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den Osten gelegentlich als Lampe 63 ). Leider sind in unserem kleinen Arbeits gebiet niemals Ruß oder andere Brandspuren an den zur Verfügung stehenden Beispielen beobachtet worden. Die Verwendung als Lampe ist bei dem Stück von Krausnick mit der senkrechten Halsdurchbohrung (Abb. 11 und 12) am glaubhaftesten, da hier eine andere noch zu streifende Möglichkeit entfällt 64 ), weiter bei den Stücken mit einer mehrfachen Durchbohrung des Tierkopfes 65 ), wahrscheinlich auch bei den Gefäßen, die an Stelle eines besonders aus gebildeten Kopfes eine Tülle besitzen 66 ), und dem Stück mit massivem Hals ansatz und dem kleinen Zugloch unter dem Schwanz von Rötha-Geschwitz (Abb. 40). Für Gefäße mit einfach, aber nicht senkrecht durchbohrtem Hals könnte auch eine Benutzung als Sauggefäß (Schnabeltasse) in Betracht kommen 67 ), wie wir sie besonders von den westlichen Urnenfeldern her kennen — dort allerdings unter fast völligem Verlust der Tierdarstellung. Diese Art der Nutzung ist indes nur für einen Teil der Stücke denkbar, nicht für Gefäße mit senkrechtem, durchbohrtem oder mit undurchbohrtem Hals, dafür aber mit durchlochtem Hinterteil, ebenso nicht für keramische Formen mit mehrfach durchbohrtem Kopf und Hals 68 ). Die beiden sehr kleinen Vogelgefäße mit durchlochtem Aufsatz, aber ohne weiteres Zugloch aus Bautzen (Abb. 25 und 26) können weder als Miniatur sauggefäße noch Kleinstlampen gedient haben. Da es sich bei beiden Stücken um Grabbeigaben vom Ausgange der Lausitzischen Kultur handelt, besteht die Möglichkeit, daß man auch hier den Toten nur schlechte Nachbildungen mit ins Grab gab, wie wir Beispiele u. a. in Gestalt einer sehr kleinen spielerischen „Votivsichel“ von Walda, Kreis Großenhain 69 ), der tönernen Nachbildung eines Tüllenbeiles von Zockau bei Bautzen 70 ), der ebenfalls tönernen Nach bildung eines fünfeckigen Steinbeiles aus Löbsal 71 ) und als sehr schlecht gearbeitete winzige Miniaturgefäße besonders vom Ende der Billendorfer Stufe 63) G. Kossack, a. a. 0., S. 50 ff. 64) Das Beispiel bei W. Schulz, a. a. 0., Abb. 149 oben, bringt eine recht gute Parallele in der Verzierung des Vogelleibes (auch für die Hals- und Kopfbildung). 65) Z. B. Schebitz, W. Hoffmann, a. a. 0., Tafel 34. 66) Niederkaina (Abb. 14 und 17), Straßgräbchen (Abb. 19 und 20). 67) Besonders Abb. 22, auch etwa Abb. 18. Vgl. dazu u. a. Reichersdorf, Brauchitsdorf und „Schlesien“ (Schrifttum s. Anm. 60). 68) Ein Gefäß aus Massel mit ovalem Rumpf, enger Aufsatztülle, schmalem Fuß, krummem Hals ohne besondere Kopfbildung, aber auch ohne Durchbohrung, kann weder als Lampe noch als Sauggefäß gedeutet werden. Weitere Möglichkeiten könnten erst geprüft werden, nachdem ein ähnliches Stück untersucht worden ist. L. D. Hermann, Maslographia oder Beschreibung des Schlesischen Massel im Oels-Bernstädtischcn Fürstenthum mit seinen Schauwürdigkeiten ..., Brieg/Brcslau, 1711, Tafel V,7. 60) W. Grünberg, Die Grabfunde der jüngeren und jüngsten Bronzezeit im Gau Sachsen, 1943, Tafel 44,18. 70) Sammlung E. Schmidt, Bautzen. 71) Vgl. Anm. 41.