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Sächsischer Doppelfieg in Darmstadt. Gute Leifturrgerr -er Bei den Reichswittkämpfen der Studentinnen in Darmstadt war Lore Ldrebe-Halle im Kugelstoßen nicht zu schlagen; sie siegte mit 12,81 Meter. Hermine Wittmann-Leipzig wurde Dritte mit 11V8 Meter. Der Weitsprung «ar der Weltrekordhalterin Christl Schulz-Münster nicht zu nehmen, ihr Siegessprung ging über SM Meter. Im Schwimmen wurde Doppelsiegerin Erika Wettengel-Dresden, die sowohl das Kunst- al, auch La« Turmspringen gewann. Siegerinnen wurden: 100 Meter Kraul: Josefine Schegg-München 1:16; 200 Meter Brust: Waltraut Müller-Münster 8:16,1; 100 Meter Rücken: Fritzi Kummer-Wien 1:28,7. Christl Schulz, die Weltrekordhalterin und Reichssiegerin im Weitsprung, siegte auch im Hochsprung mit 1,86 Meter. Da« Diskuswerfen gewann Hanni Darb-Köln mit 36,48 Meter. Etwa 10000 Zuschauer wohnten am Sonntagnachmittag der Hauptveranstaltung bei. Grete Winkel-Köln errang über 100 und 200 Meter sichere Siege. Der 80 Mcter-Hürdenlauf war der deutschen Rekordhalterin Erika Bieß-Berlin nicht zu nehmen. Die 4mal-100- Meter-Etaffel gewann die Mannschaft der Universität Berlin in 50,8 Sekunden. Im Speerwurf konnte sich die deutsche Meisterin Inge Plank-Miinchen noch verbessern und stellte mit 45,00 Meter eine neue Iahresbestleistung auf. Nach Abschluß der Wettkämpfe marschierten die Teilnehmerinnen zur Schlußkundgebung auf, in der Reichsminister Rust sprach. Reichs, studentenführer Scheel nahm die Siegerehrung vor. Am da« Braune Band von Deutschland. In einem dem Ernst der Kriegszeit Rechnung tragenden fest lichen Rahmen lief am Sonntag das größte rennsportliche Ereignis Sroßdeutschlands, das „Braune Band von Deutschland", als Höhe- punkt der Riemer Rennwochen vor Tausenden von Zuschauern ab. Das Über 2400 Meter führende Rennen endete mit dem überraschen den Sieg von „Wildling" aus der Zucht der einheimischen Gestüts- Höfe „Isarland" unter G. Streit. Reichsstatthalter Ritter von Epp, mit dem Reichsstatthalter Mutschmann erschienen war, übergab die Trophäe mit einer kurzen Ansprache. Punktspiele im Wefterzgebirge. Staffelt: TuSG Grünhain—Tv. Sachsenfeld 4:2 (2:1). Wenn die Sachsenfelder auch 1:0 in Führung gingen, so mußten sie doch der TuSG eine 2:1-Halbzeitführung überlasten. Nach einer Umstellung kam die TuSG in der 80. und 86. Minute zum verdienten Sieg. SG Lauter—Sturm Beierfeld 2:2 (1:0). Sturm führte bis drei Minuten vor Schluß noch 2:1, als die SG auf 2:2 oufholen konnte. Beinahe wären beide Punkte nach Beierfeld gegangen, denn Beierfeld hatte stets etwas mehr vom Spiel, aber Lauter glich durch Eifer und Schnelligkeit aus. Staffel 8: TuR Aue—FL Lößnitz 8:2 (2:1). Zwei gleich- wertige Mannschaften lieferten sich einen recht flotten und abwechs lungsreichen Kampf. TuR trat mit Urlauber Kirchhof und erstmalig wieder mit Zierold an und war dadurch wesentlich verstärkt. In den ersten 20 Minuten hatte Lößnitz etwas mehr vom Spiel, ohne zu Torerfolgen zu kommen. Zierold brachte in der 22. Minute seine Mannschaft in Führung. Der Halblinke Bogel-Lößnitz konnte in der 