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Eannmmimmamm stumpfspitz zu einem Schnabel ausgezogenem, schmalem Kopf könnte ebensogut einer Gänse- oder einer Taucherart (Gaviidae oder Podicipidae), vielleicht auch einer Entenart nachgebildet sein, falls es sich um eine realistische Dar stellung handelt. Wenn nicht, könnte auf diese Weise auch ein Schwan, Kra nich, eine Trappe usw. stilisiert worden sein. Vielleicht ist aber mit beiden Darstellungen, a) und b), auch nur der Vogel schlechthin symbolisiert worden. Bei dem untere) (Abb. 1,2) aufgeführten undefinierbaren kleineren Vierfüßertorso dürfte es sich wohl keinesfalls um eine vierfüßige Eidechsenart oder Schwanz lurchform, am wenigsten aber um einen Frosch oder eine Kröte unseres Heimatraumes handeln, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach um ein größeres Säugetier. Ob dabei aber Pferd, Rind, Schaf, Schwein, Hirsch, Reh, Bär, Wolf, Fuchs, Katze oder Hund als Vorbild dienten, muß indessen bei diesem leider auch durch keinerlei Andeutungen von Geschlechtsmerkmalen näher charakterisierten Stück absolut dahingestellt bleiben! Anders liegen die Verhält ¬ nisse bei dem größeren Vierfüßertorso, gleichzeitig dem größten und gewichtig ¬ sten Stück dieser vier Coschützer Tierplastiken 2 ). Das erhaltene Bruchstück, stellt den Rest eines Säugetieres mit zum Boden gesenktem — nicht mehr vor handenem—Kopf dar (Abb.2). Zwischen den Hinterbeinen erkennen wir nämlich ein deutliches Gesäuge mit vier Milchzitzen, das Kriterium des Säugetieres schlechthin. Wären nur zwei Zitzen dargestellt, müßte offenbleiben, ob das dargestellte Säugetier ein Unpaarhufer, also ein Pferd oder ein wilder oder domestizierter Wiederkäuer der Gattungen Ovis (Schafe) oder Capra (Ziegen) sein sollte. Sie alle haben zweizitzige Euter zwischen den Hinterbeinen. In Einzelfällen einmal auftretende Ausnahmen von dieser Regel sind patho logische Abnormitäten. Vier Zitzen am ebendort lokalisierten, aus zwei bila teral symmetrischen Hälften fest zusammengewachsenen Euter besitzen in der Säugetierfauna Europas lediglich die Rinder und die Hirsche einschließ lich des Rehes. Nun heben sich aber bei allen hierzulande heute noch wildlebenden Hirsch arten — dem Edelhirsch (Cervus elaphus), dem bei uns in geschichtlicher Zeit sekundär eingebürgerten Damhirsch (Dama dama) und dem boden ständigen Reh (Capreolus capreolus) —, selbst bei frischsäugenden Mutter tieren, die erst kürzlich ihr Kälbchen gesetzt haben, die Euter nur undeutlich und lediglich als flachschalige, behaarte Wölbungen über die Bauchdecke am 2) Zum Verständnis dient neben den in weiteren Anmerkungen genannten Arbeiten vor allem folgende Literatur: C. Blümel, Tierplastik — Bildwerke aus fünf Jahrtausenden, Berlin und Leipzig 1939; R. Froehner, Kulturgeschichte der Tierheilkunde I, Konstanz 1952; R. Hamann, Tierplastik im Wandel der Zeiten, Berlin 1949; B. Klatt, Haustier und Mensch, Hamburg 1948; H. v. Lengerken, Einführung in die Haustierkunde, Leipzig 1952; derselbe, Der Ur und seine Beziehungen zum Menschen, in: Die neue Brehm-Bücherei, Bd. 105, Leipzig und Wittenberg 1953; E. Mohr, Der Wisent, in: Die neue Brehm-Bücherei, Bd. 74, Leipzig und Wittenberg 1952; F. Reinöhl, Tierzüchtung, Oehringen 1938. 218