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Aer Erbe vom Zreigrafenhof A4. Aortfetzung Köm«» von j. 8vbi>«l6«r?o«r«tl Urhtbrr-Rechtrschutz d»rch Birla, Oakar «trift«,. W«rdau „Gr könnte in keinen besseren Händen sein!- sagt Wolf rum und nimmt begütigend ihre Finger in die seinen. „Ich bin jetzt ganz beruhigt. Schabe, daß man jetzt bei Nacht gar nichts steht. Du bist so lange nicht mehr durch diese Gegend gefahren." Sie seufzt. „Siebenundzwanzig Jahre —!" Auf dem Freigrafenhof schaute Frau Christa sich die Augen aus. „Sie müßten eigentlich bald hier sein," meint sie und streichelt dabei die Hand ihres Mannes. Sie tut eS feh^ zärtlich. Er weiß alles, was sie jetzt zu ihm sprechen möchte; aber gerade, daß sie eS nicht in Worte kleidet, rechnet er ihr hoch an. Worte wären jetzt das Un geeignetste. Dieses Schweigen allein schlägt die Brücke, die zu Lem anderen Ufer hinüberführt, das man sieben- uNdzwanzig Jahre nicht mehr betreten hatte ... „Ich möchte noch mit Burker reden," sagt er und fährt leicht über ihren Arm. „Er weiß noch nicht, daß sie kommen." Burker steht vor der Steintreppe, die zum Hause hin- aufführt und wendet sich um, als die Klinke herab- gedrückt wird. „Geht eS schlechter?" „Nein," sagt Friemann. „Aber du könntest die Hunde verwahren." „Die Hunde? Jetzt bei Nacht?" „Ich möchte nicht, daß sie Lärm schlagen, wenn meine ! Mutter kommt!" l BurkerS Hände machen eine jähe Bewegung. Kein Ton ! dringt über seine Lippen. „Das kommt dir unerwartet, nicht wahr?" fragt Fite- mann mit leichtem Spott. „Ich möchte fast sagen, du bist schuld daran! Du hast es herbeigewünscht! An was man siebenundzwanzig Jahre lang denkt, das mutz doch ein- mal werden!" „Ja!" erwidert Burker nur. „Soll ich zur Bahn fahren?" „Sie kommen mit dem Wagen," entgegnet Friemann und geht wieder ins Haus zurück. Gottes Donner, sinniert Burker und klopft seinen Pfeifenstummel aus, um über diese ganze merkwürdige Geschichte nachzudenken, reichte ja eine ganze Woche nicht! Aber da fühlt er eine Hand auf der Schulter und sieht Heinz hinter sich stehen. „Burker,soll ich gestehen,daß wir uns bereits kennen?" Der Alte meint, es wäre besser, vorläufig darüber zu schweigen. Es sähe nach Falschheit aus und könnte mög- , licherweise wieder alles verderben, was eben anfinge, gut zu werden. „Demo Großmutter versteht das schon!" sagt er. „Sie ist immer eine kluge Frau gewesen." Hinter ihnen taucht plötzlich Frau Christa auf, nimmt Burkers Hand in die ihre und strahlt ihn an: „Hast du das für möglich gehalten, Burker?" „Gewünscht habe ich eS," sagt er und geht jetzt, um die Sunde sorgsam an die Kette zu legen. Seit sie damals , Stepha Jmhüfffo sehr bedrängt haben. Ist Friemann vor- ' sichtig, wenn man Gäste erwartet. Dann läßt Burker die beiden großen Lampen auf den Steinsäulen vor dem Tor aufflammen, hört das Surren eines Motors und will rasch verschwinden: aber Friemann hält ihn zurück. Das Anto steht kaum, da öffnet sich schon der Schlag, und Benno Friemann sieht sich seiner Mutter gegenüber. Was sind Worte in solchen Augenblicken!... Er läßt sich küssen, verspürt, wie ihre Hände die seinen umspannen, und denkt: sie hat sich kaum verändert! Nur das graue . Saar erinnert an die siebenundzwanzig Jahre, die sie fortgewesen ist. Auch Frau Wolfrum hat in einer einzigen Sekunde seine ganze Gestalt in sich ausgenommen, das streng, geschnittene Gesicht, die breiten Schultern, den Silber- streifen an den Schläfen. Siehst du, denkt sie, und doch hast du großer, eigensinniger Junge mit all -einer Dick köpfigkeit das Schicksal nicht aufzuhalten vermocht! ... „Ich möchte dich gern mit meinem Mann bekannt machen." Sie wirft einen dankbaren Blick zu Burker hin über, der sich Wolfrums bereits angenommen hat. , Zum erstenmal steht Benno Friemann vor dem „Krämer", der ihm siebenundzwanzig Jahre lang