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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.07.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194107260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19410726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19410726
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-07
- Tag 1941-07-26
-
Monat
1941-07
-
Jahr
1941
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.07.1941
- Autor
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Echvar-esber-». A«sebmg Gl« erzgebirgifcher Erfinder. Um da« Jahr 791 ließ der Kalif Harun al Raschid, der Beherrscher der Türken zur Zeit Karls de» Großen, in seiner Hauptstadt Bagdad von arabischen Arbeitern eine Fabrik er- Lauen, in der man Papier erzeugte, dessen Herstellungsweise als Staatsgeheimnis gehütet wurde. Im Jahre 1289 entstand die erste deutsche Papiermühle in Mainz, aber erst die Papier- Maschine Roberts, die 1799 ausgestellt wurde, ermöglichte die Herstellung des immer mehr begehrten Papiers in großem Ausmaße. Das Bücherdruaen nahm ständig zu, Zeitschriften, Kalender und Zeitungen fanden immer weiter« Verbreitung, und viele findige Köpfe beschäftigten sich mit der Frage, wie billigeres Papier zu beschaffen sein könnte. Diese Erfindung sollte Friedrich Gottlob Keller, einem erzgebirgischen Weberssohn, vorbehalten bleiben. Am 27. Juli 1816 (nicht wie früher irrtümlich angenommen, am 27. Juni 1815) wurde er in Hainichen bei Chemnitz geboren. Dem Vater fehlten die Mittel, den aufgeweckten Knaben auf eine höhere Schule zu schicken. Aber der Heranwachsende las alles, was er erreichen konnte, lieh sich beim Pfarrer Bücher und be- schäftigte sich bald immer wieder mit dem Gedanken, ein billi- geres Papier zu erfinden. Eines Tages sah er, wie eine Wespe von einem Schindeldach kleine Holzstückchen holte und zum Bau ihres kunstreichen Nestes verwendete. Er zerdrückte nun ein leeres Wespennest, das sich papieren anfühlte und kam so auf den Gedanken, Holz könne der langgesuchte Papierstoff sein. Sofort unternahm er einfach Versuche mit Sägespänen und baute, als er den Erfolg sah, die Experimente weiter aus. In der Druckerei des „Frankenberger Kreisblattes" wurde sein neues Papier zum erstenmal verwendet. Um seine Erfindung für die Allgemeinheit nutzbar machen zu können, wandte sich Keller mit der Bitte um Unterstützung an die sächsische Staats, regierung. Er berichtet, wie er „eine brauchbare billige Papier- mässe durch Schleifen von Holz auf einem nassen Schleifstein" erhalten habe. Nach monatelangem Warten erhielt er ein Schreiben, in dem zwar sein Streben als „lobenswert" aner- kannt wurde, aber „die Entdeckung betr. neuartiges Papier" müsse man einstweilen ad acta legen. Friedrich Gottlob ließ sich nicht entmutigen. Gr nahm seine geringen Ersparnisse, lieh sich bei Verwandten noch einige Mittel und erwarb 1845 eine Papiermühle in Kühnheide. Ob- wohl er ununterbrochen arbeitete und so sparsam wie möglich lebte, geriet er -och in Schulden und war schließlich gezwungen, seine Arbeitsstätte für 700 Taler an Völter, den Direktor der Bautzener Papiermühle, zu verkaufen. Während Völter, der die Bedeutung der Erfindung Kellers nach ihrem Wert erkannt hatte, die