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Gut datierbar sind ferner die drei Fibeln der Serie V, Var. 1, von Gerlachsheim (Nr. 38 bis 40) aus Grab 3/4 (Doppelgrab). Die Fibel Almgren Gruppe VII, Serie 2, mit halbrunder Kopfplatte und scharf abgeschnittenem Fuß gehört als elbgermanische Form nach 0. Almgren ins 3. Jahrhundert 35 ). In Pritzier liegen entsprechende Stücke im Horizont A, der ebenfalls von E. Schuldt ins 3. Jahrhundert datiert wird 38 ). Von Bedeutung ist aber auch das Schildfibel paar. Als Derivat der Fibel mit umgeschlagenem Fuß 37 ) ist die Schildfibel in Mecklenburg, Vorpommern, Westbrandenburg, in Sachsen-Anhalt und ver einzelt in Dänemark und Südschweden verbreitet 38 ). Die südlichsten Funde stammen von Kaiser-Augst 39 ) und Gerlachsheim. Die Schildfibeln mit rechteckiger Kopfplatte, zu denen auch die Gerlachsheimer Exemplare gehö ren, sind dem Typ C zuzurechnen, der von W. Matthes chronologisch um 300 und ins 4. Jahrhundert gesetzt und ans Ende der typologischen Reihe gestellt wird 40 ). Die Fibeln aus Grab 40 und 158 von Pritzier stammen aus Horizont B des Gräberfeldes, der von E. Schuldt in dieselbe Zeit eingeordnet wird 41 ). Von den übrigen chronologisch aussagekräftigen Beigaben ist die durch ausschließ lich römische Formen bestimmte Keramik bemerkenswert. Sowohl Spruch becher 42 ) wie Nigraschale 43 ) und -flasche 44 ) lassen eine Datierung in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts zu. Alles in allem kann also das Gerlachsheimer Doppelgrab durch den Vergleich mit anderen gut datierten Funden in die Zeit um 300 gesetzt werden. Das ist besonders für den südwestdeutschen Raum 3ß ) Almgren, Fibelformen, S. 97. 30 ) Schuldt, Pritzier, S. 47. 3) Typ Almgren 179/180, Taf. VII. 38) W. Matthes, Die nördlichen Elbgermanen in spätrömischer Zeit, Leipzig 1931, S. 35 ff., Liste 16, S. 93 ff. und Karte 9, S. 114. — Ferner: M. B. Mackeprang, Kulturbeziehungen im nordischen Raum des 3.—5. Jahrhunderts, Leipzig 1943, Taf. 3,2. 3°) I). Viollier, Le cimeticre barbare de Kaiser-Augst (Argovie), in: Anzeiger für Schweiz. Altertums kunde, N. F. XIII, 1911, S. 148. — Bessere Abb. bei N. Äberg, Die Franken und Westgoten in der Völkerwanderungszeit, Uppsala-Leipzig-Berlin 1922, S. 34. 40) W. Matthes, a. a. O., S. 35 ff., 93 ff. 41) Schuldt, Pritzier, S. 14 f. 42) Ein ähnlicher, nur etwas größerer Becher in Stockstadt, Grab 1 (H. Schönberger, Die Körpergräber des 4. Jahrhunderts aus Stockstadt am Main, in: Bayr. Vorgeschichtsblätter 20, 1954, S. 108 ff.), sowie Laisacker (P. Reinecke, Ein spätkaiserzeitliches Germanengrab aus dem Neuburgischen, in: Germania 18, 1934, S. 117 ff.). 43 ) Vergleichsstücke zu dieser Schale mit steilem, schwach gewölbtem Oberteil zwischen Randlippe und Umbruchleiste finden sich wiederum in Stockstadt, Grab 1 (H. Schönberger, a. a. O.), und in Wiesbaden (W. Unverzagt, Die Keramik des Kastells Alzei, Materialien zur römisch-germanischen Keramik II, Frankfurt a. M. 1916, Abb. 19, 7 und n). 4“) Entsprechungen zur vorliegenden Nigraflasche fehlen. Von A. Dauber, Neue Funde der Völker wanderungszeit aus Baden (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern), in: Badische Fundberichte 21, 1958, S. 147 f., angeführte ähnliche Formen kommen jedoch wegen ihres weiten Formenspielraums, und da scharf datierbare Fundzusammenhänge fehlen, für eine feinere Datierung nicht in Frage. 237