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WM Da« Hai England angetan. das den Verrat des einstigen vielen anderen Doku- menten im Berliner Zeughaus zu sehen. (Scherl-Bilderdienst-M.) Vizeadmiral Dönitz besuchte «ineu stalienischen Stützpunkt. Der Befehlshaber der Unterseeboote mit dem italienischen Admiral Parona. (PK.-Dietrich-Scherl-M.) 8» de» Kämpfe« iu der Lyrenatka. (Zeichnung Scherl-Bilderdienst-M.) Ein Stein al« Dachschutz. Dieses Felsengebilde im Grenzgebiet von Kenya dient den italienischen Eingcborenentruppen als Unterkunst und Wachschutz. (Atlantic/Luce-M.) Zwei handfeste Seeleute. Diese Matrosen sind ostpreußische Fischer aus dem gleichen Dorf. Beide waren bereits im Weltkrieg Soldat. Zur Zeit sind sie auf einem Vorpostenboot. (Presse-BIldzentrale-M.) cvkkäE / » — > /? c// ^er Erbe vom Zreigrafenhof Kom»n von ). 8okn«i<tvr-k-ovr«tl Urheber-Rechtsschutz durch Derlag Oskar Meister, Werdau Schicksale find wie Wasser, die unvermutet aus der Erde sprudeln, sind Quellen, die sich ungeachtet jeden Widerstandes ihren Weg bahnen, zum Strome an- fchwellen und dem Ziele entgegeneilen, daß ihnen seit Ewigkeiten gesteckt ist. ES gibt solche, die dieses Ziel kaum erwarten können, und andere, die sagen, es käme noch früh genug. Das Schicksal kümmert sich weder um die einen noch die andern. Es verlangt nur von jedem, daß er seine Pflicht erfülle. Dieses Pflichtersüllen ist aber nicht immer leicht, denkt Benno Friemann, der den ReichSgrafenhof bewirt schaftet. Für den Augenblick bestand eigentlich kein Grund zu klagen. Man hatte wieder Freude an der Arbeit, am Besitz, mar wieder stolz auf Grund und Boden und das, was einem in Feld und Stall heranwuchs. Da waren dann auch noch die Kinder, die immer etwas Abwechslung in den Tag brachten, namentlich wenn sie so grundverschieden von außen und von innen sind, wie seine Brnt, daß man nur ein Kopfschütteln dafür findet. Denn alles Nachstudieren hilft nichts. Es kommt nichts dabei heraus, als höchstens ein Lächeln seiner Frau. Und das macht immer wieder verlegen. Ihr tut es keinen Ein trag, daß ihr Aeltester, Heinz, beim ersten Frührot die Decke zurückschlägt, während der Jüngste, Dago, in eben demselben Augenblick seine Lampe löscht, weil 'oder eine ganze Nacht über Büchern und Zeitschriftc sen hat. Selbst die Tochter, Gertrud, die hochstämmig ...e die Rosen im Garten zwischen den beiden Brüdern heran- wächst, beredet dies. Sie ist blond wie der Jüngste, wäh- rend der Aelteste einen schwarzen Haarschopf aufweist, wie er landauf und -ab nicht mehr schwärzer zu finden sein wird. „Das sagst du doch auch, Bater!" sprach der Aelteste, Heinz, eben durchs offene Fenster zum sinnenden Bater herein, „daß in der Waldung drüben geholzt werden muß. Die Stämme nehmen sich ja gegenseitig das Licht weg. An manchen wächst sogar schon das MooS. Dago hat zuweilen ganz verdrehte Ansichten." „Ich finde es eben schön, wenn die Bäume so dicht stehen," verteidigt sich Dago und legt fein Buch auf den Fenstersims. „Man schlägt doch nicht einfach nieder, was fünfzig Jahre und länger gebraucht hat, um zu wachsen und grob zu werden." „A?leS