28. Minute durch einen sauberen Kopfball ausgleichen. Rau stellt? in der 18. Minute da» 22 her. Nach der Paus» könnt« Lößnitz in der 60. Minute durch Linksaußen Roller abermals aurgleichen. Run kämpften beide Mannschaften auf Sieg, den gierold in der SO. Minute sicherstellte. Lößnitz hätte noch ausgleichen können, aber Reich im TuR-Tor hielt mehr al» gut. Sich« gschorlan-SV Schneeberg 11:1 (6:0). Sine recht hohe Niederlage für Schneeberg. In den Torsegen der Sichen,teilte sich außer dem Rechtsaußen der ganze Sturm, wobei der Urlauber Reichel allein vier Tore schoß. Schneeberg zeigt« sich recht schwach, und der Sieg der Eichen war verdient. TuSG Neustödtel—LV Au« 42 (22). War wir in der Vor schau ankündeten, ist elngetrofsen. Wenn die Niederlage de« SB auch etwas überraschend kommt, so unterstreicht da» nur den Sieg der Turner. Noch zehn Minuten vor Schluß stand das Spiel unentschie den. Neef und Grotl stellten dann den Sieg der Gastgeber sicher. BWS Wellner Aue—ALB Gehörlose» Aue 1:1 (1:1). Diese« Sünnabendspiel endete unentschieden, was dem Spielverlauf am besten entspricht. Je ein Spieler beider Mannschaften wurde de« Felde« verwiesen. Spiele der Jugend. TuR A-Igd.-FC Lößnitz A-Igd. 1:2. TuR B-Igd.-FL Lößnitz B Igd. 1:4. Grünhain A.Igd.—Kühnhaide A-Igd. 4:2. Fußball in Sachse«. Obererzgebirge: Rasensport Buchholz—BfB Annaberg 3V (1:2); BWG ALG Annaberg—DsB Geyer 1:4 (0:2); Tv. Wernsdorf—Tv. Großwoltersdorf Punkte für Tv. Wernsdorf; BfB Zöblitz—Sportvgg. Olbernhau 5:5 (2:3). Zwickau: VfL Zwickau—SD 07 Meerane 6:1 (3:0); DfL Lichten- stein—SC Niederlungwitz 2:1 (1:0); Tgm. Wilkau—SD Eberrbrunn 2:3 (1:2); BWG Spinnstoff Glauchau—Spielvgg. Hohndorf 4V; SC PZlanitz Res.—TSG Wildenfels-Härtensdorf 4:2. Chemnitz: Sportfreunde Harthau—Chemnitzer BL 3:8 (0:2); FL 09 Mittweida—TuSG Mittweida 1:1 (0:0); BL Hartha—FL Roß wein 5:2 (2:0); SC Limbach—SV Chemnitz 0:1 (1:3, 12); SpDgg. Oberlungwitz—Tv. Klaffenbach-Neukirchen 5:1 (4:0); Germania Schönau—SpVgg. Siegmar 3:1 (1:1); Preußen Thentnitz—BL Hartha 5:1 (2:1); Viktoria Einsiedel—VfB Leisnig 1:3 (1:1); SD Grüna— SpDgg. Hartmannsdorf 10:1 (5:0); Polizei Lhemnitz—SL 02 Döbeln 3:3 (3:1). Plauen: Teutonia Netzschkau—SL Planitz 5:1 (0:1); 1. SB Reichenbach—Konkordia Plauen 1:6 (1:2); Dogtl. SL Plauen— Spielvgg. Plauen 3:1 (1:0); Teutonia Netzschkau—SpuBL Plauen 6:0 (2:0); Rasensport Plauen—LWSD Plauen 1:0 (0:0); DfB Plauen -BL Elsterberg 0:1 (0:1); SV Treuen—Spielvgg. Falkenstein 1:3 (0:1); FL Limbach—Reichsbahn-SG Plauen 5:0 (4:0). Leipzig: Spielvgg. Leipzig—Fortuna Leipzig 1:2 (1:1); LWSD Wurzen—MTV Wurzen 4:2; Sportfreunde Markranstädt—Rasensport Leipzig 8:1; Eintracht Leipzig—LBL Leipzig 2:1; Sportfreunde— Pfeil Leipzig 2:5; Viktoria Leipzig—Sportvgg. Leipzig 5V. Dresden: Guts Muts Dresden—LWSV Wurzen 4:1 (2:0); Sport- freunde 01 Dresden—Südwest Dresden 4:1 (1:0); SD Riesa—BD 08 Meißen 10:3 (7:2); TSF Pirna—SL 04 Freital 5:8; SL Heidenau —SD Niedersedlitz 5:0; DfB 03 Dresden—DSG 1893 Dresden 2L Schvarzmber-». „Rose Berndt" auf -er RdF-Raturbühne (Zu der Erstaufführung am Sonnabend in Schwarzenberg.) Die Gedanken