Herstellung des Holzpapiers (Holzschliff) im Großen durchführte, blieb Keller der arme, rastlos an seinen Plänen weiterarbeitende Mann, der sich in das Dorf Krippen zurück zog, ohne Gewinn aus seiner Erfindung erlangt zu haben. Als ihn schlimmste Not bedrängte, erinnerte man sich seiner, und einzelne Papierfabriken veranstalteten eine Samm lung für ihn. Auf einem Ehrendiplom, das die Papierfabri kanten dem Fürsten Bismarck überreichten, wurde auch Kellers gedacht: in einer Ecke war er zu sehen, wie er als Knabe Wespen beim Nestbau betrachtete. Am 8. September 1895 charb Keller in Krippen. Der Lagesspruch. Wenn ihr das Angenehme verachtet und das weiche Bett und von dem Weichlichen euch nicht weit genug betten könnt: da ist der Ursprung eurer Tugend. Gelobt sei, was hart macht. Friedrich Metzsch«. Schwarzenberg, 26. Juli. Der Zweckverband Gasversor- gung Erzgebirge-West führt am 1. August für sein gesamtes Gasversorgungsgebiet den nach den Vorschriften des Reichs- kommissars für die Preisbildung gestalteten Regelverbrauchs tarif für Haushaltaas ein, der weitgehend dem bisherigen Regelverbrauchstarif entspricht. Als Verbesserung ist der Preis der 2. Zone von 14 auf 13 Rpf. gesenkt worden. Die Derrechnungsgebühren sind nach der Raumzahl der Wohnung gestaffelt, die in den weitaus meisten Fällen niedriger sind als die bisherigen. Mit der Einführung dieses Tarifes werden alle anderen Tarife, also der Normaltarif, der Sondertarif für Kleinabnehmer, der Warmwassertarif und der Münzgas tarif aufgehoben. Bermsgrü», 26. Juli. Der NSD.-Kindergarten veran staltet am morgigen Sonntag auf dem Schulplatz ein Kinder- Sommerfest. Die Kinder und Eltern stellen um 14 Uhr am Kindergarten. Beierfeld, 26. Juli. Im Saale des Gasthofs Albertturm sprach im Rahmen eines Lichtbildervortrages Studiendirektor Henze-Schneeberg über den Einsatz der deutschen Kriegs marine. Ein zweiter Vortrag galt dem Kolonialgedanken und diente der Werbung für den Beitritt zum hier gegründeten Ortsverband des Reichskolonialbundes. Als Ortsverbands- führer wurde Pg. Marschner eingesetzt, der noch am gleichen Abend eine Reihe von Anmeldungen verzeichnen konnte. Der Weg in de« Lhomanerchor. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Alle Menschen, die irgendeine Beziehung zur Musik haben, kennen den Thomanerchor. Sie kennen ihn besonders von seinen Reisen her. Diese Reisen sind die Höhepunkte im Leben des Thores; auf ihnen wird das, was in der musikalischen Arbeit des Jahres erworben ist, anderen Menschen in anderen Gauen Deutschlands oder in fremden Ländern zum Geschenk gemacht. Es ist zu verstehen, daß nach jeder solchen Reise der Wunsch besonders laut wird: Möchte der Thor auf der Höhe bleiben, auf der ihn soeben die Welt gefunden hat. Das ist nur möglich, wenn dem Thor auch in kommenden Jahren wie bisher die geeigneten jungen musikalischen Kräfte aus allen Teilen Deutschlands zugefuhrt werden. Wie manchen jungen Menschen mag es geben, der die besten Anlagen in sich trägt, Thomaner zu werden, dessen Gaben aber brachliegen müssen, weil die Eltern nicht den Weg finden, ihren Jungen dieser ein zigartigen Erziehungsmöglichkeit zuzuführen und seine musi kalischen Fähigkeiten umzuwerten in das Geschenk einer voll, kommenen