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Stück ist die rechte Kante durch kräftige Retuschen zur Arbeitskante um gestaltet worden, während man mit der Spitze nicht gearbeitet hat. Es kommen jedoch auch amorphe Abschläge mit zweifellos benutzten kurzen Spitzen vor. Mit der knappen Beschreibung der „Gelegenheitsgeräte“ wollten wir zeigen, daß unter diesen Artefakten, die auf allen Stationen vorkommen, aber gewöhnlich als „atypische“ Stücke einer Beschreibung und Abbildung nicht für wert gehalten werden, ebenfalls bestimmte Formen, wie „Schneideecken“ und „Spitzklingen“, wiederkehren. Die Zahl der „Gelegenheitsgeräte“ ist oft größer als die der reinen Typen, und so wären sie durchaus geeignet, das Gesamtbild jedes Kulturinventars abzurunden, wenn sie bei der Auswertung aller Fundplätze mit aufgeführt würden und so miteinander verglichen werden könnten. Schließlich möchten wir darauf hinweisen, daß auch Abfallstücke, die keinerlei Gebrauchsspuren erkennen lassen, als „Gelegen heitsgeräte“ gedient haben können. Wenn nämlich mit ihnen weiches Material ohne großen Kraftaufwand bearbeitet wurde, konnten Stunden vergehen, ehe die Arbeitskante schartig wurde. Beweisen läßt sich die Benutzung solcher Stücke natürlich nicht. Da die Kulturzugehörigkeit und das Alter der Zinkenbergfunde nicht auf geologischem Wege ermittelt werden können, muß versucht werden, sie mit Hilfe der Typologie und auf Grund des Gesamtbildes des Fundkomplexes zu bestimmen. Danach können die Funde nur ins Jungpaläolithikum, und zwar ins Spätmagdalenien, gehören. Wenn auch nur sehr wenige Typen vorhanden sind, so genügt doch der Zinken, der zumindest im nördlichen Mitteleuropa nicht früher als im Spätmagdalenien aufzutreten scheint, sowie die Technik der Geräte — fehlende Intentionalretusche an den Längskanten, keine sehr sorgfältige Ausführung der Stichel u. a.—, um diese Einordnung zu bestätigen. Wir sind überzeugt, daß auf dem Zinkenberg auch Kleinformen des Spät magdalenien, vor allem Rückenmesserchen, vorhanden waren, die aber den ungeschulten Blicken der Arbeiter entgangen sind. Darauf schließen wir vor allem deshalb, weil von den 168 geschlagenen Feuersteinen nur vier, das sind 2,4%, unter 30 mm lang sind. Wer einmal Freilandstationen abgesucht hat, weiß, daß die kleinen und kleinsten Späne und Splitter bei weitem zahlreicher sind als die mittleren oder gar die großen, über 70 mm langen Stücke, von denen gerade auf dem Zinkenberg eine außergewöhnliche Menge, nämlich 23 (13,7%) gefunden worden sind. Diese relative Größe der Werkstücke ist auch, neben dem Fehlen von Mikrolithen, ein Argument gegen ein etwaiges mesolithisches Alter der Zinkenbergfunde. Bemerkenswert ist die Lage des Fundplatzes. Während alle bisher bekannt gewordenen mitteldeutschen Freilandstationen des Magdalenien unmittelbar an einem größeren Flusse oder nicht weit davon liegen, haben die endpaläo-