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artigen Unterlage von selbst ergeben mußte. Was hierbei zerrieben wurde, ist aus keinerlei Anzeichen ersichtlich. Könnte manbei den genannten neolithischen Rei bern auch an eine Verwendung als kleine Stößel denken, so ist dies für unseren Gefäßfuß schon der Zerbrechlichkeit des Materials wegen auszuschließen. Das Stück gehört zu den älteren Beständen des Heimatmuseums Rötha, Kreis Borna. Leider ist nicht bekannt, in welchem Zusammenhang es gefunden wurde. Es kämen sowohl einhermundurischer Friedhof 1 ) als auch der zugehörige Wohn bezirk 2 ) in Frage, die beide für Rötha-Geschwitz durch Ausgrabungen bezeugt sind, obgleich im wesentlichen erst für die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Unser Gefäßfuß könnte als ein um rund 50 Jahre älteres Fund stück einem frühen Grabe des Friedhofes angehört haben, oder es mochte sich eine Situla jahrzehntelang in einer jüngeren Haushaltung erhalten haben, bis sie endlich, in Trümmer gegangen, noch immer ein Reibgerät, wenn auch seltener Art, abgab 3 ). Noch merkwürdiger freilich und vorerst auch nur vereinzelt bezeugt ist die sekundäre Verwendung jungbronzezeitlicher Speer- oder Lanzenspitzen, deren scharfes Ende abgebrochen war. Wie eine Lanzenspitze trotz des zähen Werk stoffes der Bronze zu Bruch gehen konnte, sei durch ein Beispiel von Burg liebenau, Kreis Merseburg 4 ), belegt (Abb. 2). Ein Aufprall der wuchtig ge schleuderten Lanze auf hartes Gestein mochte öfter die Ursache solcher Ver letzungen sein. Schliff man das verletzte Ende glatt, so konnten sich Stücke wie Abbildung 3 a und 3 b ergeben, die ganz den Eindruck kleiner Reibgeräte machen; denn auch hier ist wie bei den vorerwähnten Stücken der Abschliff nicht plan erfolgt, was sich bei entsprechender Absicht mittels eines planen Schleifsteines leicht hätte bewirken lassen. Vielmehr hat man eine ebenmäßige Krümmung der Schlifffläche geschaffen, sei es durch Pendelbewegungen der Hand oder durch Anwendung eines gehöhlten Schleifsteines. Wiederum bleibt zweifelhaft, ob dies in einem einmaligen Arbeitsgang oder durch allmähliche Abnützung im gleichen Gebrauch geschah. 1) W. Rätzel, Zwei hermundurische Gräber von Rötha-Geschwitz, Kr. Borna, Sachsens Vorzeit 4, 1940, S. 15 ff. 2) W. Jorns, Vor- und frühgeschichtliche Siedelungen in Rötha-Geschwitz, Teil 1: Die germanischen Dorfreste, Sachsens Vorzeit 5, 1941, S. 73 ff. 3 ) Nach Mitteilung der Museumsleitung Rötha muß das Stück als verschollen gelten. Der von Frau Dr. Ritter aufgestellte Katalog führt es unter HMR 129 auf und gibt dazu die Beschreibung: „Das Stück befand sich im Besitz des Freiherrn von Friesen, Rötha, und wurde dem Heimat museum übergeben. Fundumstände sind nicht zu ermitteln, Gefäßbruchstück. Geschlossenes Fußteil, wahrscheinlich einer Situla. Dunkelgrauer Ton; ehemal. schwarze geglättete Oberfläche. Der flache Boden und Teil der Wandung ist beschädigt. Erh. Höhe 9,0 cm, Bdm. 4,8 cm, Wdst. 0,6 cm. Foto Moschkau.“ Hiernach käme für die Herkunft die von Friesensche Sandgrube in der Nachbarschaft der hermundurischen Fundstellen am ehesten in Betracht. 4) Die Spitze, mit der ehemaligen Leipziger Sammlung Wiegand 1917 angekauft, wurde vom Museum für Völkerkunde, Leipzig, dem Naturkundlichen Heimatmuseum, Leipzig, übergeben (alte Kat.-Nr. Ug 12686, jetzt V 2728). Ihre Länge beträgt 13,74 cm, Durchmesser der Tüllen öffnung 2,15 cm, Blattbreite 3,30 cm.