ein Stein des Anstoßes gewesen war. Zum erstenmal legt MW - HWMÜW WMm AWm Aue, Hindenburgstraße 13 Wolfrum seine Hand kn klebeS ManneS, derMmit aller Macht gesträubt hatte, ihn zum Stiefvater zu bekommen. ES batte ihm nicht- genützt, so wenig, wie sein Wider- stand, ihn in der Stadt zu besuchen. Denn nun kam er, Wolsrum, eben in sein HauS. „Ich schulde Ihnen soviel Dank, daß Sie sich so meine- Sohne- angenommen haben," sagt Wolfrum, undaeht neben Friemann her, während Burker und Frau Wolf rum nachfolgen. „Er ist sicher leichtsinnig gewesen." „Nein," erwidert Friemann ehrlich. „Mein Aeltester hat nicht rechtzeitig Platz gemacht. Die jungen Leute haben ja heute soviel zu denken," fügt er spottend hinzu. Sonst wäre die Sache nicht passiert. Aber sie wird ihm eine Lehre fürs ganze Leben sein! — Meine Frau!" sagt er vorstellend, als Christa ihnen raschen Schrittes ent gegenkommt. — „Wo ist Heinz?" „Oden," gibt Frau Christa Auskunft und überläßt Wolfrum ihre Hand. Sie blicken sich an und verstehen sich. Genau so hat der alte Herr sich die Schwiegertochter immer vorgestellt, klar und offen, mit den Augen Dagos und dem weichen Zauber seiner Stimme. Er bedauert, daß er sie erst jetzt kennenlernen darf. Er sieht Friemann nach, der mit feiner Mutter eben die Treppe hinaufgeht. Der allein ist schuld, daß man bis heute getrennt war. Trotzdem hegt er keinen Groll gegen ihn. Er ist so gerecht, zu denken: ich habe ihm die Mutter genommen. Wie muß er sie geliebt haben, daß er mir diese siebenundzwanzig Jahre nicht verzeihen und ver gessen konnte...! Friemann vermutet seinen Aeltesten in Peter Wolf rums Zimmer: aber er täuscht sich. Heinz hat nicht den Mut, die erste Begrüßung unter den Augen des Vaters stattfinden zu lassen. Er wartet, bis Wolfrum eingetreten ist, kommt rasch durch den dunklen Gang aus die Groß mutter zu und drückt ihr die Hand. Sie weis;, was dieser stumme Empfang bedeutet und gibt den Truck zurück. „Es hat alles so kommen müssen, mein Heinz!" „Bielleicht, Großmutter." „Sicher, mein armer Junge! Was der Herrgott nicht mit Güte zuwege bringt, erzwingt er mit Gewalt. — Wäre ich sonst hier? Du mutzt dich also nicht zu sehr grämen," meint sie und hält noch immer seine Hand fest. „Gehen wir jetzt zu Peter?" Der junge Wolfrum schläft dank der grotzen Dosis Morphium, die ihm der Arzt gegeben hat, tief und un beschwert. In seinem Gesicht spricht auch nicht ein Zug von Schmerz. Es ist eher von einem Lächeln übersonnt. Als Wolfrum die Hand seines Einzigen aufnimmt, zuckt sie leicht. Das ist alles. Und doch ist Wolfrum so zufrieden. Er weitz, datz sein Sohn leben wird, datz es hätte viel, viel schlimmer aus- gehen können. Gewiß, es wird seine Zeit brauchen, bis er wieder auf den Beinen ist, aber dann hat er seinen Jungen gesund wieder. Das ist die Hauptsache. Frau Wolfrum tritt leise herzu, neigt sich über den leicht geöffneten Mund des Schlafenden und kützt ihn. So war es einst auch bei mir, wenn sie zum Gutenacht- sagen auf mein Zimmer kam, denkt Benno Friemann und begreift nicht mehr so recht, was er ihr eigentlich vor zuwerfen hat. — Datz sie von ihm ging? Hatte er nicht Christa? — Daß sie noch einmal ein eigenes Glück an der Seite eines Mannes suchte? Sie war ia noch so voller ^Jugend und Tatkraft gewesen, datz es Strafe für sie be deutet hätte, sich schon zur Rnbe zu setzen. War es nicht ihr gutes Recht geworden, sich wieder in das Leben ein- znfügen, als es sie rief? Datz sie nicht schlecht gewählt hatte, zeigt ihm ein kur zer Blick. Wolfrum ist wirklich ein Mann von Format, und er scheint der Mutter ganz das zu sein, was sie in ihm gesucht hatte. Er, Benno, hatte ihr verwehren wol len, ihr Glück außerhalb des Hofes zu suchen, und sic war so stark gewesen, es sich zu nehmen .., Als unren ein Wagen vorfayrt, verläßt er das Zimmer und trifft in der Diele