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12. Aortsetznug HMinM V G ' Evpyright bq Karl Köhltr » La. Verlln Ein Nomim aus groß-r Zett von Olsrtd von -anstelu oliten, wird Ihnen als gute Prise hinter der Fregatte her. Wilhelm und Luise sahen in der viel engeren Kabine, die man ihnen angewiesen, und starrten trübe vor sich hin. Anstatt nach Deutschland ging es in die russische Hauptstadt. In dieser Stunde wußte auch die tapfere Luise sich keinen Rat. „Mein Mickn Ist st, Riga erkrankt. An der Cholera. Da» »ar vor vier Wochen. Jetzt glaubten wir, baß bi» Stellung in- zwischen besetzt sei und wollten nicht »ergebens rtisen. Da sind wir lieber wieder zurückgekehrt." Gut, daß Luise genau gelesen hatte, baß der Paß vor sechs Wochen ausgestellt war. Der Offizier nickte. „Stimmt mit dem Datum. Dies« Schiss hier hat Schmugg- lerware an Bord. Kriegskonterbande, die nach Preußen bestimmt ist, und wird von uns in» Schlepptau genommen, um nach Pe tersburg gebracht zu werben. Selbstverständ ich vergreifen wir uns nicht an Passagieren. Sie werden uns g eichfall» nach Pe tersburg begleiten müssen. Stellt e» sich dort in der Tat herau», baß Sie bet der Manufaktur angestellt werben ollten, wird Ihnen kein Haar «krümmt, und ich denke, Sie werden auch jetzt noch dort Ihr Brot finden. Ich bitte Sie, schnell Ihre Sachen au» her Kabine zu holen und mir zu folgen. Es war freilich nur eia sehr Leines Päckchen, bas Wilhelm zu holen hatte, und der Offizier würde sich gewundert haben, baß es nichts enthielt, als einige Toilettenaegenstände Luises. Aber bann mußten sie die Strickleiter hinabklettern und dem Offizier, der durchaus höflich war, gegenüber Platz nehmen. Endlich standen sie an Bord der kanvnenstarrenden Fregatte. Roch einmal ein scharfes Verhör und «ine streng« Paßkontrolle vor dem Höchsttommanbierenden der Fregatte. Dann standen sie an Bord des russischen Kriegsschiffes und mußten mit ansehen, wie die Mannschaft des Seglers gefesselt als Gefangene an Bord gebracht wurde. Eine starke Trosse wurde gespannt. Das Segelschiss fuhr nun Sechstes Kapitel. Im Gegensatz zu den beiden ruhigen Nächten, die Luise und Wilhelm Hartmut auf dem Barkschiss verbracht hatten, war diese Nacht auf der Fregatte voller Unruhe. Die große Besatzung de» Schisses, die bis spät in die Nacht ertönenden militärischen Kom mandos allein hatten genügt, ihnen den Schlaf zu rauben. Wie viel mehr bas Bewußtsein ihrer eigenen Gefahr. Nicht einmal laut zu sprechen dursten sie wagen, ohne in Angst zu sein, sich auf fällig zu machen. Wilhelm erging sich in Selbstvorwürfen. „Es ist ganz sicher, daß ich in Petersburg verloren bin. Selbst wenn man nicht darauf kommen sollte, daß ich der ge flohene Verurteilte bin, in jedem Falle habe ich den Kommodore der Fregatte belogen. Ich habe einen falschen Paß! Aber, es ist nur zu leicht, baß die volle Wahrheit herauskommt. Wir sind in Riga an Bord eines Schisses mit Konterbande gegangen. Wahr scheinlich hat der Haß des Obersten Tschernikoff alle Hafenbehör den benachrichtigt. Er wird seine Späher haben und mich er kennen. Das wäre ja schließlich gleich. Ob ich damals in Olai erschossen wurde oder jetzt — was liegt daran. Aber du! Du, die mir gefolgt ist! Du, die sich für mich