musikalischen und schulischen Ausbildung. Ange hören darf dem Thomanerchor jeder deutsche Junge, der das Alter und die Vorschulbildung zur Aufnahme in die Anfangs- klasse einer höheren Schule hat und der eine gute Stimme un musikalische Veranlagung besitzt (9—10 Jahre, bei besonderer musikalischer Begabung auch noch in höherem Alter, Noten kenntnis vorausgesetzt). Die Heimschüler genießen im Thomanerheim der Reichsmessestadt freie Erziehung (Unter- bringung, Wohnung und Kost) bis zum Universitätsstudium, ür das sie als Grundlage ein Sparbuch mitbekommen. Pro- essor Gunther Ramin, der Thomaskantor nimmt unverbind- ich Stimmproben in seiner Wohnung, Leipzig L 1, Hiller- traße 2, vor. Er ist u. a. am 29. August vormittags ab 9 Uhr in seiner Wohnung anwesend. Auslagen für die Fahrt werden in besonders begründeten Fällen zurückerstattet. Piel- leicht sind diese Zeilen für manchen, der sie liest, eine Anregung, einmal Umschau zu halten, ob er einen Jungen kennt, bei dem die erwähnten Gegebenheiten vorliegen und der im Thomaner ¬ chor den rechten Platz fände, seine eigenen Anlagen zu entfalten und dabei zugleich Mitwirken zu dürfen an einer unvergleich lich schönen Kulturaufgabe an dieser durch die Jahrhunderte geweihten Pflegestätte deutscher Kunst. * „Friedemann Bach^dler-Lichtspiele, Aue, E.-G.-Platz). Nun wird dieser Gustav-Lrllndgens-Film der Terra, über dessen Dresdner Uraufführung wir kürzlich eingehend berich teten, auch in Aue gezeigt. Da der Lauf der Handlung — Schicksale der Familie Bach — bereits dargestellt wurde, seien an dieser Stelle nur einige Eindrücke wiedergegeben, die das Werk auf jeden aufgeschlossenen Menschen macht. Gottesdienst in der Kunst und durch die Kunst wird eindrucksvoll und mit klarem Werturteil der weltlichen, ja sogar der leichten Kunst gegenübergestellt. Und doch zerbricht in der Filmnovelle von Ludwig Metzger Friedemann weniger an der überragenden Ge- stalt des Vaters — dessen Werk und Geist ihm in seinem anders gearteten, revolutionären Musikschaffen alle Wege nach obeu verschließen — als an menschlichen Leidenschaften und jener inneren Unrast, die zwar ein faustisches Zeichen genialer Be- rufung sein kann, die aber gebändigt werden muß, um in der Kunst Maß und Form zu erreichen. Traugott Müller, der Spielleiter, zeigt uns einen Friedemapn Bach, der zwar mit seinen hohen Gaben rasch Großes schafft und noch Größeres erwarten läßt, der aber in allen Bewährungsproben versagt, über Sitte und Gesetz sich hinwegsetzt, mit Gott und der Welt hadert und schließlich zugrunde geht, nachdem er — und hier vermag der Film nicht ganz zu befriedigen — Werk und Namen seines Vaters, ihm selbst zum Schicksal wurden, als höchste Norm und einzige Kunst demütig anerkannt hat. Der Film, der in keiner Weise nur streng historisches geitdokument sein will, behandelt mancherlei Probleme, Fragen, die uns auch heute noch und heute erst recht angehen. Ob seine Antworten zufriedenstellen, ob sie endgültig und unumstößlich sind, mag der ausübende Künstler und der Kunstfreund selbst entscheiden. Die schauspielerischen Leistungen der Filmdarsteller — soviele Namen, soviele Spitzenkönner — und die wundervolle Musik sind an dieser Stelle bereits gewürdigt worden. ttslurlod Lebwlät. * Schwärmende