mit dem Arzt und der Pflegerin, die dieser mitgebracht hat, zusammen. „Es bat sich nichts verändert seither," bemerkt er und nimmt der Schwester die Tasche ab. „Noch immer nicht aufgewacht?" fragt der Arzt un gläubig. „Nein." Den beiden Wolfrums ist es eine Beruhigung, noch einmal zu hören, datz keine unmittelbare Gefahr besteht. Die Schwester übernimmt die Nachtwache. Der Arzt will es so. „So viele Menschen in einem Krankenzimmer tut nicht gut," erklärt er auf Frau Wolfrums bittenden Blick. „Es beeinträchtigt nur die Ruhe des Patienten. Im übrigen sind Sie ja schnell zur Stelle, falls der Kranke Sie zu sehen wünscht." Er vermeidet zu sagen: falls es nötig sein sollte. Das beunruhigte nur über flüssig. Frau Christa, die unten im Etzzimmer dem Mädchen beim Decken behilflich ist, hört Heinz im Nebenzimmer eilt Sturm!" ' - Imhoff bekommt noch eine Kutzhand, dann jagt der Wagen aufheulend davon. — Es sind bereits nahezu zwei Stunden vergangen, als Imhoff durch das Läuten des Fernsprechers aufaeschreckt wird. Er ist ein wenig in Sorge um Stepha und hat sich vorerst noch mit einem Buch in seine Rauchecke im Her renzimmer zurückgezogen. Er mutz sich müde lesen, er würde sonst doch nicht gleich emschlafen. Erwartungsvoll eilt er ans Telephon. „Hier Imhoff!" „Abend, Papa! — Also ich habe Dago jetzt endlich auf gestöbert. Er war im Beethovenkonzert in der Tonhalle. — Wir fahren jetzt. Morgen früh melde ich mich bei dir, sobald es geht." (Forts, folgt.) mit jemand sprechen. Während sse noch überlegt, wen er wohl angerusen hat, vernimmt sie eben: „Ich hätte so gern, daß Dago kommt, Stepha. Aber er hat kein Tele phon in seiner Wohnung — Ach, denkt Christa, wie furchtbar schwer e- der arme Junge doch nimmt... „Soll ich hingehen?" fragt Stepha bereitwillig. „Ja, Heinz? ES ist schon so spät, meinst ou? Ach wo! Erst neun vorbei! Wenn er nicht zu Hause ist, weiß seine Wirtin vielleicht, wo ich ihn finden kann. — Set doch nicht komisch," ruft sie, als er nichts davon wissen will. „Ich bin doch kein Kind mehr. Und rapple dich wieder hoch, Lieber! Du bist ja mit den Nerven toll herunter. DaS übersteht Peter schon! Mir ist nicht ein bißchen bange um ihn. Ich fahre also jetzt zu Dago und richte ihm deinen Wunsch aus. Vielleicht bringe ich ihn gleich selber! Wäre dir bas recht?" „ES wäre sehr lieb von dir, Stepha!" „Schön! Wenn eS klappt, sind wir um elf bei euch. Wenn nicht, wird es eben ein wenig später." „Mutz ich mich sorgen, Stepha?" Ihr Lachen macht ihn nervös. Sie kann ja nicht wissen, wie ihm zumute ist. „Dago fährt doch mit mir!" beruhigt sie ihn. „Ich bin ja nicht allein. — Leg dich ein wenig hin, Heinz! Du hast es wirklich nötig! Ja? — Auf Wieder- sehen!" „Auf Wiedersehen, Stepha!" Aber das hört sie schon nicht mehr. Der arme Kerl scheint ja ganz außer Rand und Band zu sein. Sie will nur schnell noch den Vater verständigen. Imhoff findet, daß es von Heinz etwas viel verlangt ist, erst nach Dago zu suchen und ihn dann auch noch von Stepha auf den Hof bringen zu lassen. „Er hat es ja nicht verlangt," stellt Stepha fest. „Ich habe es ihm ja angeboten. Wenn später aus dem Kreuz hof irgend etwas los ist, muß ich doch auch herunter, ob bei Tag oder Nacht. Nur datz du es dann nicht weißt, du Guter!" „Ach," meint Imhoff ergeben, „ihr jungen Leute müßt eben euren Willen haben. Aber das eine versprichst du mir, sofort morgen früh anzurufen, wie du angekommen bist." „Natürlich, Vater! Wird gemacht! Und der Mama er- zählst du erst morgen davon, sonst gibt's nur wieder Der jugoslawisch« Anßeamiuist» stnkar Markowitsch, der mit dem Ministerpräsidenten eim Führer weilte. (Scherl-Dildarchiv-M.) Die Begegnung in Bordighera. Links von dem Caudillo der spanische Außenminister Serrano Suner, (Luee — Schrl-Bilderdienst-M.) Ein Stapel Granaten in einem Rüstungsbetrieb. (PK-Atlantik-M.)