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SLAWISCHE UND FRÜHDEUTSCHE KERAMIK VOM SCHLOSSBERG ZU DÖBELN*) Von Reinhold Herrmann t Am Schloßbergfelsen zu Döbeln gabelt sich die Freiberger Mulde in einen nördlichen und einen südlichen Arm, die sich 850 m entfernt imWesten wieder vereinigen und eine Flußinsel umfassen, auf welcher der Stadtkern liegt. Der Schloßberg ist eine kaum 20 m hohe Felsplatte aus Serizitgneis, welche die Umrisse eines gleichschenkligen Dreiecks hat. Seine Spitze liegt im Südosten. Die das Dreieck gegen Westen abschließende Seite mißt ebenso wie die Höhe des Dreiecks rund 100 in. Auf dieser kleinen Fläche ist das castrum Döblin erbaut worden, das Kaiser Otto II. im Jahre 981 dem Kloster Memleben in Thüringen schenkte. Es wird aber angenommen, daß sich auf dem Schloßberge schon in slawischer Zeit eine Wehranlage befand und daß auch die früh deutsche Burg zunächst eine Mauer aus starken Pfählen, Erde und Palisaden besaß. Erst um das Jahr 1100 soll eine feste Burg aus Steinen errichtet worden sein. Die mittelalterliche Burg wird in Urkunden wiederholt genannt (1235, 1241, 1292, 1296, 1303, 1385). Im Jahre 1429 aber brannten die Hussiten Stadt und Burg nieder. Seitdem blieb das Döbelner Schloß als Ruine liegen. Die Bausteine seiner Gebäude und Mauern wurden anderweit verwandt, wahrscheinlich schon für den Ausbau der Stadtbefestigungen um die Mitte des 15. Jahrhunderts, der dicht benach barten Kirche St. Nikolai von 1479 bis 1485, ferner nach den wiederholten verheerenden Stadtbränden (1488, 1523, 1730) und vor allem im Jahre 1731 für den Wiederaufbau der Pfarrhäuser, vielleicht auch noch für den Bau der Stadtschule von 1782 bis 1784. Wie sah die Burg aus? Dilichs Federzeichnung von 1677 läßt noch den runden („kauligen“) Turm am Zugänge zur Burg, zwei niedrige Türme und hohe Mauern erkennen. ,,1727 waren die Reste der Mauern noch 12 Ellen (6,80 m) hoch, 2 bis 3 Ellen (1,13 bis 1,70 m) dick und stand noch der ,kaulige‘ Turm, dessen Türe mit Leitern erstiegen werden mußte und der nur im obersten Geschoß Fenster hatte. 1731 wurde dieser, nachdem König August der Starke die Ruinen der Stadt geschenkt hatte, abgebrochen 1 ).“ Weitere Auskünfte *) Das Manuskript stammt aus dem Jahre 1941 und entspricht besonders in der Beurteilung der frühdeutschen Keramik dem damaligen Forschungsstand (Anmerkung des Herausgebers). 1) Bau-und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Heft 25, bearbeitet von C. Gurlitt, 1903, S. 39 f.