Zum Inhalt des Liebauer Fundes zurückkommend, kann man es wohl kaum als einen Zufall bezeichnen, daß die an Form und Material empfindlichsten Stücke — die Keramik — und auch die Form des wohl häufigsten Gerätes der friihlatenezeitlichen Männergräber — des Hiebmessers — die engsten Bezie hungen zum südlichen Ausgangsgebiete (Nordostbayern und Nordböhmen) zeigen, die Schmuckformen aber entsprechend des großen Einflußbereiches westlicher Lateneformen auch nach dort am besten angehängt werden können. Im Streuungsgebiete bis weit nach Osten und Südosten liegt Liebau noch nicht einmal allzu weit in der äußersten Randzone. Unser Fund ist wohl sicher frühlatenezeitlich. Die genaue Festlegung der chronologischen Daten wird aber dadurch erschwert, daß in den Gebieten, mit denen unsere Keramik engstens verbunden ist — zumindest Nordost bayern — eine Trennung zwischen Latne A und B nicht möglich scheint, da sich dort eine eigene Stufe B bisher nicht ausscheiden ließ, sondern A weitergelebt haben soll. Stilistisch kommen wir mit Liebau nach der Stufe A. Inwieweit wir aber mit unserem Fund schon eine Zeit erreicht haben, in der besonders im Westen der Latene-B-Stil beginnt, lassen verschiedene der ange führten Parallelen vermuten. Da wir außerdem noch keine klaren Vorstellungen davon haben, wie lange sich Stilwandlungen besonders auch in Gebirgsge genden verzögern können — vgl. u. a. das ostalpine Hallstatt mit seinem Weiterleben, im einzelnen aber auch die nordostbayrische Keramik —, sind bindende, eng begrenzte Aussagen für eine Stufe oder gar einen Teil einer solchen noch nicht recht zu verantworten, ganz zu schweigen von der absoluten Chronologie. Wir können damit lediglich sagen, daß Liebau ältestlatenezeit- lichen Stil zeigt, daß es Vergleichbares zu den Fürsten- und Wagengräbern dieser Zeit aufzuweisen hat und etwa ans Ende des 5. vorchristlichen Jahr hunderts gesetzt werden dürfte.