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ZUR ZEITLICHEN UND KULTURELLEN STELLUNG DES DOLCH ORTBANDES VON GUNDORF, KREIS LEIPZIG Von Elmar Meyer Nimmt man die von II. J. Eggers in seiner Arbeit über den römischen Import im freien Germanien enthaltene Karte l 1 ) zur Hand, die den heutigen Be arbeitungsstand des römischen Importgutes in den einzelnen Landschaften der Germania Libera durch unterschiedliche Schraffur zum Ausdruck bringt, so hebt sich das ehemalige Land Sachsen durch hellere Schraffur deutlich her vor. Damit ist gekennzeichnet, daß für dieses Gebiet ein neueres, möglichst vollständiges Gesamtinventar zur römischen Kaiserzeit bislang aussteht. Unregelmäßig und verstreut publizierte Einzelfunde ergeben so das Bild eines Landes „mit verhältnismäßig niedrigem Forschungs- und Bearbeitungs stand“ 2 ). Während einer Bearbeitung des sächsischen römerzeitlichen Materials durch eine in Vorbereitung befindliche Arbeit Rechnung getragen werden soll, so kann doch schon an dieser Stelle an einem Einzelbeispiel darauf aufmerksam gemacht werden, wie mitunter jahrzehntelang in Museen und älteren Ver öffentlichungen schlummerndes archäologisches Fundgut zu neuem Leben erweckt und zu historischer Aussage gebracht werden kann. Es geht uns hier um die nochmalige Bekanntgabe eines Fundes, der im Sommer 1926 bei Wegarbeiten als Urnengrab geborgen werden konnte 3 ). Das Grabinventar besteht aus einem terrinenartigen Gefäß, einer eisernen Axt, einem Eisenmesser und einem bronzenen Dolchortband römischer Provenienz und befindet sich heute im Naturkundlichen Heimatmuseum Leipzig, wo es unter den Nummern V 3281 bis 3284 und V 3286 inventarisiert ist. Völlig unerklärlicherweise fehlte für das kulturgeschichtlich und kunsthand werklich bedeutsamste Stück des ganzen Fundes, das in durchbrochener Arbeit hergestellte Dolchortband, bis vor kurzem eine angemessene Bearbei tung 3 "). Da wir meinen, daß dieses ebenso markante wie seltene Fundstück über 1) H. J. Eggers, Der römische Import im freien Germanien, Hamburg 1951. 2) H. J. Eggers, a. a. 0., S. 17. 3 ) K. Braune, Ein Brandgrab der jüngeren römischen Kaiserzeit von Gundorf bei Leipzig, in: Man- nus 19, 1927, S. 301 ff. — Ders., Funde aus der Leipziger Gegend, in: Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 3, 1927, S. 23. — W. Frenzel, W. Radig, 0. Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, Leipzig 1935, S. 419, Abb. 300. 3 “) Vgl. E. Meyer, Ein römisches Dolchortband von Gundorf, Kr. Leipzig, in: Ausgrabungen und Funde, Bd. 4, H. 3, 1959, S. 134—137.