MERKWÜRDIGE REIBER AUS SEKUNDÄR GENÜTZTEM GERÄT Von Rudolf Moschkau Die heutige planvolle Erfassung und Neu Verarbeitung verbrauchter Wirt schaftsgüter ist in menschlichen Gepflogenheiten vorgebildet, die schon im Neolithikum entwickelt waren. Wenn in dieser Frühzeit gerissene Gefäße mit Erdpech gedichtet werden, wenn stumpfgewordene Felsgesteinbeile eine neue Schneide oder zersprungene Äxte ein neues Schaftloch bekommen, so sind das Sparmaßnahmen, die unbrauchbare Geräte aufs neue ihrer bisherigen Ver wendung zuführen. Anders jedoch ist es, wenn schadhafte Stücke durch leichte, die Form ab ändernde Zurichtungen zu anderer, sekundärer Verwendung kommen, wenn etwa ein Beilbruchstück durch Kantenretuschen als Schaber hergerichtet wird, wenn wertlose Tonscherben, an den Bruchrändern gerundet, sich zu Spinnwirteln oder Anhängern wandeln oder ein bestoßener Schuhleistenkeil durch Abschliff der beschädigten Schneide eine Arbeitsfläche erhält, die ihn nunmehr zum Klopfen oder Reiben tauglich macht. Gerade das letztgenannte Beispiel solchen Gebrauchswandels ließ sich bei der gegenwärtigen Ausgrabung bandkeramischer Häuser in der Harth bei Zwenkau durch zahlreiche Fundstücke belegen. Diese zeigen ausnahmslos die neu ge wonnene Arbeitsfläche gleichmäßig gekrümmt, was ebenso durch pendelnde Handbewegungen auf glatter Unterlage wie durch Scheuern in einer gehöhlten Unterlage bewirkt sein kann. Ungeklärt bleibt dabei, ob die Änderung durch einmaligen Abschliff oder infolge allmählicher Abnützung entstand, vor allem aber, was für Material mit einer solch kleinen Reibfläche von wenigen Quadrat zentimetern zerkleinert worden ist. So häufig diese neolithischen Vorkommen sind, so selten, wenn nicht einmalig, ist ein Beispiel sekundärer Gerätzurichtung, wie es hier für die Spätlatenezeit mitgeteilt sei (Abb. 1). Es handelt sich um einen abgebrochenen Situlenfuß, der als Reibgerät verwendet worden ist, einen jener stielartig-schlanken Gefäß unterteile, die in Mitteldeutschland von den mehr trichter- als eimerförmigen Urnen hermundurischer Brandbestattungen vom Ausgang des letzten vor christlichen Jahrhunderts gut bekannt sind. Unser Bruchstück hat sich offen bar durch seine Handlichkeit zu weiterer Verwendung empfohlen und bekam dabei eine ebenmäßig gekrümmte Reibfläche. Doch ist der Umbruch vom Gefäßboden zur aufsteigenden Wandfläche an einer Stelle stärker weggescheuert, wie sich das bei annähernd waagerechter Handhabung des Gerätes in einer trog-