geopfert, bist mit mir ver loren! Wenn ich nur wüßte, wie ich dich retten könnte." Luise verstand sehr gut, was Wilhelm bewegte, aber ihr mutiger Charakter und ihre Willenskraft, die sie ihrem Oheim Gotzkowsky innerlich so verwandt machte, ließ ihre Gedanken andere Wege gehen. „Es ist Torheit, setzt unsere Zeit mit müßigen Klagen zu ver bringen, anstatt zu überlegen, wie wir der Gefahr begegnen." „Da gibt es keinen Weg. Das ist ganz einfach vorgezeichnet. Sobald wir in Sankt Petersburg ankommen, sind wir verloren und werden erschossen." „Das ist Torheit. Warum sollte man den Porzellanarbeiter Wilhelm Kalluweit erschießen. Jetzt laß mich reden. Nicht wahr, du warst doch, ehe du nach Berlin kamst, selbst in der Meißener Porzellan-Manufaktur?" „Ich habe dort unter Reichard gearbeitet. Als bann unser großer König in Sachsen etnbrach und Reichard mit drei anderen auf dem Königstein gefangen gesetzt wurden, weil man fürchtet«, sie könnten ihre Geheimnisse dem König von Preußen verraten, floh ich in meine preußische Heimat zurück und war froh, Kommis bei deinem Onkel Gotzkow»ky werden zu können. Reichard soll in der Zwischenzeit auch geflohen sein. Ich habe Herm Gotz- kowsky von Ihm gesprochen." „Ich erinnere mich, daß du meinem Oheim sogar ei» Zeugnis von der Leitung der Meißener Porzellanmanusaktur zeigtest. Schade, daß du es nicht hier hast." „Ich habe «» bei mir, ich habe meine Papier« b«i mir ver- st«ckt, abrr, was nutzt bas?" „Gid mir di« Papiere." E» war alltrding« «in Päckchen vergilbter, aus den Reisen durchschwitzter Papiere, die Wilhelm, ohne zu wissen, was Luise, deren Gesicht rübig und energisch geworben, vorhatte, ihr nun aushändigt«. Ja der Kabine war es natürlich vollkommen dunkel, und es wäre ausgesallen, wenn die beiden mitten in der Nacht etwa »ine Kerze entzündet hätten, aber durch einon Spalt der Tür drang ein Lichtschein. Der Korridor der Fregatte war erleuchtet und ein« Oellamp« hing dicht vor ihr«» Kabine. Luise nahm dl« Papier», stellte sich dicht an di« Tür und la». Dann riß sie mit geschickter Bewegung einen Teil de» Zeugnisse» ad und zerfetzte ihn in kleine Stückchen. Ebenso erging es verschiedenen ande ren Papieren, und endlich nahm sie allerhand Schriftstücke au» ihrem Busen, die sie dort versteckt hatte, zerriß sie gleichfalls, trat an das kleine Bullaugenfenster der Kabine, öffnet« «s vorsichtig, spähte hinaus und warf dann mit entschlossenem Schwung da» iusammengeknüllt«, zerissene Papier in das Meer. „Was tust du?" „Jetzt ist unsere einzige Rettung, baß du eben der Porzellan macher Wilhelm Kalluweit bist." „Man wird wissen, daß er tot ist." „Es wird mancher totgesagt, der lebt. Alter und Beschrei bung der Person sind fv, daß sogar der Kommodore es geglaubt hat. Ich habe soeben alle Papiere vernichtet, die unsere wahren Namen enthielten. Ls ist sehr leicht möglich, daß man uns, viel leicht schon aus diesem Schiff, vielleicht zu Lande, einer genauen Leidesunterfuchung unterwirft. Ich habe sogar die ja jetzt wertlos gewordenen Schreib«« an unserrn Vertreter in Riga und den Passierschein des General» Fermor zerrissen." „Da, war deine einzige Rettung." „Im Gegenteil. Unser« Rettung ist, baß du jetzt der Por- zellanarbeiter Wilhelm Kalluweit bist, der «In glänzendes Zeug- als der sächsischen Porzellanmanufaktur mitbringt." „Das lautet auf Wilhelm Hartmut, und du hast es ja auch zerrissen." „Komm her an die Tür. Würden wir den Namen zu ändern versuchen, wäre es eine Urkundenfälschung und könnte entdeckt werden. Daß auf deinen großen Reisen eine Eck« des zermürbtrn, vergilbten Papiers abgerissen ist, muß jeder für möglich halten. Gut, daß der Mann wenigstens auch Wilhelm hieß. Sieh her. Ich Hobe die Ecke sehr vorsichtig entfernt. Hier hat gestanden: „Zeugnis für den Porzellanarbeiter Wilhelm Hartmut aus Mei ßen. Lies, wasittzt noch basteht." Wilhelm nahm das Papier. „Zeugnis für den Pvrzellanarbetter Wilhelm H aus Me " „Das „H" kann man ebenso für ein „K" lesen und wird es ganz gewiß tun, wrnn man der Ueberzeugung ist, daß du Kallu- Kornblumen. Du lieblicher Wildling, gesprengt in die goldene Au, du reizendes Unkraut m frommem h.iligem Blau. Schaust aus reifenden Aehren, als wäre die Erde dein, mit offenem Auge groß in den Himmel hinein. Staunst in die Sonne, die Herrin auf goldenem Thron, spielst wie ein lachende» Kind mit dem flammenden Mohn, weißt nichts von des Wand'rerS Entzücken, des Sämann» Zorn, blühst froh mit den Scharen der Schwestern im wogenden Korn. Frida Schanz. gegen sie hegte und sie frei aus dem wen ließ. ilhelm ein Herz und fragte «inen der „Wir haben Hunger." „Warum kommen Sie nicht in die Messe." Man brachte ihnen heißen Te« und Gebäck. E» war klar, baß man keinen Verdacht, Deck der Fregatte umhergel Endlich faßte sich Wil Bootsmänner: „Wann wirb die Fregatte in Riga sein?" Der Mann lachte hell auf. „Riga? Wir sind auf glatter Fahrt nach Sanft Petersburg. In dieser Nacht haben wir die Insel Oesel passiert. In drei Tagen werben wir dort sein, wenn der gute Wind anhält." Da» war immerhin für den Augenblick eine gute Nachricht, denn in Riga wär« bi« Gefahr einer Entdeckung am größten ge wesen. Der Wind dielt an und die schnelle Fregatte machte gute Fahrt. Nach drei Tagen warf sie im Hafen von Kronstadt Anker. Jetzt zum ersten Male wurden sie wieder vor den Kommodor« gerusen. „Sie werden mich aus der Barkasse nach Sanft Petersburg begleiten und dort in Hast genommen, hi» der Direttor der Por- zellanmanufaktur bestätigt, daß Sie derjenige sind, al» den Ei« sich ausgeben. Machen Sie sich bereit." Der Kommodore war gleichfalls ein Preußenfeinb, aber, « wußte, daß geschickte Porzellanmacher gesuchte Personen wäre» und beachtete nicht einmal, baß Wilhelm Hartmut erbleicht« Würde er sein Gesicht beohachtet haben, hätte er wohl Verdacht geschöpft, wenn er ihn nicht bereits hegte. Wieder war es Luise, die auch jetzt den Kopf oben behielt Sie wurden auf die Barkasse gebracht. Damals, als eben erst die Festungswerke aus Kronstadt nach den Entwürfen besselbei Generals Tottleben, der sich in Berlin so menschlich gezeigt, voll endet wurden und der erst hundert Jahre später geschaffene See kanal durch die flache, vielfach versumpfte Newabucht noch nicht bestand, war es größeren Fahrzeugen nicht möglich, zu dem, erf in den letzten Jahrzehnten unter der Kaiserin zu einer stolzen Re- sidenz ausgebauten Sankt Petersburg, hem heutigen Leningrad, zu kommen. Es war eine recht unangenehme Fahrt, zumal Luise, sich be