UNTERSUCHUNGEN AN JUNGSTEINZEITLICHEN KINDERSKELETTEN*) Von Siegfried Krefft Über die körperliche Beschaffenheit der Kinder aus der Jungsteinzeit (3000 bis 2000 v. u. Z.) ist bisher wenig bekannt (Grimm). Es sollte daher jede Gelegenheit wahrgenommen werden, an Hand aufschlußreicher Skelettfunde unsere Kenntnisse auf diesem Gebiet zu erweitern. Wenn hier von gerichtsmedizinischer Seite ein kleiner Beitrag zu obigem Thema gegeben wird, so deshalb, weil der Gerichtsmediziner häufig in der Praxis zur Untersuchung von unbekannten Leichen und Knochenfunden herangezogen wird. Hierbei hat er sich unter Umständen lediglich auf Grund der Knochenuntersuchung über Todeszeit, Alter, Größe, Geschlecht, beson dere Merkmale der Person und die Todesursache zu äußern. Diese oft sehr schwierige Aufgabe wird nicht selten in Zusammenarbeit mit einem Anthro pologen gelöst. Da die Strafvollstreckung bei einem Verbrechen spätestens nach 30 Jahren verjährt, interessieren in der Gerichtsmedizin zunächst Fälle, die in dieser Zeitspanne liegen. Doch kommen gelegentlich auch seltene vorgeschichtliche Funde, z. B. im vorliegenden Fall, zur Begutachtung. Wie dem Verfasser von anthropologischer Seite versichert wurde, ist es wünschens wert, diese Untersuchungsergebnisse festzuhalten, um sie bei etwaigen späteren Funden als Vergleichsgrundlage verwenden zu können. Hocker V Bei den seit längerer Zeit laufenden Bergungsgrabungen im Gelände der Ziegelwerke Weideroda bei Pegau, Kreis Borna, wurde bereits mehrfach jungsteinzeitliches Skelettmaterial mit zeitlich gesicherten Keramikbeigaben geborgen. Im Zuge dieser Ausgrabungen gelang es, bei der systematischen Flächenabdeckung am 2. November 1953 ein relativ gut erhaltenes Hocker skelett (Hocker V) freizulegen. Da von Seiten der örtlichen Ausgrabungs leitung (A. Neugebauer, Landesmuseum für Vorgeschichte, Dresden) Zweifel über das Alter und die Größe der auf diese Art bestatteten Person aufkamen, wurde Verfasser gebeten, sich die Fundstelle anzusehen und das Skelett zu untersuchen. *) Für die freundliche Überlassung des Fundmaterials zur Untersuchung und für Literaturhinweise möchte ich Herrn Dr. Coblenz an dieser Stelle danken. 23