Bienen. In den Sommermonaten tauchen da und dort Nachrichten auf, daß vornehmlich Kinder und auch Tiere von schwärmenden Bienen überfallen wovden seien. Geht man den Nachrichten auf den Grund, dann wird man in den meisten Fällen feststellen können, Laß schuldhaftes Verhalten der Menschen zu diesen Unfällen geführt hat. Die Biene ist nämlich ein furchtsames Tier, das in einiger Entfernung von seiner Behausung jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen sucht und sich nur im äußersten Notfall zur Wehr setzt. Anders verhält sich die Biene in der Nähe ihrer Wohnung, wenn sie ihr Volk in Gefahr glaubt. Dann versucht sie den vermeint lichen Angreifer selbst unter Einsatz ihres eigenen Lebens ab-' zuwehven. Denn da der Stachel der Biene mit Widerhaken versehen ist, bleibt er in der Wunde haften und verletzt die Biene beim Abreißen so schwer, daß sie an dieser Verwundung ein'geht. Schwärmende Bienen sind keinesfalls angriffslustig, und wenn man sich ihnen gegenüber ruhig verhält, kann man mitten im Schwarm stehen und sich das wundersame Schau spiel ungestört betrachten. Nur darf man nicht nach Len BienLn schlagen. Aue, 26. Juli. Dom Stadtpolizeiamt wird uns mitgeteilt: Alle Volksgenossen, die in der Frage eßbarer Pilze Auskunft haben wollen, können sich an den Buchbinder Max Klinger, Bockauer Straß« 60, wenden, der unentgeltlich Rat erteilt. Es wird erwartet, daß die zum Wohle der Bevölkerung ge- schaffen« Pilzberatungsstelle recht häufig in Anspruch ge nommen wird. Aue, 26. Juli. Die Ortsgruppe Aue-Stadtpark eröffnet heute nachmittag im Hause Martin-Mutschmann-Straße 53 ihre Sammelstelle für die Reichs-Spinnstoff-Sammlung. Die Einwohnerschaft wird gebeten, ihre entbehrlichen Altstoffe dort einzuliefern. Aue, 26. Juli. In einer Sitzung des Führerringes des Allg. Turnvereins 1862, zu der auch die Kameraden der 2. Männerriege eingeladen waren, wurde Kam. Oskar Wieland durch eine vom Reichssportführer herausgegebene Ehrengabe ausgezeichnet. Durch Bezirkssportwart Arnold erhielt er außerdem das Bildnis des Reichssportführers mit eigener Unterschrift und einem Anerkennungsschreiben. Der so ver dient Ausgezeichnete steht bereits im 75. Lebensjahr und ge hört dem ATV. seit 40 Jahren an. Der Verein konnte fünf neue Mitglieder aufnehmen. Lößnitz, 26. Juli. Heute abend 20 Uhr findet im Hans- Schemm-Park ein Serenadenkonzert statt. (Hayden, Mozart, Beethoven). — Die Spinnstoffsammelstelle ist im ehem. Richt- steigerschen Haus am Niedergraben eingerichtet wovden. — Am 30. Juli, abends, hält die Ortsgruppe einen erweiterten Mitgliederappell im Schützenhaus ab. Es spricht ein Gau- redner. Zschorlau, 26. Juli. Die Altmaterialsammlung der Volks- schule hatte mit einer Gesamtpunktzahl von 26 466, das sind durchschnittlich 51 Punkte je Schüler, ein befriedigendes Er gebnis. An Alteisen wurden z. B. 10 335 kg erreicht. Für die besten Sammler kamen wertvolle Preise zur Verteilung. * ** Wolkenstein. Im nahen Ort Venusberg wurde eine Buche, deren Alter auf über 500 Jahre geschätzt wird, gefällt, da sie abzusterben begann. Sie hatte einen Umfang von 4,75 m. ** Marienberg. Auf dem Gelände Les Segelflugplatzes in Großrückerswalde, dessen Betreten verboten ist, fuhr eine Frau mit dem Rad