mühte, laut und harmlos zu plaudern und Wilhelm alle Krass zusammennehmen mußte, seine Erregung zu bemeistern. Am Lande wurden beide unter militärischer Bedeckung l» eine Kaserne gebracht und in ein Arrestlokal eingesperrt. Wilhelm nickte traurig. „Gefangen sind wir also schon. Luise, wenn du wüßtest welche Vorwürfe ich mir mache, daß du mein Schicksal teilst." Einen vollen Tag mußten sie in dem Gefängnis verbleiben dann holte man sie. „Wilhelm Kalluweit." „Du wirst gerufen." In der fremden Aussprache de» Russen hatte der ihm gleich- falls fremde Name ihm so unverständlich geklungen, baß Wilhelm gar nicht verstanden hatte. „Sie bleiben hier." Luise sagt« energisch: „Nein, ich verlass« meinen Man» nicht." Der Russe sagte nichts weiter und beide wurden in ein Büro- zimmer der Kaserne geführt, in der ein alter Mann nehen hea Kommodore der Fregatt« stand. „Fedor Romanowitsch, diesen Mann habe ich auf einer Prise, bi« Konterbande nach Memel bringen wollte, gefunden. Er de- hauptet, der von Ihnen verpflichtete Porzellanmacher Wilhelm Kalluweit aus Memel zu sein, befand sich aber seltsamerweise aus der Fahrt nach Memel." Fedor Romanowitsch sah Wilhelm erstaunt an. „Wer wollen Sie lein?" (Fortsetzung folgt.) wett heißt.' Mv— kann «b«nso Memel al» Meißen heißen. Der Vorname der Frau bt» Kalluweit ist im Paß nicht erwähnt, wohl aber, daß er verheiratet war. E» Hilst nun nicht». Du mußt fest erklären, bah du dieser Kalluweit bist und da» Zeuani» neben dem Paß wird dich bralaublaen. Wir müssen zunächst bi« einmal begonnene Verwrchslung fortsetzrn, in Petersburg bleiben unb «arten, bi» sich eine Gelegenheit bietet, wenn alle» ruhiger ge- wordän, wieder zu fliehen. Äa» tut e», v«nn du zunächst wieder Porzellanarbeiter «irst." Wilhelm überl»gt«. „Du hast recht. Wie tapkr du bfftl* „Und jetzt laß «n» vnfuchen »« schlafen. E» könnt« aussal- l«n, wenn man un» rede» hört." , Während WNH«lm sich wach unb unruhig aus seine« Lager wälzte, gelang es der geistesstarken Luise in der Tat, noch ein paar Stunden Schlummer zu finden. Es wurde Tag. Niemand kümmert« sich um die dtiben. „Wir woll«n an Deck gehen. Wir dürfen unter keinen Um- ständen ängstlich erschtinen, ober gar «in böse» Gewissen zeigen. Der Kommodore ging dicht an ihnen vorüber unb erwiderte gleichgültig ihren Gruß. Luis« trat an den Schissskoch hrran, brr in brr Tur brr KüchenkombÜfe stand. kür Lritzett- unä Oaskeuerung, livkvrt günstig bei grober ^u»vv»bl Na* LL»««««- Kuk 640 " LtLnä. in 20 lcompl 6»ä«»inri«i>tungen. Besuche« St« dl« Ke«berg GastftStte! -ter isst e« gemütlich. Freibank Griesbach. Geaeeabe«» ab S Ätzer RindU-isch. öMM-WlWl» die günstige Einkaufs-Gelegenheit stark zurückgesetzter Sommerwaren im Schuhgeschäft Fritz Preis Schneeberg, Markt. I-Mkl-WW mit Zubehör, in Stadtmitte, ab 1. «vgust g« vermiet««. Schriftliche Angebote unter S 1V55 an di« Geschäftsstelle dieses Blatte« in Schneeberg erbeten. Z-Zimmer-Altwohnung von anständigem, sauberem Ehepaar zu mieten gesucht. Angebot« unter S 1SS8 an dir Geschäftestelle diese» Blatte» in Schneeberg. Holzbündelpreffe 28 em O, für 20 RM «tzavroiet ^2t-Lieferwagen 11 <26 ?8, versteuert und fahrbereit, für 176 RM zu »«»kaufen. 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