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bei der Anlegung der Reihengräber in nicht zu unterschätzendem Umfang ältere, in unserem Falle römerzeitliche Bestattungen angeschnitten wurden und deren Inventar entweder absichtlich oder auch unabsichtlich mit den Beigaben des neuen Reihengrabes vermengt wurden. Doch auch die Möglich keit, daß noch in der Merowingerzeit ältere, d. h. kaiserzeitliche Schmuck stücke weiter getragen wurden, wird nicht vollkommen von der Hand zu weisen sein. So sind die Bügelknopffibeln aus Reihengräberzusammenhang nur mit großer Vorsicht für chronologische Zwecke auszuwerten, so daß Ansichten, die den Fibeltypus noch weit bis ins 5. oder gar 6. Jahrhundert hineinreichen lassen möchten, einer genauen Überprüfung bedürfen. Eine gute Datierungs möglichkeit derartiger Reihengräber mit Bügelknopffibeln bietet indessen das reich ausgestattete Grab von Frankfurt a. M. Praunheim, das auf Grund der drei kerbschnittverzierten Bronzebeschlaghleche sowie der Gläser und der Keramikbeigaben (darunter Terra sigillata, Terra nigra, Kannen mit Klee blattschnauzen) in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts, und zwar mehr an dessen Ende, gesetzt werden kann. Bereits an den Anfang dieses Jahrhunderts dürfte das Grab von Leutkirch (Nr. 76) gehören, das namentlich durch die kreisförmige Riemenzunge mit Kreisverzierung und stilisierten Pferdeköpfen 32 ) eine feste chronologische Stütze erhält. Diese Zeitansetzung wird durch die Pfeilspitzen mit Schlitztülle und flachem, gestreckt rautenförmigem Blatt bestätigt. Von chronologisch besonderer Aussagekraft ist aber auch das Körpergrab von Nyrup (Nr. 93/94), das nicht nur zwei durch eine Bronzekette miteinander verbundene Bügelknopffibeln der Serie VI, Var. 1, erbracht hat, sondern sich darüber hinaus vor allem durch die Beigabe zweier Silberdenare Constan tins des Großen (308 bis 337) und einen etwas abgenutzten Goldsolidus des Flavius Iulius (337 bis 350) auszeichnet. Damit ist auch für die übrigen Bei gaben eine Zeiteinstufung gewonnen, von denen noch ein Glasbecher vom Typ Eggers 233, eine silberne hakenkreuzförmige Fibel mit fünf Armen (Typ Almgren 235), eine Bronzefibel vom Typ Almgren Gruppe VI, 165 bis 170 Var., zwei Goldfingerringe, silberne und goldene Beschläge, Glas- und Bern steinperlen hervorgehoben seien. Das Grab wird demnach in die Zeit um 400 datiert werden können, d. h. an den Beginn der Völkerwanderungszeit, obwohl beispielsweise der Glasbecher bereits ab Stufe Eggers C 1 auftritt 33 ) und die Bronzefibel ebenfalls nicht nur auf das Ende der spätrömischen Periode beschränkt ist 34 ). 32) Entsprechende Riemenzungen hat G. Behrens zusammengestellt: Spätrömische Kerbschnitt- schnallen, in: Schumacher-Festschrift, Mainz 1930, S. 285 ff. 33) Eggers, Röm. Import, S. 180, Beilage 98. 34) Almgren, Fibelformen, S. 104.