gegen ein gespanntes Seil. Sie mußte ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlen. ** Freiberg. Der Dozent an der Bergakademie Dr. phil. habil. Jurasky ist zum außerplanmäßigen Professor ernannt wovden. , ** Dresden. Auf Veranlassung Les Reichsstatthalters hat die v. Baensch-Stiftung eine Reihe von Gemälden und Pla- stiken aus der „Großen Dresdner Kunstausstellung 1941" erworben. Fußball im Kreis Westerzgebirge. Punktspiele. TuSG Grünhain—Sachsenfeld. Die TuSG, die ihr letztes Punktspiel der ersten Serie beendet haben, hat die Turner zu Gast. Die Gastgeber werden als Staffelführer bestimmt starken Wiederstand leisten, so daß es die Sachsenfelder keinesfalls leicht haben. SG Lauter—Sturm Beierfeld. Ein wichtiges Treffen steigt hiermit auf dem Platz am Waldhaus. Die SG hat in den bisherigen Spielen nicht enttäuscht. Zweifellos werden sich auch die Beierfelder anstrengen, mit nach vorn zu kommen. Morgen heißt es allerdings gut bei der Sach« sein, sonst könnte es leicht zu einer zweiten Niederlage kommen. — Vorher im Gesellschaftsspiel SG Lauter A-Igd.—Beierfeld A-Igd., 14.30. Eiche Zschorlau—SV Schneeberg. Die Schneeberger haben in den letzten Spielen schwache Leistungen gezeigt. Morgen heißt es aber, alle Kraft zusammenzunehmen, wenn gegen Eiche ein achtbares Ergebnis herauskommen soll. T«R Aue—FL Lößnitz. Beide Mannschaften standen sich schon längere Zeit nicht gegenüber. Vor allem muß der TuR auf der Hut sein, er darf seinen alten Rivalen nicht unter schätzen. TuSG Neustädtel—SD Aue. Keineswegs leicht hat es der SV Aue. Neustädtel will erst geschlagen sein, und es heißt Vorsicht walten lassen, damit den bisherigen Siegen keine Ueberraschung folgt. Vordem spielen die beiderseitigen Ju gend-Mannschaften. Anstoß 14.30 Uhr. Sämtliche Spiele beginnen 16 Uhr. wcchvhaftig ein Zigeuner. Auch „Mehlpilz" hörte ich mitunter. Dieser Name ist gleichfalls recht brauchbar, denn der Pilz saßt sich mehlig an. Das Volk beobachtet gut. Freilich: „Tham- pignon" oder „Waldchampignon" — wie ich auch schon an manchen Orten hörte —, diese Bezeichnung würde ich ab- lehnen. Erstens ist der Name französisch, ein Fremdwort, zweitens ist er nichtssagend, und schließlich kann er zu Ver- Wechslungen Anlaß geben, denn ein Champignon ist nun ein mal etwas anderes. Wir erkennen auch aufs deutlichste: Echt volkstümlich ist solch ein Name nie, sondern irgendwo auf gelesen. Gibt es im Erzgebirge jemand, der für den schönen braunen Pilz mit dem gelben oder grünlichen Futter „Maronenpilz" oder gar „Maronenröhrling" sagt, wie das Pilzbuch vorschreibt? Wenn einer mit dem Volke Fühlung hat und nicht bloß mit dem Pilzbuch — dann gewiß nicht. Denn im Erzgebirge kennt man fast nirgends die „Marone", wie die echte Kastanie noch heißt. Und wenn sie doch mal einer ißt, dann ißt er eben eine „echte Kastanie". Marone sagt er nicht. Nein, „Butterpilz" nennen die Leute den be treffenden Pilz. Butterpilz, das versteht jedes Kind. Es ist aber auch treffend, wegen des gelben Futters. Gelegentlich heißt der Pilz noch „Braunpilz", auch das ist anschaulich und aut. Nun höre ich einen Einwand: „Butterpilz" ist im Pilz- buch zufällig schon „besetzt" für eine andere Pilzsorte. Das ist freilich Pech, hat aber doch gar nichts