schumann 4 ) meldet, daß um 1814 „wenige Ruinen — des Schlosses — in der Nähe der Stadt noch übrig sind“. Später berichten Ratsprotokolle von dem „alten Schloß brunnen im verschütteten Zustande“. Er sollte noch „im Bereiche des zum Abbruch disponierten Tuchrähmenhauses nach den Spuren von Platten pflasterungen im ehemaligen Schloßhofe“ zu erkennen sein. An die für das Wirtschaftsleben Döbelns zur damaligen Zeit wichtige Tuchmacherei erinnern ferner die an den Nordhang des Schloßfelsens sich schmiegenden Tuchmacher häuschen und die benachbarte Walkmühle. Als das Schulhaus infolge der wachsenden Bevölkerung sich als unzulänglich erwies, wurde erneut die Frage behandelt, aus dem Schloßberg einen Schulberg zu machen. So erörterte man bei der Planung der „Schloßbergschule“ auch die Möglichkeit, „ob eine Thun- lichkeit vorliegt, den Schloßbrunnen auszuräumen“. Es wurde jedoch davon abgesehen, „weil er wahrscheinlich Muldenwasser enthalte, das kaum zum Trinken geeignet sein dürfte“. Am 14. Januar 1868 bat das Direktorium des Kgl. Sächsischen Alterthumsvereins den Rat, die noch vorhandenen Ruinen der Burg Döbeln, welche „ehrwürdige, für die Geschichte der Stadt interes sante Überreste darstellen, möchten nicht ohne zwingende Nothwendigkeit der Zerstörung preisgegeben werden. Es gestattet sich, die Erhaltung jener Ruinen dem geehrten Stadtrathe noch besonders ans Herz zu legen“. Doch kam der Einspruch bedauerlicherweise zu spät. Inzwischen war der Bau der 3) Plan der Stadt Döbeln, Tab. geogr. B. Sax. H. 608. Sächsische Landesbibliothek Dresden. 3) Anzeiger und Wochenblatt für Döbeln, Lommatzsch, Roßwein und Umgegend, 32. Jg., 1869, Nr. 39. 4) Lexicon von Sachsen 1, 1814, S. 716.