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II. DIE REKONSTRUKTION DER WICHTIGSTEN METALLFUNDE Von Artur Pietzsch Die Versuche zur Nachbildung der wichtigsten Metallfunde aus dem Liebauer Hügelgrab sollten nicht nur dazu führen, originalgetreue Stücke für Schau zwecke zu gewinnen, sondern vor allen Dingen Erfahrungen über die ange wandte Technik bei der seinerzeitigen Anfertigung bringen. Als Ausgangsmaterial für die geschmiedeten Teile mußte allerdings das heute handelsübliche Schmiedeeisen genommen werden, da es technisch noch nicht möglich war, bei uns eine der Latenezeit entsprechende Eisenerzeugung durch zuführen. Zunächst erschien es notwendig, in maßstabgetreuen Zeichnungen alle Einzelheiten darzustellen. Bei der Rekonstruktion des Schwertes wurde zunächst die Klinge in einem besonders angefertigten Gesenke mit dem Setzhammer ausgeschmiedet (das Gesenke ist zur Herstellung der Rippe notwendig). Nachdem die Breitseiten fast bis zur genauen Länge und Breite geschmiedet worden waren, wurden sie mit dem Hammer ausgezogen. Die Griffangel von rechteckigem Quer schnitt dagegen wurde abgesetzt und sofort auf die genaue Länge ausge schmiedet, da keinerlei Nacharbeiten notwendig sind (Holzverkleidung). Schließlich wurde das Blatt des Schwertes abgeschliffen und bis zum Erreichen der genauen Maße mit einem Stahl geschabt — u. U. wurde diese Feinarbeit seinerzeit mit einem Stein ausgeführt, wobei allerdings eine bedeutend längere Arbeitszeit notwendig gewesen sein dürfte (Abb. 44 bis 52). Der organische Griff wurde aus vier Teilen (geschweifter unterer Griffabschluß, eigentlicher Griffteil, oberer Quersteg und Abschlußstück am Knauf), die an den drei Verbindungsstellen ineinander verzapft sind, geschnitzt und über die Griffangel gesteckt. Durch die photographische Aufnahme der Gipsabdrücke bei der Fundbergung sind auch hier Formen und Maße annähernd gesichert. Das untere Abschlußstück über dem Scheidenmund bestand nachweislich aus querliegendem Holz. Darin sitzt der erste Niet, mit dem der Griff in der eisernen Angel befestigt worden ist. Das darüber aufgesteckte, längsgefaserte eigentliche Griffstück, das oben und unten Zapfen besitzt, mit dem die Quer stücke befestigt sind, trägt in der Mitte ebenfalls einen Niet. Mit dem dritten Niet ist das folgende quergefaserte Querstück befestigt, während das längs gefaserte Abschlußstück keinen seitlichen Niet erhielt, da dieses Abschluß holz bereits durch die das Ende der Griffangel bildende Bronzeknubbe be-