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kennen. Sollten sich diese Möglichkeiten in unserem Falle als unrichtig erwei sen, käme noch eine Deutung als Pfeife in Betracht 72 ). Die größte Gruppe der Tongegenstände aus unserem Arbeitsgebiet, die Lebe wesen nachbilden, stellen die Klappern dar. Wir kennen aus Sachsen keine solchen Geräte in Menschengestalt 73 ), auch nicht Klappern in der Form eines Delphins 74 ). Dagegen findet sich in den Aufzeichnungen des Landesmuseums Dresden der Hinweis auf eine schildkrötenförmige Rassel aus Coswig 75 ). Auch das Gävernitzer Stück (Abb. 31) wird bisweilen so bezeichnet, obwohl der hohe Fuß dieser Deutung widerspricht und eine engere Verbindung zur Vogel klapper wahrscheinlicher macht. Die Form eines Schweines wird von Dresden- Blasewitz erwähnt 76 ). Die meisten Tierklappern jedoch haben Vogelform. Schon im Aufbau können wir diese verhältnismäßig geschlossene Gruppe in solche mit Fuß und solche ohne ein besonderes Standteil aufgliedern. Zwei- 77 ) oder mehrfüßige Vogel klappern sind dem Verfasser aus Sachsen nicht bekannt. Die fußlosen Geräte bezeichnet man meist als Entenklappern oder auch als Sitzvögel 78 ), ebenso die mit ganz niedrigem Fuß 79 ). Allerdings sind die auf hohem Fuß stehenden Vogelklappern, die oft als Gänschen oder neuerdings auch als Tauben 80 ) bezeichnet werden, in größerer Zahl vertreten 81 ). 72) So auch W. Frenzel, a. a. 0., S. 183, der das Pfeifen und andere Geräuscherzcugungen bei Dunkelheit und in Wäldern aus Angst bzw. zum Verscheuchen etwaiger Gegner auch noch für die heutige Zeit anführt. 73) Vgl. etwa E. Krause, Kinderklapper in Gestalt einer menschlichen Figur, in: Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1892, S. 95 f. mit Abb. (wahrscheinlich von Lübeln bei Salzwedel stammend; Datierung nicht bekannt). 74) Eine solche unveröffentlichte delphingestaltige Klapper soll sich im Museum Torgau befunden haben (wahrscheinlicher Fundort Roitzsch). Nach Auskunft des Museumsleiters Walter vom 24. Juni 1955 nicht mehr vorhanden (Bestände 1945 zum größten Teil verlorengegangen). 75) Ohne nähere Hinweise und ohne Angabe des Verbleibes. 76) S. Anm. 40. Bei dieser Gelegenheit weisen wir darauf hin, daß von Folbern, Kr. Großenhain, aus der Sammlung Preusker (II B 21; ehemals Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, seit dem Kriege bisher noch nicht wieder aufgefunden) auch ein Tiergefäß stammt, dessen Form einer Schweinenachbildung nahekommen soll (es wird auf eine gewisse Ähnlichkeit mit der Abb. 1—3 in Mannus 22, 1930, S. 237, hingewiesen). 77) Vgl. etwa G. Kossack, a. a. O., Tafel 5,4 und 8. 78) Die Stücke von Leipzig-Connewitz (Abb. 42); ein Exemplar der beiden aus Dresden-Stetzsch (Sammlung und Tagebuch Rehfeld); Rötha-Geschwitz (W. Jorns, a. a. 0., Abb. 7,14). Außer halb Sachsens Buckau (H. Agde, a. a. 0., Abb. 20,11 und W. Schulz, a. a. O., Abb. 149 unten); Nieder Gorpe, Grab 2 (Altschlesien 7, 1938, S. 275 und Tafel 26,1: jüngere bis jüngste Bronzezeit). 70) Wie Kobeln (Abb. 32). Vgl. dazu J. Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa, 1882, Tafel XIX,13 („Lau sitz“). 80) Vom Taubenberg bei Wahlitz, Kr. Burg, wurde eine solche „Taubenplastik“ bekannt. 81) Cröbern (Abb. 41); Leipzig-Connewitz (Abb. 43—45); Zeithain (Abb. 33, 34 und 37); Dresden- Dobritz (Abb. 28); Groß-Särchen (Abb. 38); sicher auch Großdittmannsdorf (Abb. 29) und Radeburg (Abb. 30); Gävernitz (Vogel? Abb. 31). Ein Exemplar von Dresden-Stetzsch