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Sicher ließe sich diese Liste noch um manches mir bisher nicht bekannte bzw. noch nicht als tauschiert erkannte Stück vermehren. Es darf angenommen werden, daß die römische Tauschierung eiserner Schwertgarnitur stücke im 2. Jahrhundert n. Chr. begann, und daß sie ihre Blüte in der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts erlebte. Die stilistische Geschlossenheit der Ornamentik und der feste Formenschatz erlauben nicht, der laufenden Fabrikation dieser Erzeugnisse hochstehenden Kunsthandwerks eine längere Zeitspanne zuzu- billigen. Wir glauben, daß der Fall des Limes in der Mitte des 3. Jahrhunderts eine Menge römischer Waffen als Beutegut ins freie Germanien trug. Für diese Importwelle scheinen die aufgeführten Funde beredtes Zeugnis abzu legen. Es konnte nicht ausbleiben, daß diese ansehnlichen Metallarbeiten die germanischen Waffenschmiede in ihrem Schaffen nachhaltig beeinflußten. So nimmt es denn auch nicht wunder, daß uns im Vimosefund eine größere Zahl germanischer Schwertriemenhalter aus Bronze überliefert ist, die in ihrer Form deutlich auf das Vorbild der römischen Stücke zurückgeführt werden müssen (z. B. Abb. 4,5)24). Ein Riemenhalter aus Freds» Mors läßt unverkennbar römisches Vorbild erkennen 24 25 ). Ein eiserner Riemenhalter aus einem Grab von Slamrebjerg auf Bornholm hat noch das eingerollte Kopfende und die Aufrollung des spitzen Fußendes der römischen Vorbilder, es fehlt jedoch die geschmiedete Fußfalte, und auf der Unterseite finden sich nicht 2 Stifte, sondern 2 wechselständig eingebogene bandförmige Klammern 26 ). Auch die Dosenortbänder haben im nordischen Formenschatz ihren Niederschlag gefunden. Die großen dänischen Moorfunde enthalten kreisrunde Ortbandbeschläge aus Bronzeblech, die auf die Dosenortbänder zurückgeführt werden müssen 27 ), und gleichartige Schei benortbänder finden sich selbst noch in Schweden 28 ). Die tauschierten eisernen Garnituren von Ringknauf-Langschwert, tauschier- tem Riemenhalter und tauschiertem Ortband in meist Dosen-, aber auch in Rechteck- und Peltaform, werden von wenigen Werkstätten römischer Kunst schmiede in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts und in der 1. Hälfte des 3. Jahr hunderts im Westteil des römischen Reiches hergestellt. Sie sind in den Kastellen der äußeren Limeslinie getragen und gebraucht worden, als diese unter dem Angriff der Germanen aufgegeben werden mußten. Die meisten der in der Germania Libera gefundenen Stücke der hier behandelten Fund- 24) z. B. C. Engelhardt, Vimose Fundet, Taf. 7,34; 8,50 bis 57, 59, 61, 67. 28) Aarboger 1952, S. 203, Fig. 5a. 36) S. Müller, Ordning af Danmarks Oldsager II, Jernalderen, Taf. XXV, 376; - E. Vedel, Bornholms Oldtidsminder og Oldsager (1886), S. 99, Fig. 207. 27) C. Engelhardt, Vimose Fundet; — ders., Nydam; — ders., Denmark in the early Iron Age (1866), Taf. IX, 44-47; - Thorsberg: ebd. Taf. 9,23; 10,44. 28) Vgl. B. Stjernqvist, Simris, on cultural Connections of Scania in the roman Iron Age (1955), Taf. XXII, 10-15, XL, 3-6, XLI, 1-13, XLII, 7 und S. llOf. 4* 51