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Hallstatt C zu datieren 2 ). Die Verzierungselemente, ein horizontales Riefen band und daruntergesetzte Dreipunktgruppen, sind kaum bemerkenswert. Sie wirken für die Hallstattstufe C vielleicht nicht mehr ganz neu. Wohl aber ist die Tatsache, daß es sich um ein Zwillingsgefäß handelt, besonders zu unter streichen. Leider ist auf der Zeichnung nicht zu erkennen, ob die beiden einzel nen Gefäße so miteinander verbunden waren, daß der flüssige Inhalt kommu nizieren konnte. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich, denn die meisten Ver gleichsstücke sind so hergestellt. Zwillingsgefäße stellen ohne Zweifel etwas Besonderes dar 3 ). Sie sind im allge meinen nicht häufig. Auch ihre Bedeutung ist nicht unmittelbar klar ersichtlich. Vor Jahren gaben A.-P. Madsen und C. Neergaard einmal eine kurze Übersicht über die Verbreitung dieses eigenartigen Typs 4 ). Sie wiesen dabei auf die außer ordentliche Weiträumigkeit ihres Vorkommens hin, das sich von Ägypten über Kleinasien, Griechenland, Italien nach Mitteleuropa und bis an den Rand von NordeuTopa erstreckt. In diesem weiten Bereich glaubte E. Grohne neuerdings einen Alters- und Häufigkeitsschwerpunkt im Umkreis des östlichen Mittel meeres festgestellt zu haben 5 ). Noch nicht bemerkt worden zu sein scheint, daß außerdem in gewissen Zeiten und Zonen eine besondere Vorliebe für diese Gefäßgattung bestanden hat. Neben einer auffälligen Parallelität ihres Auf tretens in Syrien, Ägypten, Troja und im Bereich der mitteldeutschen Walter- nienburg-Bernburger Fundgruppe an der Wende vom 3. zum 2. vorchristlichen Jahrtausend ist vor allem die hallstattzeitliche Ausbreitung offensichtlich. Sie ersteckte sich von Italien aus über die ostalpinen Zentren der Hallstatt kultur durch Böhmen und Mähren nach dem östlichen und nördlichen Mittel europa bis zur Weichselmündung und nach Jütland 6 ). Diese Ausbreitung ging offensichtlich von Süden nach Norden vor sich. Dafür spricht die leidlich er kennbare zeitliche Staffelung ihres Auftretens. Und zwar fällt dieses zusam men mit der evidenten Annäherung des in den genannten Gebieten herrschen den Zivilisationsstandes an italische Vorbilder und deckt sich mit dem Han delsnetz, das vom Süden bis zur Ostsecküste reichte 7 ). 2) W. Kropf, Die Billendorfer Kultur auf Grund der Grabfunde, 1938, S. 155 ff. 3) Ebert Reallexikon 14, 1929, S. 558 ff., unter Zwillingsgefäße (A. Götze). W. Kropf, a. a. O„ S. 108 ff. 4) Aarboger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1894, 2. Ser. 9, S. 202—204 mit Abb. 23 auf S. 179; Memoires Soc. Antiqu. du Nord, Copenhague, Nouv. Serie 5, 1890—95, S. 353—356, dazu Abb. 22 auf S. 340. 5) Schriften der Bremer Wissenschaftl. Gesellschaft, Reihe D, Jg. 6, Heft 1—2, 1933. 6) P. Kabbadia, Proistorike Archaiologia 1909, Abb. 443 (Kephallenia); Randall-MacIver, Villanovans and Early Etruscans, 1924, Taf. 6, 2; J. Szombathy, Prähistorische Flachgräber bei Gemeinlebarn, 1929, Taf. 17,6; J. L. PiS, Die Urnengräber Böhmens, 1907, Taf. 33,11; Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, N. F. 8, 1924, Taf. 4,3; E. Petersen, Die frühgermani sche Kultur in Ostdeutschland und Polen, 1929, S. 137, Beilage 12. 7 ) J. M. Navarro, Prehistoric routes between Northern Europe and Italy defined by the amber- trade: The Geographical Journal 56, 1925, S. 421 ff; E. Sprockhoff, Zur Handelsgeschichte der germanischen Bronzezeit, 1930; E. Sturms, Der ostbaltische Bernsteinhandcl in der vorchrist lichen Zeit: Commentationcs Balticae I, 1953, S. 167 ff.