kann man nicht stehen lassen," meint Benno Friemann, den Blick von einem seiner Söhne »nm andern schickend. „Kafür wächst wieder Junge» naAHast du üb rigens etwas von Belang in den alten Chroniken ge- funhLN, Dago?" „BkeN Unser Geschlecht geht bis auf Pipin den Kurzen zurück. Die Freigrafen Friemann hatten ihre eigene Ge- richtSbarkeit und waren sogar mit den Hohenstaufen ver schwägert. Augenblicklich stehen wir nur mehr ans zwölf Männerangen. Du mußt einmal viele Söhne bekommen, Heinz, damit wir nicht anssterbcn." Das ärgert Benno Friemann. Dago sagt immer alles heraus, waS er sich gerade denkt. Er, der Bater, denkt anders. Heinz ist erst siebenundzwanzig Jahre. Da hat cs noch Zeit. Er und Christa sind selbst noch rüstig. Sind selbst noch jung genug, um schaffen und wirken zu können. Was soll da jetzt schon ein zweites Paar auf dem Hofe'? ES gäbe nur Uuzntrüglichkeitcn. „Laßt erst eure Schwe ster heiraten," sagt er und klappt das Fenster zu. „Manchmal ist Bater seltsam, nichl'?" meint Dago und nimmt das Buch auf, das vom Fenstersims gerutscht ist. Er stiebt es säuberlich ab und nickt dabei der Schwester zu, die eben über den Hof kommt. Es würde sicher nicht schwer sein, einen Mann für sie zu kriegen, so schmal und schlank wie sie war, mit dem Sonucnglanz über dem Scheitel und den großen braunen Augen, die fortwährend von all dem sprechen, was in ihrer Seele vorgcht. » Beide Brüder lieben sie. Aber cS ist ein Unterschied in ihrer Liebe. Heinz lehrt Ne. wie man ein Pferd zurcitet, daß eS willig jedem Schenkeldruck gehorcht und daß cs einen niemals aus dem Sattel zu werfen vermag. Er zeigt ihr, wie man die Körner sät, daß sie wie ein feiner Regen über die empfangende Erde fallen, nimmt sie mit auf die Felder, wenn sich die ersten grünen Spitzen ans den braunen Schollen heben, und sitzt mit ihr am Bach, wenn die Weidenkätzchen anfangcn, ihre Hüllen zu öffnen. Seit sie einmal einem Kälbchen, das nicht trinken wollte, so lange zusprach, bis sich das Tier bequemte, an der Mutter zu sangen, nimmt er sie auch mit in die Stallungen upd auf die Weide und freut sich, wenn ihre Finger so behutsam über Felle und Gefieder streicheln. Dagos Liebe ist anders. Er komponiert Lieder für sie und schleppt Bücher und Zeitschriften ins Haus, damit sie unter seiner Leitung kennen lerne, was Wert nnd Un- wert ist. Er lehrt sie Bach nnd Schubert, Beethoven nnd BrahmS verstehen und einen Goethe nnd Lenau be greifen. Sie weiß, wenn seine Geige erklingt, in welcher Stimmung er ist, lacht mit ihm oder schweigt nnd sitzt halbe Nächte mit ihm über den altön Chroniken, aus denen er die Geschichte der Familie zusammenstcllt. Daao weiß, woher Heinz seine schwarzen Haare bat. Mag Benno Friemann anch darüber lachen, er zwingt den Bater einfach, ihm zuznhören, daß ein Leopold Friemann 1788 von einer Neise nach Ungarn ein Zigcnnermädchen mit nach Hause gebracht hatte nnd trotz Widerstand und angedrohter Enterbung heiratete. „Und jlist von dem Zigcnnermädchen kommt also Heinz' schwarze Mähne," spottet Benno Friemann. „Sicher, Bater!" „Blödsinn!" Im stillen aber denkt er: man must den Kindern nicht immer