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Die anderen sächsischen Tiergefäße lassen sich in drei Gruppen scheiden. Dies sind einmal die etagenartig aufgebauten Stücke, deren Oberteil eine kleine gebauchte Henkeltasse oder einhenklige Terrine darstellt, die keinen ausgebildeten Tierkopf, sondern nur eine Tülle besitzen (Abb. 14,i ; 19 und 20; offenbar auch 21), am Hauptgefäß aber deutliche Schwanz- und Flügelstummel zeigen, die unsere Deutung als Vogelgefäß erhärten. Auch die Verzierung unterstreicht den Charakter des dargestellten Tieres — so bei Niederkaina schmale konzentrische Halbkreisriefen um den Hals, die Flügel und den Schwanz, bei Straßgräbchen auf beiden Flügeln breite flache Längsriefen. Das Stück von Niederkaina hat weiterhin einen Hohl fuß, der bei dem von Straßgräbchen ebenfalls vorhanden gewesen zu sein scheint 68 ). Die zweite Gruppe wird lediglich durch Krausnick vertreten, besitzt keinen Gefäßfuß, dafür aber eine weite Standfläche, Flügel- und Schwanzandeutun gen, Flügelbetonung durch konzentrische Riefen, ausgeprägten Vogelhals und -köpf sowie einen flachen Terrinenaufsatz mit Schrägriefung 69 ). Das Stück stellt sicher einen ausgeprägten Wasservogel dar. Fuß, Flügel und Schwanzstummel, schräger durchbohrter Vogelkopf und -hals sowie kleiner Aufsatz oder Tülle zeichnen eine im Osten recht häufige Gruppe aus 80 ) (Abb. 22), wobei unser Beispiel in der Anordnung der Schmal riefenverzierung die angedeuteten Tiermerkmale noch hervorhebt — Ab grenzung des Schwanzes, Kopfes und Halses durch Schmalriefengruppen, dachförmige Einrahmung der Flügelstummel. Ausnahmen sind die Stücke von Rötha-Geschwitz (Abb. 40) — wahrscheinlich kurzer tüllenartiger Aufsatz, Schwanzstummel, keine Flügelandeutungen, Hals undurchbohrt, dafür Durchbohrung unter dem Schwanz, verzierungs frei — und von Dresden-Übigau (Abb. 18) — ähnlich der ersten Gruppe, doch mit Säugetierkopf (Schaf?), vier schrägen kurzen Füßen, Flügel- (!) und Schwanzandeutungen und gehenkeltem Tüllenaufsatz. Vielleicht gehörte das 68) Nach den Photos (das Original fehlt seit Jahrzehnten) befindet sich am Unterteil kein Überfang (Glättung oder Schlick), außerdem ist am Gefäßrest keine Standfläche vorhanden. Voller Gefäßfuß, Standring oder Hohlfuß darf angenommen werden. 59) Vgl. W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 1939, Abb. 149 auf S. 125 (oberer Bildteil). 60) Vgl. dazu u. a. Reichersdorf, Niederlausitzer Mitteilungen!, Heft 6, 1890, Tafel V,17 (H. Jentsch); Brauchitsdorf, J. Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa, 1882, Tafel IX,13; „Schlesien“, L. Feyerabend, a. a. O., Abb. 24. Tüllengefäße mit Säugetierkopf aus den Nachbargebieten u. a. H. Agde, a. a. 0., Abb. 52 (weiteres Tierkopfgefäß Abb. 61; Tüllengefäß ohne besondere Kopfbildung Abb. 62); H. K. Michna, Ein Tiergefäß aus Znaim, in: Sudeta VI, 1930, S. 73 f.; Zprävy Pamtkov Pe XII, 1953, S. 224 obere Abb. (Hrdly/Litomice); J. Kviala, Entstehung der schlesischen Kultur in Mähren, in; Pamätky Archeologicke XLV, 1954, S. 263ff. (deutsches Resume S. 278ff.),Abb.2,l; G. Kossack, a. a. 0., Tafel 5,1, 2, 6, 7 (s. auch E. Sprockhoff, a. a. 0., Tafel 96,2) und 9. Ein bandkeramisches „Ebergefäß“ mit Tüllenaufsatz bei K. Willvonseder, Ein bandkeramisches Tiergefäß von Abraham in der Slowakei, in: Wiener Prähistorische Zeitschrift 28, 1941, S. 38 ff.