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struktionsmaterial wurde Bein gewählt. Obwohl die Nietköpfe flach mit dem Griffrahmen verglichen wurden, mußten sie noch in den Schalen versenkt werden, um die Maße der Originalniete einigermaßen beizubehalten. In die am hinteren Griffabschluß auf beiden Seiten vorhandenen je drei zylindrischen Löcher, in denen wahrscheinlich ebenfalls Einlagen steckten, haben wir Bern stein eingesetzt. Der lange, wannenartige Hohlraum am Abschluß des Griff rahmens wurde ebenfalls mit einem Stück Bein ausgefüllt, das durch die drei fache Ringöse gehalten wird. Wir glauben, trotz des teilweise schlechten Erhal tungszustandes und der vergangenen organischen Teile das Hiebmesser in seiner ursprünglichen Form im wesentlichen richtig erfaßt zu haben (Abb. 37 bis 43). Die Nachbildung der Lanzenspitze ist schmiedetechnisch wohl am schwierig sten. Die Reste lassen noch gut erkennen, daß sie ursprünglich nicht aus einem einzigen Stück Eisen gefertigt, sondern, wie man an vielen anderen Eisenfunden auch beobachten kann, in Teilen aufgeschweißt und nachgeschmiedet wurden, bis die gewünschte Form und Stärke erreicht war. Durch die fortgeschrit tene Technik sind wir heute in der Lage, die Erze restlos auszuschmelzen und können dadurch eine größere Anzahl verschiedener Eisensorten im Handel beziehen. Der Kunstschmied, der dem Hersteller unserer Originallanze wohl noch am nächsten steht, bezieht für seine Arbeiten das reine Schweißeisen, das trotzdem noch mit höheren Temperaturen ausgeschmolzen wird, als es wohl in der Latenezeit möglich war. Man gewann damals durch das Austreiben aus dem Erz ein sehr reines Eisen, das sich gut schmieden und schweißen läßt. Das dürfte auch der Grund dafür sein, daß die damaligen Eisenerzeugnisse so hoch wertig sind. Wir bemühten uns, die Lanzenspitze und den Lanzenschuh mit möglichst wenig Hilfsmitteln herzustellen. Ein Gesenke mit Setzling und ein Dorn für die Tüllen waren außer Hammer und Amboß die benutzten Werk zeuge. Für die lange, tief eingetriebene Tülle der Lanzenspitze wurde das Material erst längere Zeit gestaucht, damit beim Eintreiben des Dornes genügend Halt vorhanden war. Das Aufschmieden der Tülle auf den Dorn mußte sehr schnell vor sich gehen, damit dieser immerhin schwache Dorn nicht zum Glühen kam. Nach Fertigstellung der Tülle mußte das daran an schließende, immer noch gestauchte Material schnell ins Gesenke geschlagen werden, weil ja die beiderseitigen Rippen an der Tülle sehr stark waren. Erst nachdem die Basis von Rippe und Blatt gesichert war, konnte begonnen werden, das Blatt auszuziehen und die Rippe langsam vorzutreiben. Nach dem Ausschmieden wurde die Lanzenspitze auf das gesicherte Maß nach- geschliffen und geschabt. Der Nachschliff ist an sich bei der Herstellung aller Eisengeräte nicht notwendig, sondern wurde von uns lediglich deshalb durchge führt, um die im Original gesicherten Maße genau zu erreichen (Abb. 35 und 36). Die Herstellung des Lanzenschuhes ging ähnlich vonstatten. Nach der Fer tigung der Tülle wurde der verhältnismäßig lange, stumpfe Dorn ausgezogen