Volltext Seite (XML)
Grabfunde sind. Das mag für die meisten Stücke zutreffen 115 ), nicht aber ausschließlich, da auch mehrere solcher Geräte aus Siedlungen stammen 116 ). Für Kobeln kann man auf eine Verbrennungsstelle 117 ) schließen, da sich hier unter den Tonvögeln eine waagerechte verziegelte Lehmschicht fand, unter Umständen aber auch auf ein Grab, das auf dieser Verbrennungsstelle selbst errichtet wurde — die dabei gefundenen Lausitzischen Scherben würden dem nicht widersprechen. Mit dem Nachweis des Vorkommens in Siedlungen ent fällt die ausschließliche Zuweisung unserer Klappern zum Totenkult. Wollte man trotzdem darauf bestehen, müßte der Beweis erbracht werden, daß die aus Siedlungen stammenden Stücke etwa den Ausstoß einer Töpferwerkstatt darstellten. Bisher ist aber diese Beobachtung noch in keinem Falle gelungen, ja nicht einmal ernstlich in Erwägung gezogen worden. Nach Frenzel 118 ) „beweisen sämtliche Stücke, daß sie dem Toten mit auf den Scheiterhaufen gegeben worden sind, da die Brandspuren fast allgemein auftreten“. Diese Angabe ist in ihrer Verallgemeinerung fast ebenso irrig wie die, daß in der Oberlausitz die Vogelklapper überhaupt fehle 119 ). Weiterhin pflegen die Klappern als Kinderspielzeug angesehen zu werden 120 ). Auch Preusker brachte das vor über 100 Jahren mit einer uns heute etwas naiv anmutenden Erklärung zum Ausdruck 121 ), die aber durchaus den Stand der damaligen Möglichkeiten wiedergibt. Wrzosek 122 ) kennt Tonklappern, 115) Für die behandelten sächsischen Stücke: Zeithain, Groß-Särchen, Gävernitz, Leipzig-Connewitz; sehr wahrscheinlich Drcsden-Übigau, Radeburg, Dresden-Stetzsch, Großdittmannsdorf und Löbsal. 116) Aus Sachsen sicher anzunehmen für Dresden-Coschütz, Dresden-Dobritz, Rötha-Geschwitz. 117) Nach dem Grabungsbericht A. Mirtschins, a. a. 0. 118) W. Frenzel, Vorgeschichtliche Klappern und Rasseln aus der Lausitz, in: Bautzener Geschichts hefte IV, 1926, S. 177 ff., besonders S. 182. 119) A. a. 0., S. 182. Vgl. dagegen die Aufzählung in unserer Arbeit. 120 ) U. a. H. Jentsch, Ein vorgeschichtlicher Ausflug in die Nicdcrlausitz, in: Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz I, 1889—1902, S. 3ff.; ders., Das Gräberfeld von Pohsen, Kr. Guben. Mit einem Anhang über vorgeschichtliche Thon klappern, in: Niederlausitzer Mitteilungen 1,1890, S. 534ff. und II, 1892, S. 266f. (unter dem Titel ,,Verzeichniß vorgeschichtlicher Thonklappern“), — Jentsch gibt hier eine Zusammen stellung aller ihm bekannten Klappern — er führt daneben die Verwendung bei der Bestattung und beim Opfern an. 121) K. Preusker, Blicke in die vaterländische Vorzeit; Drittes Bändchen, Leipzig 1844, S. 190, Abschnitt 4: ,,Kinder-Spielgeräthe, welche, wie die kleinern der beiden letztem Abtheil, sich oft in größeren Gefäßen etc. finden, so z. B. Klappern, vielleicht den römischen nachgeahmt, winzig kleine Fläschchen, Näpfchen etc. Es zeugt unläugbar von einer hohen Civilisation der Nationen, wenn sie, wie hier die germanischen, auf das Spiclgcräth der Kinder so viele Rücksicht verwenden, dadurch für deren freudige Unterhaltung und Beschäftigung sorgen, und schon in ihnen künftige Mitbürger im Auge haben, wogegen die völlig uncultivirten Wilden die Kinder unbeachtet, gleich dem lieben Viehe und mit diesem, aufwachsen lassen.“ 122) M. Cwirko-Godycki i A. Wrzosek, Les hochets des tombes lusaciennes du cimetiere de Laski, distr. de Kpno, in: Swiatowit XVII, 1936/37, S. 171 ff. (fransösisches Resum S. 252 ff.), bes. S. 248 (254). Vogelklappern: Tafel XXI (481 und 1059) und Tafel XXIII (unten links).