und Wünsche jener Zeit, in der Gerhard Hauptmann seine „Rose Berndt" schuf, sind uns Heutigen nicht leicht verständlich. Trotzdem gelang es dem Spielleiter Johannes Eurth, unter Wahrung de» Abstandes vom Einst zum Heute, die tieferen Gründe einer Tragik menschlich zu deuten, so daß dem Zuschauer nur das Grausen vor einem Zeitgeist blieb, der langsam, aber sicher verfallen mußte, damit neue Kräfte sich entfalten können. Daß das Einzelschicksal dennoch so aufwühlend packte, ist allein das Verdienst der Dar. stellung der Titelrolle, die Hanna Rieger verkörperte. Es besteht kein Zweifel, daß wir der künstlerisch ungemein be fähigten Schauspielerin sehr bald an gehobener Stelle in Auf- gaben begegnen werden, die ihr noch größere Entfaltungsmög lichkeiten bieten. Eine Künstlerin, die über die Beherrschung ihrer Rollenaufgabe hinaus so erschöpfend und ausschöpfend gestaltet, wie hier die tragische Figur der Wildheit, die mit sich selber nach Erlösung ringt, eine so herbe Darstellung ist es wert, zu noch größeren Aufgaben emporzusteigen. Im gegebenen Rahmen bewältigten auch die anderen Rollenträger ihre Aufgaben mit viel Geschick und Einfühlung. Sogar die mundartliche Durcharbeitung war überzeugend, vor allem bei der Darstellung des bigotten Berndt durch Iohannes Eurth und seines sehr gut gezeichneten Schwiegersohnes Keil, den Wolfgang Lönnecke mit frömmelnder Weichheit ausstattete. Willy Stempel war als Streckmann und Heinz Blümer als Flamm bestens am Platze, ebenso Elfriede Hühle als Frau Flamm. Alles in allem ein Theaternachmittag von eindringlicher Wirkung, die durch Streichungen noch gehoben werden kann. Der Beifall steigerte sich bis zum Schluß, und hätte wohl viele, sehr viele „Vorhänge" verursacht, wenn — ja, wenn nicht die Naturbühne eben doch gewisse Grenzen zöge. I'rltr kümuvä * Schwarzenberg, 28. Juli. Das Singen der vereinigten Gesangvereine auf der Feierstätte ist nunmehr auf Mittwoch abends 8 Uhr verlegt worden. Bermsgrün, 28. 8uli. In der Gemeinderatssitzung gab der Bürgermeister den Rechnungsabschluß bekannt. Anschließend wurde der Haushaltplan für 1941 beraten, der sich in Ein- nähme und Ausgabe ausgleicht. Für die Beschaffung eines neuen Feuerwehrwagens und die Errichtung eines Feuerwehr- depots setzte man eine größere Rücklage fest. Ebenso wurden zur Förderung der Leibesübungen und zur Erwerbung weite ren Baugeländes größere Mittel zur Verfügung gestellt. Die Steuersätze bleiben unverändert. Der Bürgermeister gab be kannt, daß der Holzeinschlag am Bleisteig für dieses Jahr nicht genehmigt worden ist und daß die an die Stadt Schwar zenberg bis jetzt zu zahlenden Beträge für Organistenbesoldung usw. abgelöst werden sollen." - - ' - ' - Lößnitz, 28. Juli. Zum ersten Mal veranstaltete die Städtische Musikschule einen Kammermustkabend. Rudolf T u m a - Waldheim, Musikdirektor i. R., in dessen Händen jetzt die Leitung der Musikschule liegt, hatte es verstanden, die jungen Musiker für die klassische Kammermusik zu gewinnen, und fand bei den vielen Zuhörern, die sich im Hans-Schemm- Park eingefunden hatten, großen Anklang. Den Auftakt bildete