In der vorhergehenden Untersuchung wurde der Versuch unternommen, die germanischen Kämme der römischen Kaiserzeit in Typen aufzugliedern. Als außerordentlich wichtig erwies sich hierbei die Herstellungsart, wonach die Kämme in zwei große Gruppen zerfallen, in Ein- und Dreilagenkämme. Für die Einlagenkämme ergaben sich vier Typen. Ausschlaggebend für die Unter gliederung waren die Herstellungsweise und die Art der Verzierung, während der Querschnitt des Kammes aus der Literatur oft nicht ersichtlich wurde und daher nur bedingt berücksichtigt werden konnte. Eine Aufgliederung der Dreilagenkämme in drei Typen konnte nur durch die Form der Griffplatte erreicht werden. Die Verzierungsmotive erwiesen sich wegen ihrer Mannig faltigkeit, ihrer weiten Verbreitung und ihrer großen Langlebigkeit als un geeignet zur Herausarbeitung chronologischer und lokaler Unterschiede. Bei einer Aufarbeitung aller kaiserzeitlichen Kämme bestimmter Gebiete könn ten jedoch gewiß Werkstattkreise herausgestellt werden, was bei einer Lite raturarbeit unmöglich ist, da die technischen Einzelheiten meist nur am Original beobachtet werden können. Auf der Tabelle Abb. 63 wurde die Vergesellschaftung der kaiserzeitlichen Kammtypen mit den Fibelgruppen der römischen Kaiserzeit graphisch dar gestellt. Dabei ergibt sich, daß sich die Kästchen mit der dichteren Schraffur ausschließen. Diese graphische Darstellung zeigt anschaulich, daß der Schwer punkt der Einlagenkämme, bis auf Typ A II und Typ B II, in der frühen Kaiserzeit liegt, während sich die Dreilagen- und Eisenkämme in der jüngeren Kaiserzeit konzentrieren. Wegen des leider recht unvollständig vorliegenden Materials wird diese Tabelle selbstverständlich gewisse Mängel zeigen. Auf Abb. 64 wurde der Versuch unternommen, die wichtigsten Kammtypen für die verschiedenen germanischen Stammesgruppen herauszustellen und sie zeitlich, soweit es möglich war, festzulegen (die Anzahl der vorliegenden Funde blieb dabei unberücksichtigt). Besonders problematisch scheint uns eine derartige graphische Darstellung für die Rhein-Weser-Germanen zu sein, da die oft recht ärmlich anmutenden Funde wohl weitgehend auf den Be stattungsritus zurückzuführen sind. Für die Herleitung der kaiserzeitlichen Kammtypen gibt es fast keine Hin weise. Lediglich für Typ C kommen latenezeitliche Vorformen vom Hradischt bei Stradonice in Betracht. Nach den uns bekannten Funden dürften sich Typ A und B im ostgermanischen und Typ D im nordgermanischen Gebiet herausgebildet haben, allerdings mangelt es hier an jeglichen Vorformen. Möglicherweise ist auch der oder-weichselgermanische Raum als Entstehungs gebiet der Dreilagenkämme anzusehen, wenn man die ostgermanischen mehr teiligen Einlagenkämme als eventuelle Vorformen in Betracht ziehen will. Auf Grund unserer Untersuchungen ist es uns also nicht möglich, genauere Aus sagen über die Herkunft der einen oder der anderen Kammform zu machen.