zeigen, daß sie recht haben. Es ist immerhin möglich, daß sich so etwas vererbt nnd nach zweihundert Jahren noch einmal znm Durchbruch kommt. «Lslt -u denn agch schon heranSgeklüaelt/ fragt er fponenv, „woher du diesen Trieb zur Musik hast' und deine Dickköpfigkeit, Arzt zu werden?" ,Aa," sagt Dago nnd hlcibt ganz ernst dabei. „Für den Trieb znr Musik ist jedenfalls Mutters Großvater verantwortlich. Wer das andere auf dem Gewissen hat, das muß ich erst noch herausbekommen, du sicher nicht, Vaters Benno lacht. Weiß Gott, der Junge hat recht. Er hatte sich immer nur mit Ach und Krach durch die verschiedenen Schulen geschlagen und war froh gewesen, alles, waS nicht zu einem gediegenen Landwirtsmissen gehörte, ab- wälzcn zu können. WaS er aber konnte, das konnte er ganz. Daß sein Jüngster Arzt wurde? Er hatte lange ge braucht, bis ihm das in den Kopf ging. Ihm war alles Krankhafte verhaßt, ein Gegenstand des Anstoßes und ein Grund, ihm tunlichst ans dem Weg z« gehen. Dago aber suchte es geradezu. Um alles, waS siech nnd verkümmert war, nahm er an sich, trug es an die Sonne, schleppte cs in Licht und Lust und suchte Wege, wie eS genesen konnte. Benno Friemann hatte es sich ein für allemal abge wöhnt, darüber zn reden. Er znckte nur noch die Achseln. Man mußte seinen Kindern selbst Überlassen, sich ihr Be- tätignngsfeld zn wählen. Zwang nützte in Bcrnfssachcn nicht das geringste nnd verdarb nnr. Als er jetzt nach den Stallnngcn hinttbcrgeht, blickt er noch einmal zurück und sicht, wie sie ihm znwinken. Es ist doch schön, daß sie da sind. „Bater ist so unendlich gut," sagt Gertrud und lächelt dabei Dago an. Er gibt das Lächeln zurück und denkt, wie wundervoll die Schwester aussieht. Ihr Gesicht läßt sich im Ausdruck nicht beschreiben. Es wechselt zu sehr. Das Leben hat es noch zu wenig geprägt, als daß cs schon bestimmte Züge angenommen Hütte. Es ist noch vollkommen klar und un- gezeichnet. Nnr die Freude am Sein ist darin ank-ge drückt. Der Schritt der Schwester ist so leicht, wie der deS Baters schwer ist. Und ihre Stimme so hell, wie die seine dunkel klingt. Sie lieben sich alle in- nnd miteinander: Eltern nnd Kinder. Und sic lieben iu dieser Einheit auch ihren Hof, ihre Aeckcr nnd Wiesen, ihren Wald, das Endchen See, das eigentlich nur cin Teich ist, lieben es alles mit einer Leidenschaft, die Bemnndcrnng erregt nnd Achtung ab nötigt. Sie würden eS nicht minder leidenschaftlich lle- den, wenn es anch nnr ein kleines Gnt wäre, nnd nicht o in die Weite und Breite ginge wie der Reichsgrafen- "^rau Christa ist aus einem ganz anderem Hause ge kommen. Ihr Bater mar Forstmeister. Es fiel ihr nicht schwer, die Brücke von ihrem Heim nach dem Reichs- arafenhof zu schlagen. Was ihr fremd war, in das lebte sie sich ganz einfach hinein. Ans Liebe! Aus Pflicht! Erst gegen Benno allein, dann, als die Kinder kamen, auch ihretwillen. Der Herd auf dem ReichSgrafenhof war zweimal so groß als der im Elternhanse, das Gesinde viel zahlreicher. Aber wie zu Hanse Über dem wenigen, so steht sie hier über dem ojeley. Immer au» ihrem Posten, als Fran ! gl« Kameras, aw ^uner uno perrm. ^""1- Must )