die kleine Nachtmusik von Mozart, in der die Schüler schon ein beachtliches Maß technischer Fertigkeit und seelischen Aus- drucks zeigten. Eine Steigerung in Auswahl und Ausführung bedeuteten das Sextett für Streichquartett und zwei Hörner von Beethoven und ein Quintett für Klarinete und Streich, quartett von Mozart. Den' AusklaNA ' bildete das beliebte Adagio mlh Variationen aus dem Kaiserquartett von Haydn. Ausführende waren außer Musikdirektor Tuma (Eello), Heinz Heimerdinger (1. Violine), Otto Niemann und Jupp Jen- drzyerik (2. Violine), Joachim Krauße (Viola), Otto Niemann (Klarinette), Alfred Jahn (1. Horn) und Wolfgang Wachter (2. Horn). Dem derzeitigen Leiter der Städtischen Musikschule und seinen solistisch befähigten Schülern dankten die Zuhörer mit herzlichem Beifall. Der nächste Serenadenabend im August wird volkstümliche Musik bringen. Zschorlau, 28. Juli. Die 9. Strafkammer des Landgerichts Zwickau hielt bekanntlich am 16. Juni hier einen Ortstermin ab gegen die vier Vorgesetzten der Grube IN der Bergwerks gesellschaft Zschorlauer Bergsegen. Das Landgericht verurteilte den Steiger M. wegen fahrlässiger Tötung zu einem Monat Gefängnis. Der 4. Strafsenat des Reichsgerichts Leipzig hob in der Sitzung vom 1. Juli das landgerichtliche Urteil auf und verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlung und Ent- scheidung an die Vorinstanz zurück mit dem Hinzufügen, falls das Landgericht zur gleichen Bestrafung des Angeklagten ge langen sollte, wäre die Anwendung des 8 27 d StGB, zu prüfen (Geld- statt Freiheitsstrafe). von Christel B r o eh l - D elh a e« 6ur<4> Köklor s Lo., s«rlill-3ckm»rx«»ä<>rt „Rühren Sie ihn nicht an!" schreit Luzia plötzlich hell und durchdringend. „Wenn Sie den Schreibtisch öffnen, schreie ich um Hilfe." Diese Nacht hat sie verändert. Sie ist ein neuer Mensch geworden, ein Mensch, der für das Leben zu kämpfen gewillt ist. Ihre Augen blitzen, eine seltsame Härte ist darin, eine kalte Harte, wie das Leuchten von Stahl. „Nehmen Sie sich in acht!" sagt der Fremde mit rauher, gurgelnder Stimme. „Ich schieße nicht gern auf eine Frau! Zumal dann nicht" — er läßt ein heiseres, höhnisches Lachen hören —, „wenn sie so schön ich wie Sie!" In diesem Augenblick ruft eine Stimme von der Tür her: „Hände hoch!" Das alles spielt sich blitzschnell ab. Blendende Helle über gießt jetzt den Raum. Ehe den Mann irgendeiner hindern kann, hat er eine Waffe hervorgezogen und richtet sie gegen sich selbst. Der Knall ist hart und peitschend. Luzia steht wie versteinert. Gehrke, der regungslos an der Tür steht, öffnet den Mund und will etwas sagen; es geht nicht. Ihm ist zumute, als habe er die Sprache verloren. Er besaß keine Waffe, aber ein Mensch stürzte zusammen, als er ihn anrief, als er ihm drohte, angesichts der Bedrängnis einer Frau, deren lauter Hilferuf durch die dünne Füllung der Tür gellte. Plötzlich erinnert er sich seines Auftrages. Er sieht den Fernsprecher, dessen Hörer aqtlos neben der Gabel auf dem Tisch liegt; wenn man genau hinhört, ist das leise Melde zeichen zu vernehmen. Gehrke geht mit unheimlicher Ruhe um den