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hier nur versucht werden, die Liebauer Funde selbst sprechen zu lassen und sich nach Vergleichbarem umzuschauen 7 ). Die Grundlage für die Lateneforschung gab P. Reinecke vor mehr als 50 Jahren 8 ) und hat später auch das uns hier besonders interessierende Material aus Nord ostbayern eingehend beleuchtet 9 ). W. Kersten schloß für dieses Gebiet eine weitere Bearbeitung an 10 ). Die Einheitlichkeit des gesamten Latenekreises, die schon die zweite Stufe auszeichnet, ebenso die dann allgemein herrschenden Flachgräber, die sich meist zu größeren Friedhöfen zusammenschließen, fehlen am Anfang noch. Wir finden in der Frühstufe sowohl in der Westgruppe mit den mit griechischem Import reich ausgestatteten Fürstengräbern als auch im Osten, wo sich das Latene-A-Inventar besonders in Nordostbayern und Nordwestböhmen länger hält als in den dann wohl „keltischen“ Westgebieten, in der Überzahl den Hügel 11 ) oder die Nachbestattung meist in Hallstatt hügeln. Die Körperbestattung ist überwiegend von Norden nach Süden orientiert 12 ). Soweit es sich beim Inventar nicht um Import handelt, beobachten wir die Weiterbildung alter Formen und die Verarbeitung der Anregungen, die die Einfuhrstücke brachten. Das erstere gilt für Nordostbayern mit seinen kultu rellen Ausstrahlungen einschließlich des zur Zeit noch einsamen Liebauer Postens, vor allem für die Keramik. Dabei muß für Liebau betont werden, daß Wülste und Hohlkehlen als Verzierungsmuster nicht auftreten 13 ), daß jegliche Ornamentik fehlt und vor allen Dingen keinerlei Spuren von Dreh scheibenarbeit beobachtet werden können. Die Weiterentwicklung hand gearbeiteter Hallstattware14) im nordostbayrischen Stile wird besonders an 7 ) Herrn Prof. Dr. W.Dehn sei für Hinweise auf uns z. Z. nicht zugängliche Literatur und für Pausen besonders gedankt, ebenso Frl. Dr. Th. E. Hävernick für Übersendung ebensolcher Pausen. 8) P. Reinecke, Zur Kenntnis der La-Tne-Denkmäler der Zone nordwärts der Alpen, in: Festschrift des Römisch-Germanischen Centralmuseums Mainz, 1902, S. 53 bis 109. 9) Ders., Grabfunde der ersten Latenestufe aus Nordostbayern, in: Die Alterthümer unserer heid nischen Vorzeit V, 1911, Tafel 50 und S. 281 bis 287; ders., Die erste Latenestufe (A) im rechts rheinischen Bayern, in: Der Bayerische Vorgeschichtsfreund 5, 1925, S. 49 bis 54 (Tafel wie oben). 10) W. Kersten, a. a. 0. 11) In den Alpentälern aber Flachgräber. 12) In Württemberg z. B. neben vielen Hügeln (Überzahl) auch Flachgräber: K. Bittel, Die Kelten in Württemberg, 1934, S. 61 ff.; ähnlich H. Behaghel, Die Eisenzeit im Raume des Rechts rheinischen Schiefergebirges, 1943, S. 57 ff. (für die dortige Südwestgruppe, während in seiner Nordostgruppe sichere Hügel noch fehlen und Brand- und Skelcttgräber sich seinerzeit noch die Waage hielten: a. a. ()., S. 75 ff.). Auch Böhmen kennt offenbar einige Brandgräber; J. Schranil, Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens, 1928, S. 212. Dazu selbstverständlich die „Fürstengräber“. 13) Die besonders ausgeprägt dann für das ausgebildete Latne in großen Gebieten kennzeichnend sind. u ) Bis zum nordwestlichen Vorposten der älteren Latenekultur, der Marne-Kultur, werden boden ständige Hallstattformen weiterentwickelt, dazu kommt dort südlicher Import (W. Dehn, Älter- latönezeitliche Marnekeramik im Rheingebiet, in: Reinecke-Festschrift, 1950, S. 33 bis 50).