zu sagen. Wir lesen im Pilzbuch bei der.zweiten Pilzart auch „Ringpilz?, weil er einen „Rmg" am Stiele hat. (Der Erzgebirger nennt so etwa» Verwendet die einheimischen Pilznamen. Gin kleiner Beitrag zur Volkskunde. Jede Gegend hat für ihre Blumen, Kräuter, Beeren, Pilze ihre volkstümlichen Namen. Diese dürfen wir nicht etwa geringschätzen, sondern in Ehren halten und pflegen. Ein Bei- spiel: Der Berliner kennt nur „Blaubeeren, Ler Erzgebirger fast nur „Schwarzbeeren", wieder andere Gegenden sagen „Heidelbeeren". Wo das Wort „Heidelbeeren" auch im Erz gebirge bekannt ist, geht es auf schriftsprachlichem Einfluß zurück. Es wäre nun aber grundfalsch, zu sagen: „Heidel- beeren" ist besser als „Schwarzbeeren", oder gar: Heidelbeeren ist Las „richtige" Wort. Das wäre eine Sünde ge?*" das Volkstum, die leider noch recht oft begangen wird. Wir sollen selbstverständlich alle den Namen „Heidelbeeren" kennen, aber für unsern alltäglichen Sprachgebrauch lassen wir ibn uns nicht aufzwingen. Besonders bas sprechende oder schreibende Kind soll zu so etwas nie genötigt werden. Ganz entsprechend verhält e» sich nun bei unsern Pilzen, und hierfür sollen einige Beispiele folgen. Das Kind unserer Gegend und die einheimische Bevölkerung überhaupt sagen zumeist „Zigeuner" für denjenigen Pilz, der in den Büchern „Perlpilz" heißt. Sollen wir den Dolksnamen „Zigeuner" nun ausrotten, damit das Pilzbuch siegt? Jeder Heimat- gebundene Mensch wird da dem Volk-namen den Vorzug geben. Dieser ist wirklich treffend. Denke nur an des Pilzes bräun liche oder braune Farbe und an seinen .Perlenschmuck. Es ist „Hose",) Sprechen wir also meinetwegen von dem „Ring- pilzdamit wir beide Sorten nicht durcheinander bringen. Uebrigens ist der Ringpilz viel seltener als der „Butterpilz". Und der „Rothaut-Röhrling"? Was ist damit überhaupt gemeint, wird der Leser fragen. Der „rote Birkenpilz", wie die Einheimischen ihn nennen. Ich weiß nicht, ob es anderen Leuten auch so gegangen ist: bei Rothaut muß ich immer an einen Indianer denken. Und Rothaut-Röhrling halte ich für eine außergewöhnlich umständliche, geschmacklose Wortbildung. „Rothäuptchen" ist da schon viel besser. Aber in unserer Gegend sagt alles „Birkenpilz" oder „Roter Birkenpilz", weil der schmucke Kerl sehr oft bei Birken wächst und außerdem einen Stiel hat, der bald wie ein Birkenstämmchen aussicht. Der Name „Roter Birkenpiltz" wäre dann wohl der beste, denn es gibt auch einen „Grauen". Der Pfifferling wird hier meist „Gelbschwämmchen" oder „Eierschwämmchen" genannt. Diese Namen kann man mit- unter auch in einem Pilzbuch finden, allerdings bloß nebenbei, denn „Pfifferling" gilt da anscheinend als der eigentliche, der „richtige Name. Wäre aber auch der Dolksname nirgend ge- druckt, wir Erzgebirger würben ihn trotzdem verwenden. > Wir Erzgebirger haben ein Recht darauf, die Pflanzen, die auf unserem Heimatboden wachsen, heimatlich zu benennen. Diese Volksnamen bekunden die wahre, unverfälschte Heimat verbundenheit und Heimatliebe und sind darum aller Pflege wert. Wir wollen diese Namen auch unsern Kindern ruhig lassen, ja, diese Namen sollen bei den erzgebirgischen Junge» und Mädchen weiterleben. K, W., Aue. -
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