gestürzten Menschen herum, und Luzia Hollern sieht feinem ruhigen und besonnenen Tun mit immer stärker wer denden Erstaunen zu. Nun hört st« ihn sprechen. „Hallo? Ja, Sie sind mit Thorfelden veÄunden. Endlich, sagen Sie? Schicken Sie Polizei, sofort Polizei!" Und damit legt er den Hörer auf die Gabel zurück, als gehe jede» weitere Wort über seine Kraft. Plötzlich kommt Leben in das verstummte Haus. Türen klappen, die erste Lähmung des Entsetzens, welches die Men schen befallen hat, ist gewichen. Die Tür des Wohnraumes steht noch immer offen. So sieht Troß schon von weitem die Gestalt am Boden liegen; noch kann er nickt erkennen, wer es ist. Grauen kriecht in ihm hoch. Dor einiger Stunde noch sah er die schlafende Luzia in diesem Raum, und nun liegt ein Mensch regungslos am Boden. Wo ist Luzia? Er ruft ihren Namen, er stolpert über die Schwelle, er sieht sie sogleich dastehen, hoch aufgerichtet. ,Luzia!" ruft er. ,Luzia, Liebste, was ist geschehen?" - Seine vertraute, geliebte Stimme, obwohl verzerrt vor Angst, ist Musik in ihren Ohren. Sie wendet sich, sieht ihn an, der ihr entgegenkommt, der die Hände nach ihr ausstreckt, gewillt, sie aufzunehmen und zu beruhigen an seinem Herzen, Robert Troß, ihr Robert Troß. „Robert", flüstert sie verwirrt, „ja, ich weiß es nicht. Er hat es selbst getan." Troß legt einen Arm um Luzia. Weller, der ihm gefolgt ist, kniet neben dem Erschossenen nieder, kann aber nur den Tod feststellen und entfernt sich sogleich wieder von der Leiche, um der Polizei nicht d e Arbeit zu erschweren. Dienstboten strömen herbei, allerhand Menschen; niemand weiß, woher im Augenblick alle diese Menschen kommen. In dem allgemeinen Aufruhr besinnt sich Gehrke plötzlich, weshalb er gekommen ist. „Mein Name ist Gehrke", sagt er, „Gehrke aus Merzen- stedt. Meine Frau soll hier sein. Ich möchte sie sehen. Wo liegt sie? Bitte, sagen Sie es mir." „Hörst du, Luzia?" sagt Troß fast heiter. „Endlich ein- mal etwas Schönes: da ist also der Mann von Frau Gehrke, der so gut wie gar nichts geschehen ist und die nur Ruhe braucht, Ruhe und keine Aufregung. Er wendet sich an Gehrke, der sein Lächeln beantwortet. „Wenn Sie ein paar Stunden Geduld haben, können Sie Ihre Frau mitnehmen. Gehen Sie nur nach oben, gehen Sie nur. Ls ist die erste, zweite die vierte Tür von links. Sie kennen doch Ihre Frau, nicht wahr? Die Frau, die man liebt, die kann man doch mit keiner anderen verwechseln, nicht wahr?" Und er drückt Luzia an sich, deren Schultern er noch immer umspannt hat und die fragend zu ihm aufsieht und seine lächelnde Ruhe in dieser Stund« nicht versteht. Die Schwester, die zur Bedienung der Verletzten im Hause geblieben ist, kommt dle Treppe herabgejagt. Sie ist völlig außer sich. Ihre Augen schweifen durch den Raum, irren hilf los umher, bleiben plötzlich an der Gestalt Heinrich Wellers hängen. „Herr Professor, es ist etwas geschehen. Frau Darny ist aar nicht bewußtlos, sie weiß offenbar ganz gut, was sie will. Als ich sie einen Augenblick allein ließ, nur einen Augenblick, hat st« " Troß Hal Luzia losgelassen und starrt der meldenden Schwester in» Gesicht. „Was