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den Nachkommen der sogenannten Hallstatturnen deutlich. Vergleichbares für fast alle Liebauer Formen bietet uns wiederum Nordostbayern 16 ), daneben Südwestböhmen 16 ) und selbstverständlich auch die mit diesen Gebieten und Liebau in Verbindung stehenden thüringischen Funde 17 ). • Daß sich die Keramikbeigaben in Liebau zu Füßen des Toten fanden, ist durchaus den anderen gleichzeitigen Latenebefunden angepaßt, wenn es auch nicht der ausschließliche Brauch gewesen ist. Unter den wertvollen Metallbeigaben ist das Hiebmesser am aussagekräftigsten. Hiebmesser gehören mit zu den Leitformen der ältesten Latenekultur 18 ). Dabei scheint gerade diese Waffe, wenn auch in verschiedener Häufigkeit, in allen Latenegruppen vorhanden gewesen zu sein und sozusagen die vielen regionalen Sondererscheinungen zusammenzufassen. Die Hauptverbreitungs gebiete sind dabei Oberfranken und die Pfalz, die rheinische „Hiebmesser provinz“ und das Marne-Gebiet 19 ). Meist ersetzt das Hiebmesserdas Schwert — 15) Wichtig zur Datierung: Kummerstall bei Windsbach mit Vogelkopffibel (C. Gumpert, Die Vor geschichtsforschung im Ansbacher Gebiet, in: 66. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken (Festschrift), 1930, S. 91 ff., bes. Abb. 20,1 und 2 und S. 119 f. — Vgl. besonders unsere S.: 294 und 295/43). Die Späthallstattformen des fränkisch-oberpfälzischen Stiles und ihre Weiterentwicklung dürften für Liebau von größter Bedeutung sein: W. Kersten, Die Späthallstattzeit in Nordostbayern, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 12, 1934, S. 12 bis 20 und Abb. 2,4, 5, 9, 14, 19 bis 21 auf S. 15; ders., Der Beginn der La-Tene-Zeit in Nordostbayern, in: Prähistorische Zeitschrift XXIV, S. 96 ff., Abb. 9,1 und 8 (unverziert); A. Stuhlfauth, Vor- und Frühgeschichte Oberfrankens, in: Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken XXX, 1927, Tafel 6 und 7 (Kasendorf). Dazu M. Hundt, Zur Vor- und Frühgeschichte des Obermainlandes (Kulmbacher Heimatkunde) o. J., Abb. 8 auf S. 9. A. Stuhlfauth, Vorgeschichtliche Forschungen in der bayerischen Ostmark, in: Bayerische Vor geschichtsblätter 14, 1937, S. 62 bis 64 und Abb. 5, dazu Tafel XV unten (Höfen: fertig ent wickelte Frühlatnekeramik, Drehscheibenware); Tafel IX,1 (Schüsseln) und S. 57 f. (Burg- gailenreuth); ders., Der keltische Ringwall am Schloßberg zu Burggailenreuth, 1938, Tafel V bis XII (besonders VII, IX und XII) und XXIV,1, 2 und 4. Sämtlich Handarbeit ohne Be nützung der Scheibe. Die Formen als Weiterentwicklung der Späthallstattzeit. C. Gumpert, Bericht über die im Jahre 1927 im Gebiete Ansbachs vorgenommenen Ausgrabungen und Untersuchungen vorgeschichtlicher Altertümer, in: 64. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 1927 (1928), S. 141 ff., besonders S. 145 bis 148 und Abb. 2 und 3. 16) Z. B. J. Schranil, a. a. 0., Tafel XLIV,2 und 15; H. Preidel, Die vor- und frühgeschichtlichen Siedlungsräume in Böhmen und Mähren, 1953, Tafel IX,1, 7 und 10 (1 gehört zu einem Grab mit Vogelkopffibel). Weiter J. Filip, Latnsk rov hroby v Nezdfevi u Kasejovic, in: Archeo logicke rozhledy III, 1951, S. 36 f. und Abb. 38 auf S. 47 (mit Haumesser); V. aldov,Haltatsko- Latenske zärove hroby na pohrebiste v Nynicich u Plzn, in: a. a. O. VII, 1955, S. 617 ff. und Abb. 292 und 296. 17) G. Neumann, Kyffhäuserstudien I, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde N. F. 34, 1940, S. 318 bis 371 (nach Nordostbayern weisende Keramik; für Liebau vgl. vor allem 4,3 und 7). Aus dem von H. Kaufmann freundlicherweise zur Verfügung gestellten Material des Orlagaues für die Terrinen am ehesten Pößneck (-Jüdewein), Galgenberg (Grab 12 und 13) und Fischers dorf, Kreis Saalfeld, Hügel 3; für die Schalen Seebergen, Kreis Gotha, Grab 23, 32 und 59 (Brandgräber) zum Vergleich anzuführen. 18) Siehe vor allem P. Reinecke, a. a. O. 19) Eigentlich klammern vor allem auch die Hiebmesser fast das gesamte Frühlatnegebiet vom Nordrande der Ostalpen über Südwestböhmen, die Oberpfalz, das Maingebiet, den Mittelrhein bis zur Marne zusammen.