hat sie getan, Schwester? Schnell, um Himmels- willen, reden Sie!" Luzia hört die hervoraestoßenen Worte, spürt die namen lose Angst dahinter, und da ist das Gefühl wieder, das läh mende, würgende Gefühl des Zweifels und der Unruhe. Was bedeutet ihm Frau Barny? Was geschah zwischen ihm und dieser Frau ? Welche Angst spricht aus ihm? Die gleiche Angst, die ihn an ihre, Luzias, Seite eilen ließ? Die Stimme der Schwester klingt dagegen: „Sie hat sich di« Pulsader geöffnet." er „Tot?" fragt Troß außer sich. „Nein, nein", wehrt die Schwester matt ab, „nicht tot..." Weller stürmt schon die Treppe hinauf. „Ist denn in dieser Nacht alles verrückt geworden?" ruft grimmig. Troß stößt unzusammenhängend« Worte hervor. „Pulsadern geöffnet mein Gott noch nicht sie darf nicht sterben sie darf nicht " Er dreht sich plötzlich um und starrt Luzia an, die er ver gessen hatte. Sie ist sehr bleich, ihr Gesicht ist voller Leid, ihr Mund hat sich zusammengepreßt. Tränen brennen hinter dem unbeteiligten Glanz der Augen. Und Robert Troß sieht es, und er begreift sie. Aber er kann nicht sprechen, nicht jetzt, nicht hier. Mit drei Worten ist es nicht erklärt, was in sein Leben eingriff und in dieser Nacht von neuem auf ihn ein- stiirmt. Sie muß glauben, sie muß vertrauen. „Komm, Luzia, komm", sagt er leise und sehr demütig, „bitte, gehe mit mir. Du mußt es hören, mußt alles wissen." Er versucht, ihre Hand zu ergreifen. Sie weicht vor ihm zurück, unmerklich zwar, doch er spürt es. Gram legt sich über seine Züge und macht sie noch härter, noch zerquälter. „Hilf mir, Luzia!" sagt er noch einmal sanft. Es hört sich seltsam erschütternd an, wie er das sagt, der große, starke Mann, der bisher nur den anderen half und dem niemand zu helfen brauchte. Dennoch antwortet Luzia: „Ich weiß nicht, was ich dabei soll." Niemand achtet auf das Gespräch, das sie miteinander führen. Dom Unglücksplatz ist jetzt Polizei herübergekommen, begleitet von einigen Herren, die sich an verschieden« Menschen um eine Auskunft wenden. Zunächst beachtet niemand von ihnen Luzia Hollern und Robert Troß. „So, du weißt es nickt?" fragt Troß sehr mutlos. „Du weißt es noch immer nicht?" Sie entwindet sich der flehenden Gewalt seiner Augen, streicht über die Stirn, wie um den Bann zu brechen, steht plötzlich die neuen und fremden Menschen, di« messen, an- kreiden, photographieren, sieht das merkwürdige, theatralische Geschehen, das sich in diesem stillen Raum abspielt, fängt Sätze, Worte, Fragen auf und schiebt sich plötzlich in den Vordergrund. „Sie wollen wissen, wie dieser Mensch hierher klommt? Ich kenne ihn nickt. Er stand plötzlich im Zimmer, al« der Fernsprecher läutete, und es schien so, als wünsche er nicht, daß bei mir angeläutet würde. Ich rief ihn deswegen an und stellte ihn zur Rede wegen seines Tuns. Da bedrohte er mich. Er war offensichtlich auf der Flucht. Er näherte sich meinem Schreibtisch und gab an, daß er darin für eine Weile Akten verborgen habe, die nur bei mir sicher seien. Aber ich hinderte ihn, den Schreibtisch zu öffnen, und er versuchte, mich ein- zuschüchtern/ (Fortsetzung folgt.)